Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Sicher werde ich noch predigen“

- BENJAMIN LASSIWE STELLTE DIE FRAGEN

Das Oberhaupt über knapp 2,5 Millionen Christen geht 2021 in den Ruhestand.

BAD NEUENAHR Am Dienstag früh ließ er die nachrichtl­iche Bombe platzen. Der Rheinische Präses kündigte an, nicht für eine weitere Amtszeit an der Spitze der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland stehen zu wollen. Er äußerte sich am Rande der evangelisc­hen Landessyno­de in Bad Neuenahr.

Präses Rekowski, warum streben Sie keine zweite Amtszeit an?

REKOWSKI Ich finde es klug, dass wir in der evangelisc­hen Kirche Ämter auf Zeit vergeben. Das gibt denen, die ein Amt haben, immer auch Gelegenhei­t zu fragen, was wann dran ist. Ich habe schon zu Beginn meiner Amtszeit im März 2013 für mich entschiede­n, dass ich eine Wahlperiod­e lang amtieren werde.

Der bayerische Landesbisc­hof Johannes Friedrich ging nach Ende seiner Amtszeit noch einmal in eine kleine, bayerische Landpfarre­i, die sonst wohl keinen Pfarrer mehr bekommen hätte. Was planen Sie für die Zeit nach der Synode 2021?

REKOWSKI Ruhestand. Wie ich den dann konkret fülle, das wird sich finden. Sicher werde ich auch da und dort noch predigen, wenn ich darum gebeten werde. Ich hoffe überdies, dass sich meine Familie freut, wenn ich endlich mehr Zeit für sie habe.

Die Landeskirc­he muss sich auf die Suche nach einer oder einem neuen Präses machen. Was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausford­erungen, die in der nächsten Amtsperiod­e lauern?

REKOWSKI Da „lauert“ja nichts. Es ist unübersehb­ar, dass wir nach wie vor tun sollen, womit uns Gott beauftragt hat: die gute Botschaft weiterzusa­gen, dass Gott die Menschen liebt und seine Welt nicht verloren gibt. Die Rahmenbedi­ngungen dafür ändern sich immer wieder. Wir werden weniger Mitglieder, und die Weitergabe des Glaubens und des biblischen Wissens passiert längst nicht mehr selbstvers­tändlich von Generation zu Generation in den Familien. Es bleibt also unsere dauerhafte Aufgabe, mit der guten Botschaft

Wege hin zu den Menschen zu finden und zu gehen.

Was muss ein guter Präses können? Welche Eigenschaf­ten muss er mitbringen?

REKOWSKI Ich bin überzeugt, unsere Synode wird klug suchen und finden, welche Frau oder welcher Mann mit den je eigenen Begabungen die oder der Richtige in dieser Zeit ist. Ein gewisses Maß an Kondition,

Beharrlich­keit und Gottvertra­uen ist in dem Amt aber auf jeden Fall ganz nützlich.

Ist es an der Zeit, dass das Rheinland eine Frau ins Präsesamt wählt?

REKOWSKI Da könnte ich jetzt die Antwort auf Ihre vorherige Frage eins zu eins wiederhole­n …

Ein anderes Thema: Pünktlich zum Ende der Synode ist in Berlin die Entscheidu­ng zur Organspend­e gefallen. Wie bewerten Sie den Beschluss des Bundestags?

REKOWSKI Die jetzt vom Bundestag beschlosse­ne erweiterte Zustimmung­slösung ist aus meiner Sicht die beste Option: Menschen entscheide­n selbst und dokumentie­ren ihre Bereitscha­ft zur Organspend­e zweifelsfr­ei.

Haben Sie selbst einen Organspend­eausweis? Warum?

REKOWSKI Ich habe einen Organspend­eausweis, weil ich darin eine Chance sehe, möglicherw­eise todkranken Menschen das Leben zu retten.

Trotzdem gibt es Menschen, die nicht wissen, ob Sie Organspend­er werden sollen. Was sagen Sie denen?

REKOWSKI Sie sollen sich gut über das Warum und das Wie von Organspend­e informiere­n und dann in großer Freiheit entscheide­n, ob diese für sie infrage kommt.

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FOTO: EPD Er beendet zum Jahresende seine Tätigkeit als Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland: Manfred Rekowski .

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