Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Sicher werde ich noch predigen“
Das Oberhaupt über knapp 2,5 Millionen Christen geht 2021 in den Ruhestand.
BAD NEUENAHR Am Dienstag früh ließ er die nachrichtliche Bombe platzen. Der Rheinische Präses kündigte an, nicht für eine weitere Amtszeit an der Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland stehen zu wollen. Er äußerte sich am Rande der evangelischen Landessynode in Bad Neuenahr.
Präses Rekowski, warum streben Sie keine zweite Amtszeit an?
REKOWSKI Ich finde es klug, dass wir in der evangelischen Kirche Ämter auf Zeit vergeben. Das gibt denen, die ein Amt haben, immer auch Gelegenheit zu fragen, was wann dran ist. Ich habe schon zu Beginn meiner Amtszeit im März 2013 für mich entschieden, dass ich eine Wahlperiode lang amtieren werde.
Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich ging nach Ende seiner Amtszeit noch einmal in eine kleine, bayerische Landpfarrei, die sonst wohl keinen Pfarrer mehr bekommen hätte. Was planen Sie für die Zeit nach der Synode 2021?
REKOWSKI Ruhestand. Wie ich den dann konkret fülle, das wird sich finden. Sicher werde ich auch da und dort noch predigen, wenn ich darum gebeten werde. Ich hoffe überdies, dass sich meine Familie freut, wenn ich endlich mehr Zeit für sie habe.
Die Landeskirche muss sich auf die Suche nach einer oder einem neuen Präses machen. Was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen, die in der nächsten Amtsperiode lauern?
REKOWSKI Da „lauert“ja nichts. Es ist unübersehbar, dass wir nach wie vor tun sollen, womit uns Gott beauftragt hat: die gute Botschaft weiterzusagen, dass Gott die Menschen liebt und seine Welt nicht verloren gibt. Die Rahmenbedingungen dafür ändern sich immer wieder. Wir werden weniger Mitglieder, und die Weitergabe des Glaubens und des biblischen Wissens passiert längst nicht mehr selbstverständlich von Generation zu Generation in den Familien. Es bleibt also unsere dauerhafte Aufgabe, mit der guten Botschaft
Wege hin zu den Menschen zu finden und zu gehen.
Was muss ein guter Präses können? Welche Eigenschaften muss er mitbringen?
REKOWSKI Ich bin überzeugt, unsere Synode wird klug suchen und finden, welche Frau oder welcher Mann mit den je eigenen Begabungen die oder der Richtige in dieser Zeit ist. Ein gewisses Maß an Kondition,
Beharrlichkeit und Gottvertrauen ist in dem Amt aber auf jeden Fall ganz nützlich.
Ist es an der Zeit, dass das Rheinland eine Frau ins Präsesamt wählt?
REKOWSKI Da könnte ich jetzt die Antwort auf Ihre vorherige Frage eins zu eins wiederholen …
Ein anderes Thema: Pünktlich zum Ende der Synode ist in Berlin die Entscheidung zur Organspende gefallen. Wie bewerten Sie den Beschluss des Bundestags?
REKOWSKI Die jetzt vom Bundestag beschlossene erweiterte Zustimmungslösung ist aus meiner Sicht die beste Option: Menschen entscheiden selbst und dokumentieren ihre Bereitschaft zur Organspende zweifelsfrei.
Haben Sie selbst einen Organspendeausweis? Warum?
REKOWSKI Ich habe einen Organspendeausweis, weil ich darin eine Chance sehe, möglicherweise todkranken Menschen das Leben zu retten.
Trotzdem gibt es Menschen, die nicht wissen, ob Sie Organspender werden sollen. Was sagen Sie denen?
REKOWSKI Sie sollen sich gut über das Warum und das Wie von Organspende informieren und dann in großer Freiheit entscheiden, ob diese für sie infrage kommt.