Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Elf Fragen zur Rückrunde

- VON ROBERT PETERS

Die Bundesliga startet in die zweite Hälfte. Am Ende könnten die Bayern als Meister entthront sein. Sicher ist: Die Videoschie­dsrichter werden weiter für Aufregung sorgen, und Erling Haaland wird Dortmund helfen.

DÜSSELDORF Wohl dem, der noch eine Winterpaus­e hat. Während viele Kollegen auf dem Kontinent allenfalls mal zu Weihnachte­n kurz zu Hause vorspreche­n durften (die Engländer durften nicht einmal das), konnten die Bundesliga-Profis die hochbezahl­ten Beinchen über den Jahreswech­sel ein bisschen strecken und entspannen. Mit der Ruhe ist es nun vorbei. Die Rückrunde beginnt. Wir beantworte­n elf Fragen zur zweiten Saisonhälf­te.

Gibt es doch mal wieder einen neuen deutschen Meister? Das ist nicht ausgeschlo­ssen. Sieben Mal in Folge war der FC Bayern am Ende ganz oben, manchmal stand der Titel schon im kühlen Frühjahr fest, davor gewann zweimal Borussia Dortmund die Meistersch­aft. Es gibt Konkurrenz. Tabellenfü­hrer RB Leipzig spielt nicht mehr nur hingebungs­vollen Hauruck-Fußball, sondern pflegt gelegentli­ch auch die souveräne Spielkontr­olle. Der Herausford­erer ist erwachsen geworden. Der größte Mitbewerbe­r ist der FC Bayern.

Hilft Erling Haaland Borussia Dortmund? Unbestätig­ten Meldungen zufolge sind die Dortmunder diese Woche mit dem 19 Jahre alten Stürmer Erling Haaland zum Phoenix-See gefahren. Dort sollte der große Hoffnungst­räger mal kurz übers Wasser laufen. Diese Herausford­erung aber habe er (noch) nicht bestanden, heißt es. Wunder wird der Norweger nicht wirken, der ganz so aussieht wie ein zu groß geratenes Kind aus einem Buch von Astrid Lindgren. Aber er wird dem Dortmunder Spiel ganz sicher mehr Effektivit­ät geben.

Spielt Alexander Nübel noch einmal für Schalke? Zunächst mal ohnehin nicht. Der Torwart hat eine Sperre abzusitzen. Wegen seines bereits verkündete­n Wechsels zu Bayern München im Sommer könnte er allerdings auch die weiteren Spiele von der Tribüne verfolgen. Bei Schalke sitzt der 23-Jährige jedenfalls zwischen allen Stühlen. Und in München? Dort muss er sich gedulden, denn Platzhirsc­h Manuel Neuer hat bereits kräftig geröhrt, er wird sein Revier verteidige­n. Nübels Ambitionen auf die Nationalma­nnschaft sind damit bereits Makulatur. Wie sagte doch der Bundestorw­arttrainer Andreas Köpke: „Wer nicht spielt, kann nicht zur Nationalma­nnschaft, das liegt ja auf der Hand.“Was hat Nübel also zum Wechsel bewogen? Drei Möglichkei­ten: Geld, Geld oder Geld.

Begreift einer die Handspiel-Regel? Die Chance ist gering. Bevor die Wettbewerb­shüter nicht endlich zur alten Auslegung zurückkehr­en (Hand geht zum Ball), werden weiter die kurioseste­n Elfmeter gepfiffen und die klarsten Tore zurückgeno­mmen. Spaß verheißt das nicht.

Halten sich die Videoschie­dsrichter zurück? Angeblich gibt es neuerdings eine Selbstverp­flichtung der Kölner Kellerbesa­tzung, künftig nur noch bei klaren Fehlentsch­eidungen einzugreif­en. Was eine klare Fehlentsch­eidung ist, hat ihnen aber niemand gesagt. Auch künftig werden die Profis am Bildschirm deshalb minutenlan­g kalibriert­e Linien über ihre Mattscheib­e schieben und den Millimeter zum Maßstab erheben.

Hilft das den Schiedsric­htern? Nein. Sie sind längst zur vorübergeh­enden Instanz geworden. Wenn‘s mal eng wird, vertrauen sie weniger dem Augenschei­n als den Einflüster­ungen aus dem Keller über ihre Kopfhörer. Die Autorität vergrößert das nicht.

Sind neue Spielsyste­me zu erwarten? Eher nicht. Die Stilformen sind offenbar ausgereizt. Bundestrai­ner Joachim Löw hat sie beim Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga zusammenge­fasst: „Bei einigen Mannschaft­en sieht man fußballeri­sch eine Verbesseru­ng, dass sie ihren Stil verändert haben.“Er nannte Schalke und Mönchengla­dbach. Die Kehrseite: „Es gibt Mannschaft­en, die verwalten, die spielen auf Ergebnis, die spielen ohne Risiko. Man sieht dann Zufälle, viele Zufallserg­ebnisse.“Das wird so bleiben.

Bleibt der 1. FC Köln in der Bundesliga? Die letzten Spiele der Hinrunde machen das wahrschein­licher.

Der neue Trainer Markus Gisdol legt Wert auf ein bisschen konzentrie­rtere Abwehrarbe­it, mit knappen Siegen arbeitete sich der FC ein Stückchen aus dem Schlamasse­l. Eine Garantie auf das nächste Jahr Bundesliga ist das bestimmt nicht. Wenn erst der karnevalis­tische Höhenflug auf den Rängen einsetzt (lange dauert es ja nicht mehr), braucht es viel Besonnenhe­it. Die jüngere Klubgeschi­chte hat davon nicht viel im Angebot.

Der größte Transfer der Pause? Rund 20 Millionen Euro zahlte Borussia Dortmund für Erling Haaland an Red Bull Salzburg. Das ist viel Geld, aber in der Branche trotzdem im Bereich eines Schnäppche­ns, weil der Norweger bei vielen Topklubs auf dem Zettel stand. Es war eine leise Winterpaus­e auf dem deutschen Transferma­rkt. Namentlich die Bayern reagierten nicht durch fette Zukäufe auf ihre Verletzung­sserie.

Wann endet die Transferfr­ist? Am 31. Januar schließt der Markt in Deutschlan­d. Internatio­nal geht es munter durcheinan­der. Wer noch schnell einen Spieler nach beispielsw­eise Österreich abschieben will, der hat bis zum 6. Februar die Gelegenhei­t. Der Basar in Polen öffnet erst in gut zwei Wochen, und er schließt am 2. März.

Findet Jürgen Klinsmann rechtzeiti­g seine Trainerliz­enz? Das ist nicht heraus. Der Trainer des Sommermärc­hen-Teams von 2006 hat seine Papiere irgendwo im Schreibtis­ch in seiner kalifornis­chen Wahlheimat vergraben. Er wusste ja nicht, dass er bald Coach bei Hertha BSC würde. Der strenge DFB rätselt, ob die Papiere noch Gültigkeit besitzen. Alle drei Jahre muss die Lizenz verlängert werden. Daran hat Berlins neuer Heilsbring­er wohl nicht gedacht. Möglich ist, dass ihn sein Assistent Alexander Nouri zunächst mal auf der Bank vertreten muss. Böse Menschen glauben nicht, dass das ein Nachteil für die Hertha wäre.

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FOTO: IMAGO Starker Antritt: Erling Haaland ist Dortmunds Hoffnung auf eine starke Rückrunde.

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