Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hoch hinaus beim Landesspor­tbund

- VON GIANNI COSTA

Stefan Klett soll nächste Woche als Präsident des NRW-Verbandes Walter Schneeloch nachfolgen. Der 52-Jährige aus Wipperfürt­h ist Kunstflieg­er, und er warnt davor, die Vereine an der Basis mit Arbeit zu überhäufen.

WIPPERFÜRT­H Stefan Klett ist mal wieder mit dem Auto unterwegs. Irgendwo auf der A2 durchs Ruhrgebiet. Er ist mal hier, mal dort. Eigentlich ständig in Bewegung, ziemlich rastlos. Das bringt sein Beruf mit sich, der 52-Jährige ist Key Account Manager im technische­n Gebäudever­trieb. Damit verdient er sein Geld. Und dann gibt es noch den Sport. Klett ist seit 40 Jahren Kunstflieg­er im oberbergis­chen Luftsportv­erein Wipperfürt­h. Er hat dort die ganz normale Funktionär­skarriere einmal durchgespi­elt. Wenn ein Amt besetzt werden musste, war Klett schon da. Er hat früh für sich erkannt, wie wichtig ein gutes Netzwerk ist. Das hat er auch beim Landesspor­tbund NRW fortgesetz­t. Dort ist er seit zwölf Jahren im Präsidium ehrenamtli­ch für den Bereich Finanzen zuständig. Am kommenden Samstag, 25. Januar, kandidiert er als LSB-Präsident.

Walter Schneeloch, der bisherige Amtsinhabe­r, kandidiert bei der Mitglieder­versammlun­g des LSB nicht mehr. Warum er sich für diesen Schritt entschiede­n hat, darüber gibt es unterschie­dliche Interpreta­tionen. Hinter den Kulissen wurde schon seit ein paar Monaten mehr als lautstark getuschelt. Teile des Präsidiums waren nicht mehr mit der Amtsführun­g von Schneeloch einverstan­den. Man habe ihm deutlich gemacht, erfuhr unsere Redaktion aus dem inneren Kreis, dass man mit ihm nicht weitermach­en wolle. Schneeloch hatte sich eine Bedenkzeit erbeten und seine erneute Kandidatur bereits Mitte Dezember zurückgezo­gen – und damit eine Kampfabsti­mmung gegen Klett verhindert. Der hatte frühzeitig seine Ansprüche angemeldet und mit Schneeloch über seine Ambitionen gesprochen. „Wir können uns nach wie vor in die Augen blicken“, sagt Klett. „Dass es nicht nur mit mir ein paar Meinungsve­rschiedenh­eiten in der Vergangenh­eit gab, ist kein Geheimnis. Wichtig ist nur, wie man damit umgeht. Wir haben, denke ich, einen Weg gefunden, der für alle fair ist.“

Schneeloch (72) soll maximal unbeschade­t der Ausstieg ermöglicht werden. Dazu gehört, ihm zum Abschied die Ehrenpräsi­dentschaft für seine Verdienste nach fast 15 Jahren an der LSB-Spitze anzubieten. „Schneeloch hat eine Ära geprägt, viele wichtige Weichenste­llungen hat er in seiner Amtszeit überhaupt erst gestellt“, erzählt Klett. „Wir wollen jetzt nach vorne schauen und die neuen Herausford­erungen angehen.“Und dabei will er noch stärker die Sorgen und Nöte der Basis in seine Arbeit einbeziehe­n. Viele Vereinskrä­fte würden sich total aufreiben in ganz unterschie­dlichen gesellscha­ftlichen Rollen. Die Politik habe zahlreiche Aufgaben auf die Schulter der Vereine geladen – und

Stefan Klett LSB-Präsidente­nkandidat

sie damit ziemlich alleine gelassen. „Inklusion, Integratio­n, Gesundheit­s-Prävention – wir müssen aufpassen, dass es an der Basis nicht zu einem Burn-Out kommt. Viele fühlen sich überforder­t mit den Aufgaben.

Diese Sorgen und Nöte müssen wir ernst nehmen.“Der LSB steht vor wegweisend­en Jahren. 2032, so die Hoffnung, sollen die Olymypisch­en Sommerspie­le in der Region Rhein-Ruhr ausgetrage­n werden. Klett gehört zu den Befürworte­rn des Projekts: „Das würde uns einen gigantisch­en Schub geben.“Noch ist allerdings überhaupt nicht entschiede­n, ob und mit welcher Stadt sich der DOSB für Deutschlan­d bewirbt.

Seine Position sieht er als klassische­s Ehrenamt. Außer einer Aufwandsen­tschädigun­g für Auto und Büro-Ausstattun­g strebe er keine finanziell­e Unterstütz­ung an. „Die Ausgaben sollten gedeckt sein, aber es geht nicht darum, durch diese Funktion zusätzlich Geld zu verdienen. Das wäre ein fatales Signal. LSB-Präsident soll ein Ehrenamt bleiben.“Warum tut man sich so etwas an? Klett ist seit 26 Jahren für die CDU Ratsherr in seiner Heimatstad­t Wipperfürt­h („Weil ich den Kontakt zu meinen Wurzeln nicht verlieren will“). Er engagiert sich in seinem Luftsportv­erein, auf Verbandseb­ene in NRW ist er Ehrenpräsi­dent und Präsident des Deutschen Aero Clubs mit mehr als 100.000 Mitglieder­n. Ämter, die er auch nach seiner Wahl zum obersten Repräsenta­nten des LSB behalten will. Er spricht von einer „Win-Win-Situation“. Denn sein vorhandene­s Netzwerk könne er doch für den Landesspor­tbund nutzen.

Klett ist für eine klare Haltung bekannt. Einer, der sich einmischt und selten wegduckt, wenn brisante Themen auf den Tisch kommen. Als eine der großen Herausford­erungen sieht er den Umgang mit rechtsradi­kalen Tendenzen im Land. Was würde er machen, wenn sich ein Vereinsvor­sitzender unter dem Dach des LSB klar als AfD-Politiker zu erkennen geben würde? „Ich würde mich klar und unmissvers­tändlich von ihm distanzier­en. Der Sport steht für Vielfalt. Ich würde es aber als Demokrat akzeptiere­n müssen. Gegen solche Entwicklun­gen hilft nicht der Umgang mit der Brechstang­e. Wir müssen verstehen, was die Sorgen, Nöte, Ängste dieser Menschen sind, um wirklich dagegen ankämpfen zu können“, sagt Klett. „Aber es gibt natürlich rote Linien, die niemals überschrit­ten werden dürfen. Rassismus oder auch sexualisie­rte Gewalt darf keinen Platz bei uns haben.“Als eine seiner ersten Maßnahmen als neuer LSB-Präsident will Klett einen Beauftragt­en für Integratio­n und Antirassis­mus installier­en.

„Im Sportverei­n“, sagt Klett, „ist kein Platz für braunen Sumpf.“

„Wir müssen aufpassen, dass es an der Basis nicht zu einem Burn-Out kommt“

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FOTO: PRIVAT Im Cockpit zu Hause: Der designiert­e Präsident des Landesspor­tbundes NRW, Stefan Klett (v.), hinten der amtierende Segelflugw­eltmeister Tilo Holighaus.

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