Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die Datensammler sind unterwegs
Für die Statistik werden auch Bürger in Kevelaer und Weeze befragt. Neu ist: Man kann online antworten.
KEVELAER/WEEZE (szf/zel) Das Statistische Landesamt schickt wieder Datensammler aus, die in Zahlen festhalten sollen, wie die Menschen in Nordrhein-Westfalen leben. Für den „Mikrozensus“werden im Laufe des Jahres in Kevelaer 120 Haushalte befragt, in Weeze sind es 72. Die meisten Befragungen im Gelderland wird es in Geldern geben. Dort wurden 192 Haushalte ausgesucht. In Wachtendonk sind es 80, in Issum 56, in Kerken 88. Die wenigsten Befragungen gibt es in Straelen, dort wurden nur 32 Haushalte ausgesucht. Die Befragungen laufen das ganze Jahr zu unterschiedlichen Zeiten. Im Januar geht es in Kevelaer, Kerken, Straelen und Issum los.
Jedes Jahr befragt das Statistische Landesamt auf diese Weise rund 80.000 Haushalte im ganzen Land Nordrhein-Westfalen. Zwei Neuerungen gibt es dabei nun in diesem Jahr. Erstens: Die ausgewählten Personen können jetzt auch online antworten. Das ist eine Änderung nach Kritik an der bisher gängigen Praxis. Es wurde vielfach bemängelt, dass Bürger, die für den Mikrozensus ausgewählt werden, sich für den Besuch bereithalten und gegenüber einem unbekannten „Erhebungsbeauftragten“über ihre persönlichen Verhältnisse Rede und Antwort stehen sollten. Mancher, so die Idee, würde wohl lieber einen Fragenkatalog im Internet abarbeiten, wenn er dazu schon verpflichtet ist.
Denn die Kooperation ist Pflicht. Welche Haushalte für die Befragung herangezogen werden, wird zufällig ausgewählt. Wen das Los trifft, der muss die Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Dabei geht es zum Beispiel um Alter, Familienstand, Staatsangehörigkeit, Schulausbildung, Beruf. Nur für die Minderzahl der Fragen ist die Auskunft freiwillig. Wer sich weigert, riskiert im schlimmsten Fall – nach einigen Mahnungen – sogar ein Zwangsgeld.
Die zweite Veränderung, die ab diesem Jahr eingeführt wird: Durch die Befragung wird jetzt in vielen Fällen noch eine weitere Statistik bedient. Ab sofort sei die „europäische Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen als Unterstichprobe im Mikrozensus integriert“, kündigt das Statistische Landesamt an. Das sei „die zentrale Datenquelle zur Erfassung von Armut und sozialer Ausgrenzung in den Ländern der Europäischen Union“.
„Das ist eine EU-weite Befragung, die wir, weil das den gleichen Personenkreis betrifft, bei diesem Verfahren mit durchführen“, erklärt Claudia Key, Sprecherin des Statistischen Landesamtes. „Da geht es zum Beispiel um Fragen zum Erwerbsstatus, ob es Arbeitsunfälle gibt und wenn ja, welcher Art, oder zur Art der Krankenversicherung.“Auch hierzu sind die Bürger zur Auskunft verpflichtet: „Das sind die gleichen Modalitäten wie beim Mikrozensus.“Den erweiterten Fragenkatalog bekommen aber nicht alle, er geht wiederum nur an einen Teil der Mikrozensus-Kandidaten. „Auch da gibt es wieder eine spezielle Auswahl“, erklärt Key.
Um Daten im persönlichen Gespräch abzufragen, sind in ganz Nordrhein-Westfalen rund 300 Interviewerinnen und Interviewer unterwegs. Sie kündigen ihren Besuch zuvor schriftlich an, und wenn sie da sind, können sie sich ausweisen. „Um Datenschutz und statistische
Geheimhaltung zu gewährleisten, sind sie zur strikten Verschwiegenheit verpflichtet“, betont das Statistische Landesamt.
Die Behörde gibt an, dass die Interviews durch Menschen am praktischsten und zeitsparendsten seien. Aber die ausgewählten Bürger können auch einen Papierfragebogen ausfüllen und an das Statistische Landesamt schicken oder nun eben auch online antworten.
Wer das tun möchte, muss sich an den jeweiligen Erhebungsbeauftragten wenden, dessen Besuch in einer Benachrichtigung per Post angekündigt wird. „Sie bekommen dann von uns Zugangsdaten zugesandt“, erklärt Behördensprecherin Claudia Key.
Die Ergebnisse des Mikrozensus seien „Basis für politische und wirtschaftliche Entscheidungen“, erklärt das Statistische Landesamt. Ziel seien Erkenntnisse über Lebensbedingungen, die Lage von Familien oder die Zahl der Bürger mit Migrationshintergrund. „Aussagen wie: ,Im Jahr 2018 mussten in NRW 38,0 Prozent aller Mieterhaushalte und 31,3 Prozent der Mieterhaushalte mit minderjährigen Kindern mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete zahlen’ sind nur aufgrund der Ergebnisse des Mikrozensus möglich.“