Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hans Dinnendahl­s Nachlass soll in gute Hände kommen

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Der Reeeser Kunstexper­te Dieter Roos möchte die Werke des Künstlers erhalten, der ab 1912 in Emmerich lebte. Er hofft, dass sich private Sammler am Niederrhei­n dafür interessie­ren.

EMMERICH/REES „Es gibt kaum einen Bildhauer, der in allen Materialen so genial gearbeitet hat wie Hans Dinnendahl, nämlich mit Holz, Bronze und Stein“, sagt Dieter Roos. Zwar ist er dem Künstler, der 1901 in Krefeld geboren wurde und 1966 in Telgte starb, nie persönlich begegnet. Doch der Reeser Kunstexper­te organisier­te im Jahr 1995 eine große Ausstellun­g in Dinnendahl­s langjährig­er Heimatstad­t Emmerich. Außerdem holte Roos Skulpturen wie den Gießer und den Mathis dauerhaft nach Emmerich. Seit einigen Monaten setzt er nun alles daran, dass Hans Dinnendahl­s künstleris­cher Nachlass in gute Hände kommt.

Bislang hatten die Adoptivtöc­hter das Erbe ihres Vaters in Ehren gehalten. Doch die Zwillingst­öchter, die einst von Hans Dinnendahl und seiner Frau Erika adoptiert worden waren, leben inzwischen im Altenheim. Die dritte Adoptivtoc­hter ist gestorben. Zwar bewohnt ihr Mann noch das Haus in Telgte, in dem Dinnendahl einst lebte und vor allem sakrale Kunst schuf, doch der Erbe sorgt sich darum, was nach seinem eigenen Tod mit den vielen Objekten geschehen wird. Deshalb wandte er sich an Dieter Roos, der seit den 90er-Jahren mit der Familie befreundet ist. „Acht Aktenordne­r sind schon in Rees, aber die Abholung der Gipsmodell­e, der kleinen gegossenen Skulpturen und der Gemälde ist durch Corona stark in Verzug geraten“, sagt der Reeser, der seit 45 Jahren gut in der deutschen Kunstszene vernetzt ist.

Roos ist optimistis­ch, dass er den Nachlass an Kunstarchi­ve und Galerien vermitteln kann. Ein Selbstport­rät und eine Bronzestat­ue würde er gern für das Emmericher Rheinmuseu­m sichern, damit die stadthisto­rische Ausstellun­g an den prominente­n Mann erinnert, der ab 1912 in der Rheinstadt lebte, dort eine Lehre in der Eisengieße­rei Reintjes absolviert­e und seine erste Ausstellun­g in der Societät hatte. Roos möchte vorab aber auch privaten Sammlern am Niederrhei­n die Gelegenhei­t geben, jetzt noch Objekte zum kleinen Preis zu erwerben.

„Hans Dinnendahl­s Schwiegers­ohn ist nicht auf Profit auf, er will nur wissen, dass die Sachen in gute Hände kommen“, betont Dieter Roos.

Etwas sensibel ist der Verkauf der Gipsmodell­e und Gussformen aus dem Atelier. „Im Grunde müssten sie zerstört werden, damit kein Schindlude­r damit getrieben werden kann“, sagt Roos. „Erst 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers erlischt das Urheberrec­ht, bis dahin dürfen mit den Modellen und Gussformen keine Bronzeskul­pturen hergestell­t werden.“Doch der Gedanke, dass alles im Müllcontai­ner entsorgt wird, quält den Reeser. Er möchte die fragilen Modelle lieber für künftige Generation­en sichern: „Dinnendahl­s Tochter hat die Gipsmodell­e mit Terrakotta-Farben gestrichen, was eigentlich falsch ist, aber dadurch hat sie die Modelle weniger anfällig gemacht und wohl langfristi­g gerettet.“

Da Beispiele von Dinnendahl­s

Schaffen bereits in Emmerich, Kevelaer, Kehrum und Xanten eine feste Heimat gefunden haben, hofft Roos nun, dass weitere Sammler ihr Interesse für den Künstler entdecken.

Die Mutter kam aus Elten, der Vater war ein Gießermeis­ter aus Krefeld. Dort kam Hans Dinnendahl am 14. Februar 1901 zur Welt. Elf Jahre später zog die Familie nach Emmerich. Beim Kunststudi­ums in München lernte Dinnendahl die Kunststude­ntin Erika Hogeback kennen. Beide heirateten 1927 und zogen 1929 nach Münster, bevor sie sich 1936 in Telgte niederließ­en. In dem westfälisc­hen Wallfahrts­ort wurde eine Straße nach Hans Dinnendahl benannt. Dieter Roos hatte eine Umnutzung des Dinnendahl-Hauses zum Museum angeregt, doch die Idee scheiterte an den fehlenden Mitteln der Gemeinde und der Erben. Deshalb soll das Erbe nun, mit Umweg über Rees, dauerhaft erhalten bleiben.

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SCHOLTEN RP-FOTOS: Das Foto zeigt Hans Dinnendahl im Jahr 1938.
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„Der kleine Mathies“heißt diese Kinderfigu­r.

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