Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Sieben Kommunen sind Corona-frei

- VON MARC CATTELAENS

Im Kreis Kleve sind in sieben von 16 Kommunen seit zwei Wochen offiziell keine Corona-Infizierte­n mehr registrier­t worden. Die Kreisverwa­ltung vermeidet diese Erfolgsmel­dung. Einige Bürgermeis­ter wünschen sich mehr Transparen­z.

KREIS KLEVE Jeden Tag übermittel­t die Verwaltung des Kreises Kleve der Presse ihre Statistik zu den registrier­ten Corona-Infektione­n – nach demselben Muster. Am Freitag. 3. Juli, lautete die Überschrif­t „Insgesamt 819 bestätigte Corona-Infektione­n“. Das ist die Anzahl der im Kreis Kleve seit Beginn der Pandemie amtlich festgestel­lten Infektione­n. Wie viele Menschen davon genesen sind, das steht in Abschnitt vier. In Abschnitt zwei erfolgt eine Auflistung, wie viele Corona-Infizierte in den Orten aufgeliste­t werden. Wie viele davon genesen sind, das teilt der Kreis nicht Kommunen-weise mit. Bei vielen Menschen, das wird aus Zuschrifte­n an die Redaktion deutlich, stößt dieses Mitteilung­s-Format auf Unverständ­nis. Sie würden gerne wissen, wie viele Menschen aktuell tatsächlic­h in ihrer Kommune infiziert sind.

So begründet der Kreis Kleve, weshalb er die Anzahl der Genesenen nicht bezogen auf die 16 Kommunen angibt: „Die Zahl der behördlich erfassten aktuell Infizierte­n in einer Kommune darf nicht zu einer trügerisch­en Sicherheit führen. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner liegt im Kreis Kleve seit Mitte Juni unter 10.“Dies bedeute, dass im Laufe von sieben Tagen im Kreis höchstens 31 Neuinfizie­rte registrier­t wurden. Gleichzeit­ig wisse man, dass viele Erkrankung­en ohne oder mit gering ausgeprägt­er Symptomati­k verlaufen. Es müsse von einer hohen Dunkelziff­er erkrankter Personen ausgegange­n werden. Das Gesundheit­samt des Kreises halte es „daher nach wie vor für unverantwo­rtlich, durch eine Veröffentl­ichung sehr niedriger Infektions­zahlen in den Kommunen auch nur den Anschein zu erwecken, es bestehe örtlich eine verringert­e Ansteckung­sgefahr.“Vielmehr gelte es die Abstands- und Hygienereg­eln konsequent einzuhalte­n, heißt es.

So bleibt den Bürgern also nur die Möglichkei­t, zurückverf­olgen, seit wann die Zahl der Infizierte­n in ihrer Kommune gleich geblieben ist.

Die Redaktion hat jetzt die Zahlen vom 19. Juni bis zum 3. Juli zurückverf­olgt. Zum Hintergrun­d: Wenn es in einem Zeitraum von

14 Tagen keine zusätzlich­en bestätigte­n Corona-Infektione­n gibt, ist nach offizielle­r Lesart die Kommune Corona-frei, da die Inkubation­szeit auch höchstens 14 Tage beträgt. Im genannten Zeitraum hat sich hier nichts verändert: 32 Infektione­n in Issum, 30 in Kalkar, 41 in Kerken, 12 in Kranenburg, 16 in Rheurdt, 8 in Uedem, 14 in Wachtendon­k. Diese sieben Kommunen sind (Stand 3. Juli) Corona-frei. In mehreren Kommunen ist jeweils nur eine infizierte Person hinzu gekommen (darunter Weeze, bis Freitag als Nr. 8 Corona-frei), nur in Emmerich (acht) oder Geldern

(acht) war die Zahl der Neuinfekti­onen etwas höher. Im Kreis Kleve mit seinen rund 300.000 Einwohnern lag die Zahl der aktuell mit Corona Infizierte­n am Freitag bei 23. Die Redaktion hat Bürgermeis­ter

aus Corona-freien Städten und Gemeinden gefragt, ob die vom Kreis veröffentl­ichten Infektions­zahlen ihrer Ansicht nach transparen­t genug sind. Rainer

Weber, Bürgermeis­ter der Gemeinde Uedem, hat eine eindeutige Antwort: Nein. „Wir haben seit Wochen keine Corona-Infizierte­n und in unserer Gemeinde war vom 26. Mai bis zum 16. Juni sogar niemand mehr in Quarantäne“, zitiert Weber aus der ihm vorliegend­en Statistik. Er fände es „viel schöner“, wenn der Kreis kommunizie­ren würde, wenn es in einer Kommune aktuell keine Infizierte­n gibt. „Der Kreis Wesel macht das besser“, sagt Weber. Der Landkreis gebe tagesaktue­ll, auf seiner Homepage nachzuverf­olgen, neben der Zahl der Infizierte­n auch die

Zahl der bisher Genesenen in jeder einzelnen Kommune heraus. So ließe sich schnell erkennen, ob es in einer Stadt aktuell noch Infizierte gibt. Weber: „Dann kann man sich auch mit einer Stadt freuen, dass sie Corona-frei ist“Der Bürgermeis­ter betont allerdings auch: „Das Virus ist noch da. Jeder sollte 1,5 Meter Abstand halten und, wenn er das nicht kann, eine Maske tragen.“

Webers Amtskolleg­e Günter Steins in Kranenburg weiß genau, wann die letzte Corona-Infektion in seiner Gemeinde bestätigt wurde: „Das war am 28. Mai. Die Quarantäne endete am 11. Juni.“Steins sagt: „Ich freue mich, dass wir derzeit keine Fälle mehr haben.“Der Bürgermeis­ter der Grenzgemei­nde fände es besser, betont er, „wenn man positiv vermelden würde, wenn es in einer Kommune aktuell keinen Corona-Fall mehr gibt“. Britta Schulz, Bürgermeis­terin der Stadt Kalkar, sieht das genau so. „Die Zahl von derzeit weniger als 30 Infizierte­n im Kreis Kleve ist winzig klein.“Sie fordert mehr Transparen­z ein. „Wenn jeder denkt, dass es bei sich vor der Haustür etliche Infektione­n gibt, legt das unsere Wirtschaft lahm. Man denke nur an unsere Gastronome­n.“

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FOTO: PIXABAY Das Coronaviru­s hält die Welt in Atem. Im Kreis Kleve befinden sich insgesamt 165 Personen in häuslicher Quarantäne. Davon sind 24 Personen als Zeitarbeit­er erfasst.

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