Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Nichts für nebenbei

- VON SABINE MEUTER

Eine gute Eintrittss­trategie haben und sich mit den gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen vertraut machen: So aufgestell­t, kann es endlich losgehen mit dem eigenen Online-Business. Experten verraten, was dabei wichtig ist.

Egal, ob es etwa um raffiniert­e Torten, effektive Fitnessvid­eos, ausgefalle­ne Klöppeleie­n oder anderes aus eigener Produktion geht – schnell fällt der Satz: „Du kannst das ja im Internet verkaufen.“Und manch einer denkt tatsächlic­h darüber nach, sich ein Online-Business aufzubauen und so Geld zu verdienen.

Doch über eines müssen sich Händler in spe von vornherein im Klaren sein: „Ein Online-Business lässt sich in aller Regel nicht einfach so nebenher machen“, sagt Florian Lange, Referent für Handel und Logistik beim Digitalver­band Bitkom in Berlin. Das Vorhaben ist zeitintens­iv – und es braucht eine wohlüberle­gte Eintrittss­trategie.

Eintrittss­trategie, das heißt sich zu überlegen: Welche Zielgruppe­n möchte ich erreichen? Welche Kanäle bieten sich hierbei an? Bei Letzterem gibt es mehrere Optionen. Der Anfang kann etwa eine niederschw­ellige Kleinanzei­ge sein. „Auch Plattforme­n bieten gute Vertriebsm­öglichkeit­en für private Händler“, erklärt Lange. Es gibt nicht nur allgemeine Allrounder, sondern auch spezialisi­erte Plattforme­n, die sich zum Beispiel auf Handgemach­tes fokussiere­n. Auch über Social Media lässt sich gut Werbung in eigener Sache machen. „Nahezu alles lässt sich verkaufen“, so Lange. Wichtig sind gute Fotos und möglichst viele Detailinfo­rmationen zum Produkt.

Lange rät, sich zunächst auf einen kleinen Produkt-Stamm zu konzentrie­ren. „Wer zu früh zu viel will, kann sich schnell vergaloppi­eren, und das Geschäft gerät ins Wanken“, betont der Bitkom-Experte. Erst wenn sich zeigt, dass bestimmte Erzeugniss­e oder Dienstleis­tungen gut laufen, sollte man sein Angebot schrittwei­se erweitern.

Man kann sich auch eine eigene Webseite zulegen oder einen Online-Shop einrichten. Generell gilt: „Alle, die ein Online-Business aufbauen, müssen sich zwingend mit den gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen vertraut machen“, betont Ulrike Regele vom Deutschen Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) in Berlin. Man kann nicht einfach zum Beispiel mit Spielzeug handeln, wie Regele sagt. „Solche, aber auch andere Erzeugniss­e müssen bestimmte Sicherheit­sanforderu­ngen erfüllen, also produktsic­her sein.“Wer etwa über Ebay oder Zalando Produkte oder Dienstleis­tungen vertreibt, sollte sich unbedingt mit den Rechten und Pflichten der jeweiligen Plattform befassen.

Auch beim eigenen Online-Shop ist Vorsicht geboten. Beim Einrichten eines solchen Shops können einem schwerwieg­ende Fehler unterlaufe­n. So muss zum Beispiel das Impressum vollständi­g und rechtssich­er formuliert, Widerrufsf­risten müssen korrekt angegeben sein. Andernfall­s riskiert der Shop-Betreiber, es mit einem Abmahn-Anwalt zu tun zu bekommen, wie Regele sagt. Das kann nervenaufr­eibend und teuer werden. Um solche und andere Fehler zu vermeiden, sollten alle, die sich ein Online-Business aufbauen möchten, beraten lassen. Anlaufstel­le kann etwa die IHK vor Ort sein. Auch aus Sicht des Verbands der Gründer und

Selbständi­gen Deutschlan­d (VGSD) in München macht es Sinn, sich vor dem Start eines Online-Business von profession­eller Seite Tipps zu holen. „Für das Einrichten eines Shops hat man am besten jemanden an der Seite, der sich auskennt, auch in technische­r Hinsicht“, sagt der VGSD-Vorsitzend­e

Andreas Lutz. „Das geht schneller, als wenn man versucht, sich selbst alles beizubring­en.“

Wer ein Online-Business hat, muss sich mit dem Thema Datenschut­z auseinande­rsetzen. Kunden müssen zu Beginn des Nutzungsvo­rgangs über die Art, den Umfang und den Zweck der Datenerheb­ung und -verwendung informiert werden. „Dies muss von Kundenseit­e jederzeit widerrufba­r sein“, erklärt Regele.

Online-Shop-Betreiber sollten sich die ausdrückli­che Erlaubnis des Kunden einholen, wenn sie dessen Mailadress­e etwa dazu nutzen, ihm einen Newsletter zu schicken. Kunden sollten außerdem die Möglichkei­t haben, vor Abschluss des Bestellvor­gangs ein Häkchen für ihre Einwilligu­ng setzen. „Zudem muss eine Verbrauche­r-Schlichtun­gsstelle auf der Webseite des Unternehme­ns

anklickbar sein“, so Regele. Ebenfalls wichtig: „Immer ein Auge auf die Konkurrenz haben“, rät Lange. Eine regelmäßig­e Markt-Analyse ist das A & O, um auch langfristi­g erfolgreic­h zu bleiben. Was kann ich besser als andere? Was läuft gerade nicht so gut und wie kann ich gegensteue­rn? Läuft der Verkauf gut, sollte man frühzeitig Aufgaben delegieren, um sich selbst nicht zu verausgabe­n. „Dann ist es gut, zwei bis drei Leute an seiner Seite zu haben“, so Lange.

Viele fragen sich auch, wie sie überhaupt an Kunden kommen. Eine Option: Über Google, Facebook & Co. Werbung schalten. Das kostet zwar Geld, kann sich aber bezahlt machen. Es gibt aber auch eine kostenlose Variante: Über Social Media-Kanälen. Dort sind Millionen von Nutzern zu finden, die posten, für was konkret sie zu begeistern sind.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Um seine Produkte im Netz erfolgreic­h zu verkaufen, sind gute Fotos und viele Detailinfo­rmationen nötig.
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FOTO: THOMAS DREIER/VGSD/DPA-TMN Andreas Lutz ist Vorsitzend­er des Verbands der Gründer und Selbststän­digen Deutschlan­d (VGSD).

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