Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Das Versagen der Finanzaufs­icht

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Der Finanzskan­dal um den Dax-Konzern Wirecard gehört vermutlich zu den größten Fällen von Wirtschaft­skriminali­tät in Deutschlan­d. Aufgedeckt wurde er maßgeblich von der internatio­nalen Wirtschaft­spresse, die deutsche Finanzaufs­icht spielte eine eher unrühmlich­e Rolle.

Zuständig für die Aufsicht über Unternehme­n vom Schlage des Zahlungsab­wicklers Wirecard ist die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht, kurz Bafin genannt. Sie prüft nach eigener Definition den ordnungsge­mäßen Geschäftsb­etrieb im Banken-, Versicheru­ngsund Wertpapier­sektor und trägt damit zur Finanzstab­ilität bei.

Ihre Erfolge in dieser Hinsicht sind gleichwohl überschaub­ar. So gerieten etwa deutsche Banken wie die Düsseldorf­er IKB, die Commerzban­k oder die Münchner

Die Bafin, die Behörde zur Kontrolle der Finanzinst­itute und -märkte, hat weder vor der Finanzkris­e gewarnt noch die Machenscha­ften von Wirecard durchschau­t.

Die Schwäche der Bafin ist strukturel­l, denn sie unterliegt der Sach- und Fachaufsic­ht des Finanzmini­steriums. Nach der Capture-Theorie der Regulierun­g drängen Unternehme­n als „Nachfrager“auf bestimmte für sie passende Regulierun­gen. Die staatliche­n Stellen als „Anbieter“dieser Regulierun­gen berücksich­tigen dabei gern die besonderen Umstände, in denen sich die Firmen und ihre Belegschaf­ten befinden. Wenn es da die ein oder andere Unstimmigk­eit geben sollte, wägen das weisungsge­bundene Behörden oft mit den möglichen Nachteilen für diese Firmen ab. Eine scharfe Kontrolle sieht anders aus. Sie muss – wie etwa beim Wettbewerb­srecht oder in der Geldpoliti­k – unabhängig erfolgen.

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