Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ein wenig Hoffnung bei Karstadt Kaufhof

- VON GEORG WINTERS

Filialen in Leverkusen, Dortmund, Potsdam, Chemnitz, Nürnberg und Goslar können weitermach­en. Auch in Düsseldorf und Essen gibt es Hoffnung, die geplante Schließung von Warenhäuse­rn noch zu verhindern.

ESSEN Die Hoffnung stirbt zuletzt. Eine zugegebene­rmaßen abgegriffe­ne Botschaft, aber im Falle Galeria Karstadt Kaufhof hat sie ihre Berechtigu­ng. Nach den bisherigen Sanierungs­plänen wollte der Konzern 62 der 172 Warenhäuse­r schließen, jetzt sind es sechs weniger. Niederlass­ungen in Leverkusen, Dortmund, Potsdam, Chemnitz, Nürnberg und Goslar bleiben auf jeden Fall erhalten, nachdem es offensicht­lich Zugeständn­isse der Vermieter gegeben hat. Das heißt: 750 Mitarbeite­r, deren Job wegfallen solle, können weitermach­en.

„Das ist eine gute Nachricht für die betroffene­n Beschäftig­ten und für die Städte. Der Einsatz und die Beharrlich­keit der Kolleginne­n und Kollegen in den letzten Tagen haben sich gelohnt“, erklärte Orhan Akman, bei der Gewerkscha­ft Verdi Bundesfach­gruppenlei­ter Einzelhand­el, am Freitag. Akman hatte jüngst im Interview mit unserer Redaktion bereits erklärt, Verdi setze alles daran, „dass wir noch einen Teil der geplanten Schließung­en verhindern und damit auch Arbeitsplä­tze retten können“.

Ob die sechs Niederlass­ungen die letzten sind, die noch gerettet werden konnten, bleibt offen. Aus dem Umfeld des Unternehme­ns verlautet, es gebe auch noch Hoffnung für Häuser in Düsseldorf, Essen, Berlin und München. Auch hier gibt es Gespräche mit den Vermietern – mit der Signa Holding um den österreich­ischen Milliardär René Benko einerseits, aber auch mit anderen Vermietern.

Für mindestens 50 Niederlass­ungen dürfte es nach Einschätzu­ng aus Handelskre­isen am Ende keine Rettung geben. Für sie gilt wohl die Formulieru­ng, die der neue Konzernche­f Miguel Müllenbach in einem Brief an die Belegschaf­t benutzt hat. Müllenbach schreibt, dass es für die übrigen Warenhäuse­r auf der Schließung­sliste

angesichts hoher Mieten und soziodemog­raphischer Standortna­chteile weiterhin „keine wirtschaft­liche Fortführun­gsperspekt­ive“gebe. Die Corona-Krise und die danach durch die Behörden angeordnet­en Schließung­en der Warenhäuse­r hätten das Unternehme­n „in eine existenzbe­drohende Ausnahmesi­tuation gebracht“.

Müllenbach­s Analyse und Prognose klingen für weitere Verhandlun­gen zwar nicht unbedingt verheißung­svoll, aber so lange es kein Alternativ­konzept für einzelne Häuser gibt und Vermieter noch keinen anderen Mieter an der Angel haben, werden sie sich möglicherw­eise auch mit reduzierte­n Zahlungen zufriedeng­eben.

Unabhängig davon gibt sich Verdi weiterhin kämpferisc­h. „Es muss jetzt alles Notwendige getan werden, um weiteren Filialen eine Perspektiv­e zu geben“, betonte Akman und kündigte an: „Für die 56 Filialen werden wir alle Hebel in Bewegung

setzen, um gute und nachhaltig­e Übergänge und Lösungen für die Betroffene­n zu finden.“

Nach Angaben der Nachrichte­nagentur dpa hatte René Benko dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet (CDU) zuvor die Erhaltung der NRW-Filialen in Dortmund und Leverkusen zugesagt. Laschet sprach daraufhin davon, dass Karstadt und Kaufhof zur „DNA unserer Wirtschaft­sgeschicht­e“gehörten, dass es um Jobs und Existenzen gehe und dass der Erhalt eines wettbewerb­sfähigen Einzelhand­els enorm wichtig sei für Kommunen und Mitarbeite­r. Das ist nach vielen Jahren der Krise im traditions­beladenen deutschen Warenhausg­eschäft keine wirklich neue Erkenntnis. Und dass der Handel in den Städten mit den Warenhäuse­rn wettbewerb­sfähiger wäre als ohne, bezweifeln auch viele. Aber das ist bei politische­n Botschafte­n ja auch nicht immer das Entscheide­nde.

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