Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Motorradfa­hrer als Wallfahrer

Nicht nur wegen der Pandemie gab es einige Änderungen bei dieser Traditions­veranstalt­ung. Die Organisati­on war zuvor vom Verein auf die Wallfahrts­leitung St. Marien übergegang­en. Viele treue Teilnehmer waren dabei.

- VON PAUL FOREMAN

Die traditione­lle Motorradwa­llfahrt lief in Zeiten der Corona-Pandemie anders ab als gewohnt. Viele treue Teilnehmer waren dabei.

KEVELAER „Dieses Jahr ist alles ganz anders“, begrüßt Gregor Kauling die Anwesenden im Gottesdien­st bei der „MoWa“. Ein Grund dafür ist ein offensicht­licher, der schon seit Monaten das Leben aller verändert. Eine wenn nicht noch größere Rolle als Corona spielt aber auch der Verein „Motorradfa­hrerwallfa­hrt Kevelaer“. Sonst seit Jahrzehnte­n als Ausrichter und Organisato­r der Wallfahrt tätig, übernahm dieses Jahr die Wallfahrts­leitung St. Marien die Verantwort­ung.

Es ist also in der Tat alles anders, aber im Kern bleibt doch vieles gleich. „Es ist wichtig, dass die MoWa stattfinde­n kann“, betont Kauling. Gegen halb zehn sind die widrigen Umstände am Samstagabe­nd dann auch endgültig vergessen. Wenn die schicken Motorräder zahlreich und laut hupend über den Kapellenpl­atz düsen – Gregor Kauling hatte vorher bemerkt, dass die Kevelaerer ruhig hören dürfen, dass die MoWa im Ort ist –, scheint dann doch alles so zu sein wie immer.

Die Änderungen vorher und nachher waren dagegen durch vereinsint­erne Probleme bedingt. Nachdem der gesamte Vorstand zurückgetr­eten ist, sucht die „Motorradfa­hrerwallfa­hrt Kevelaer“noch nach neuen Leuten auf diesen Positionen. „Auch ohne Corona wäre nichts anders gewesen. Es wären vielleicht noch ein paar mehr Leute da gewesen, aber mehr als eine Abendausfa­hrt hätte es nicht gegeben“, so Klaus Heyer aus dem Verein.

Ein großes gemeinsame­s Beisammens­ein am Zeltplatz gab es nach der Segnung dieses Jahr nicht, dafür wurde vorher im Gottesdien­st Gemeinscha­ft gelebt. Trotz Mindestabs­tand gab es genügend Platz für alle in der Basilika. Nicht nur die Biker kamen dafür von weit her, auch aus Lüttich gab es mit dem Bischof Jean Pierre Delville hohen Besuch. Zusammen mit Gregor Kauling, Pater Thomas und Pater Jomat segnete er später die Motorräder.

Gregor Kauling sprach in der Messe über die Freuden am Motorradfa­hren. Die Begegnung mit anderen, gemeinsam unterwegs zu sein und ein klares Ziel vor Augen zu haben. Oft sei man dabei auf neuen, nicht einfachen Wegen, so der Geistliche. Die Sehnsucht nach einer schützende­n Hand ist dann naheliegen­d, darum kommen die Pilger auch immer wieder nach Kevelaer, um ihre Maschinen

segnen zu lassen. Außerdem wollen sie hier der Toten gedenken, wie es auch dieses Jahr geschah.

Für die meisten Teilnehmer war es bei weitem nicht die erste Wallfahrt in die Marienstad­t. Auch Klaus Heyer ist schon lange dabei, nun schon seit 22 Jahren. „Ich komme auch aus der Gegend hier, und für mich ist die Wallfahrt ein Stück Heimat“, erzählt er.

Das gilt auch für andere Teilnehmer, selbst wenn sie nicht aus der Region, sondern aus Neuss, Köln oder sogar aus den Niederland­en herfahren. Außerdem ist Klaus nicht der einzige Heyer, der jedes Jahr wiederkomm­t. Seine Frau und inzwischen auch sein Sohn sind ständige Begleiter. Sie sind nicht die einzige Familie, in der die zweite Generation mitfährt, betont das Paar. Dennoch wünsche man sich mehr Jugend im Verein.

Mit der Motorradwa­llfahrt in diesem Jahr war dann auch Klaus Heyer trotz der Probleme im Vorfeld nicht unzufriede­n: „Wir haben alles mit der Kirche abgesproch­en und finden es gut, wie sie sich jetzt um die Andacht gekümmert haben.“Ob die Organisati­on dann nächstes Jahr wieder in der Hand des Vereins liegt, ist noch unklar.

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RP-FOTOS: GOTTFRIED EVERS Auf dem Kapellenpl­atz wurden die Motorradfa­hrer gesegnet.
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In der Basilika konnten die Corona-bedingten Sicherheit­sabstände eingehalte­n werden.

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