Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Motorradfahrer als Wallfahrer
Nicht nur wegen der Pandemie gab es einige Änderungen bei dieser Traditionsveranstaltung. Die Organisation war zuvor vom Verein auf die Wallfahrtsleitung St. Marien übergegangen. Viele treue Teilnehmer waren dabei.
Die traditionelle Motorradwallfahrt lief in Zeiten der Corona-Pandemie anders ab als gewohnt. Viele treue Teilnehmer waren dabei.
KEVELAER „Dieses Jahr ist alles ganz anders“, begrüßt Gregor Kauling die Anwesenden im Gottesdienst bei der „MoWa“. Ein Grund dafür ist ein offensichtlicher, der schon seit Monaten das Leben aller verändert. Eine wenn nicht noch größere Rolle als Corona spielt aber auch der Verein „Motorradfahrerwallfahrt Kevelaer“. Sonst seit Jahrzehnten als Ausrichter und Organisator der Wallfahrt tätig, übernahm dieses Jahr die Wallfahrtsleitung St. Marien die Verantwortung.
Es ist also in der Tat alles anders, aber im Kern bleibt doch vieles gleich. „Es ist wichtig, dass die MoWa stattfinden kann“, betont Kauling. Gegen halb zehn sind die widrigen Umstände am Samstagabend dann auch endgültig vergessen. Wenn die schicken Motorräder zahlreich und laut hupend über den Kapellenplatz düsen – Gregor Kauling hatte vorher bemerkt, dass die Kevelaerer ruhig hören dürfen, dass die MoWa im Ort ist –, scheint dann doch alles so zu sein wie immer.
Die Änderungen vorher und nachher waren dagegen durch vereinsinterne Probleme bedingt. Nachdem der gesamte Vorstand zurückgetreten ist, sucht die „Motorradfahrerwallfahrt Kevelaer“noch nach neuen Leuten auf diesen Positionen. „Auch ohne Corona wäre nichts anders gewesen. Es wären vielleicht noch ein paar mehr Leute da gewesen, aber mehr als eine Abendausfahrt hätte es nicht gegeben“, so Klaus Heyer aus dem Verein.
Ein großes gemeinsames Beisammensein am Zeltplatz gab es nach der Segnung dieses Jahr nicht, dafür wurde vorher im Gottesdienst Gemeinschaft gelebt. Trotz Mindestabstand gab es genügend Platz für alle in der Basilika. Nicht nur die Biker kamen dafür von weit her, auch aus Lüttich gab es mit dem Bischof Jean Pierre Delville hohen Besuch. Zusammen mit Gregor Kauling, Pater Thomas und Pater Jomat segnete er später die Motorräder.
Gregor Kauling sprach in der Messe über die Freuden am Motorradfahren. Die Begegnung mit anderen, gemeinsam unterwegs zu sein und ein klares Ziel vor Augen zu haben. Oft sei man dabei auf neuen, nicht einfachen Wegen, so der Geistliche. Die Sehnsucht nach einer schützenden Hand ist dann naheliegend, darum kommen die Pilger auch immer wieder nach Kevelaer, um ihre Maschinen
segnen zu lassen. Außerdem wollen sie hier der Toten gedenken, wie es auch dieses Jahr geschah.
Für die meisten Teilnehmer war es bei weitem nicht die erste Wallfahrt in die Marienstadt. Auch Klaus Heyer ist schon lange dabei, nun schon seit 22 Jahren. „Ich komme auch aus der Gegend hier, und für mich ist die Wallfahrt ein Stück Heimat“, erzählt er.
Das gilt auch für andere Teilnehmer, selbst wenn sie nicht aus der Region, sondern aus Neuss, Köln oder sogar aus den Niederlanden herfahren. Außerdem ist Klaus nicht der einzige Heyer, der jedes Jahr wiederkommt. Seine Frau und inzwischen auch sein Sohn sind ständige Begleiter. Sie sind nicht die einzige Familie, in der die zweite Generation mitfährt, betont das Paar. Dennoch wünsche man sich mehr Jugend im Verein.
Mit der Motorradwallfahrt in diesem Jahr war dann auch Klaus Heyer trotz der Probleme im Vorfeld nicht unzufrieden: „Wir haben alles mit der Kirche abgesprochen und finden es gut, wie sie sich jetzt um die Andacht gekümmert haben.“Ob die Organisation dann nächstes Jahr wieder in der Hand des Vereins liegt, ist noch unklar.