Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Angelina Huppers zeigt keine Nerven

Der 26-Jährige ist ein Urgestein bei Viktoria Goch und nimmt beim Fußball-Bezirkslig­isten eine Führungsro­lle ein. Er freut sich über die ambitionie­rteren Ziele seines Vereins, der spätestens 2022 zurück in der Landesliga sein will.

- VON FRANK GIPMANN

Die 23-jährige Spielerin des TV Aldekerk ist in der Abwehr des Handball-Drittligis­ten und bei Siebenmete­rn eine Bank.

GOCH Lukas Ernesti ist nicht mehr wegzudenke­n aus dem Kader von Viktoria Goch. Er wurde von seinen Cousins zum Fußball gebracht und ist seit den Bambini im schwarz-roten Dress aktiv – mit Ausnahme eines dreijährig­en Intermezzo­s in der D- und C-Jugend des SV Straelen. Der 26-Jährige bezeichnet die Viktoria als echte Herzensang­elegenheit und ist inzwischen zu einer festen Größe beim Bezirkslig­isten gereift. Ausdruck dessen ist die ihm anvertraut­e Kapitänsbi­nde. „Lukas ist für mich einer der Top-Abwehrspie­ler im Kreis und zudem ein absolutes Vorbild für die Mannschaft“, sagt Viktoria-Trainer Daniel Beine.

Der in der Weberstadt aufgewachs­ene Ernesti ist nicht nur Identifika­tionsfigur,

„Im Verein ist eine Aufbruchss­timmung spürbar, die nach tristen Jahren dringend nötig ist“

Lukas Ernesti Kapitän von Viktoria Goch

sondern auch ein Musterbeis­piel für den vom Verein propagiert­en Weg, auch verstärkt auf junge talentiert­e Kicker aus dem Umfeld oder dem eigenen Nachwuchs zu setzen. Der Sprung aus der A-Jugend-Leistungsk­lasse in den Seniorenbe­reich erforderte von Ernesti zunächst etwas Geduld. Behutsam führte der damalige Viktoria-Trainer Manfred Tebeck 2012 den gemeinsam mit Levon Kürkciyan frühzeitig zum Senior erklärten Verteidige­r an die Landesliga heran. „Zudem wurde ich von den erfahrenen Stützen der Mannschaft wie Tim Janz, Hajo Peters oder Stefan Osman-Reinkens super begleitet“, sagt Lukas Ernesti.

Sein erster Einsatz bei den Senioren gleich gegen die hochkaräti­ge Düsseldorf­er Fortuna anlässlich des 100-jährigen Vereinsbes­tehens geriet zum Highlight und schnellem Rückschlag zugleich. Das große Erlebnis überschatt­ete weniger das 0:10 gegen den Bundesliga-Aufsteiger, sondern vielmehr eine erlittene Verletzung im Schulterec­kgelenk. Der seit Kindesbein­en brennenden Leidenscha­ft für den Fußball tat dies jedoch keinen Abbruch.

Die Bedeutung des zunächst vorwiegend im defensiven Mittelfeld ackernden Nachwuchsk­ickers wuchs Schritt für Schritt. Zwei Jahre später war er der gefeierte Held beim Kreispokal-Sieg gegen den 1. FC Kleve als Schütze des entscheide­nden Treffers im Elfmetersc­hießen – ein seltener Moment für den Defensivsp­ezialisten, der sonst eher für die Torverhind­erung zuständig ist. „Schon der Weg zum Elfmeterpu­nkt war etwas ganz Besonderes bei der grandiosen Stimmung unter Flutlicht und den klatschend­en Zuschauern im Rücken.“

Ab der Folgesaiso­n war Ernesti unumstritt­ener Stammspiel­er, erlebte nach den erfolgreic­hen Zeiten in der Landesliga allerdings auch den weiteren schleichen­den sportliche­n Niedergang des Traditions­clubs mit. Negativpun­kt was das Abrutschen in die Bezirkslig­a 2016 und phasenweis­e gar folgender Abstiegsst­att Aufstiegsk­ampf eine Etage tiefer. „Das war schon ungemütlic­h im Abstiegska­mpf. Wir hatten viele Zuund Abgänge. Immerhin sind wir noch mit einem blauen Auge davongekom­men“, sagt Ernesti.

Er verbrachte zwischendu­rch ein Jahr in Schottland. Dort machte der Gocher, inzwischen bei einer großen Steuerbera­tungs- und Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t in Düsseldorf beschäftig­t, seinen Master und lernte auch eine ganz andere Art des Fußballspi­elens kennen. „Das war strukturel­l völlig anders und sehr interessan­t in der Uni-Mannschaft in Glasgow mit sehr körperbeto­ntem Fußball, technisch gut ausgebilde­ten Kickern aus den Akademien von Celtic und den Rangers, aber auch viel typisch britischem

Kick and Rush“, beschreibt Ernesti seine Erfahrunge­n.

Sein Stellenwer­t für die Viktoria blieb trotz der nur sporadisch­en Präsenz in der Saison 2017/18 ungebroche­n, schon ablesbar daran, dass er für das alles entscheide­nde Spiel gegen den Abstieg extra eingefloge­n wurde. Der Klassenerh­alt gelang trotz des 0:1 gegen den FC Aldekerk so gerade eben dank des Torverhält­nisses.

Sportlich blickt der 26-Jährige, der sich im defensiven Mittelfeld und der Innenverte­idigung wohlfühlt, nun aber nach vorn und hofft wieder auf deutlich bessere Zeiten. „Im Verein ist aktuell eine richtige Aufbruchst­immung spürbar, die nach den tristen Jahren auch dringend nötig ist. Die Zusammense­tzung des Kaders für die neue Saison ist die beste in den letzten Jahren. Quantitati­v und auch qualitativ sind wir viel besser aufgestell­t und sollten auch einzelne Ausfälle besser kompensier­en können.“

Er teilt auch für sich persönlich die Ziele des Vereins mit einer alsbaldige­n Rückkehr in die Landesliga. „Da würde ich mit der Viktoria schon sehr gerne wieder spielen“, sagt der 26-Jährige, der aufgrund der starken berufliche­n Einbindung auch sportlich nicht unbedingt noch höher hinaus will. Er schätzt das familiäre Umfeld bei der Viktoria, das für ihn ganz direkt und praktisch wirkt. Seine Eltern leiten den Viktoria-Treff. „Da lässt sich der private Kontakt mit den Eltern wunderbar mit dem Hobby Fußball vereinen“, sagt Lukas Ernesti, der mit seiner Freundin derzeit in Krefeld lebt.

Eine Trainingse­inheit verpasst er dennoch kaum einmal. An seiner tragenden Rolle im Verein und der damit verbundene­n Verantwort­ung hat er durchaus Gefallen gefunden. „Ich bin da langsam hineingewa­chsen. Dabei habe ich mir auch einiges von unserem ehemaligen Spielführe­r Hajo Peters abgeschaut“, sagt Ernesti, der sich als Bindeglied zwischen Team, Trainer und Vorstand sieht. Auf dem Platz geht er mit Leistung voran und tritt auch mal lautstark auf. Außerhalb des Spielfelde­s pflegt er mehr den kommunikat­iven Stil. So wie er Hilfestell­ung von den damaligen Leitwölfen bekam, möchte er jetzt unterstütz­end bei der Integratio­n der Nachwuchsa­kteure und Neuzugänge mitwirken.

Ihm zur Seite steht mit Co-Kapitän Björn Gatermann übrigens ein weiteres Eigengewäc­hs. Beide haben fußballeri­sch fast den parallelen Weg seit der F-Jugend genommen und sind auch privat befreundet. Mit Levon Kürkciyan kehrt vom 1. FC Kleve zudem ein waschechte­r Gocher zurück. So schließt sich der Kreis. Zusammen wollen sie die Viktoria jetzt als gestandene Seniorenki­cker zurück in höhere sportliche Sphären führen.

 ?? RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE ?? Lukas Ernesti (links) blickt zuversicht­lich auf die kommende Saison voraus.
RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE Lukas Ernesti (links) blickt zuversicht­lich auf die kommende Saison voraus.

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