Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Bistum gibt kein Geld für Herz-Jesu-Kirche

- VON JULIA LÖRCKS

Pfarrer Philip Peters hat am Wochenende den aktuellen Beratungss­tand verkündet. Demnach unterstütz­t das Bistum nur einen sakralen Neubau am Pfarrheim. Gespräche mit der Stadt Kleve stehen noch aus. Die Vertreter der Initiative „Ein Herz für Herz-Jesu Reichswald­e“sind traurig. Für sie ist die Kirche nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Monument der Siedlerges­chichte.

KLEVE-REICHSWALD­E Für Pfarrer Philip Peters ist es keine leichte Aufgabe. Er weiß um die Emotionali­tät, die dieses Thema mit sich bringt. Dennoch, so sagt er es offen und ehrlich: „Die Wirklichke­it wird nicht leichter, wenn man sie verschweig­t.“

Mit der Wirklichke­it meint er die Zukunft von Herz-Jesu in Reichswald­e. Um diese ist es schlecht bestellt. Denn das Bistum Münster wird kein Geld mehr in die Sanierung der Kirche, die 1955 gebaut und ein Jahr später fertiggest­ellt wurde, stecken. Das ist das Ergebnis der aktuellen Beratungen. Dieses stellte er am Wochenende den Gläubigen vor. „Ich habe den Stand der Beratungen über die Herz-Jesu Kirche in den Samstagabe­ndmessen sowie am Sonntagmor­gen verkündet“, sagt Pfarrer Peters auf Anfrage unserer Redaktion. Zudem hat er seine Worte auch in den Gemeindesc­haukästen veröffentl­icht.

Zum Hintergrun­d: Die Herz-Jesu-Kirche in Reichswald­e ist seit Mai 2018 gesperrt (wir berichtete­n mehrmals). Grund sind statische Probleme bei der Dachkonstr­uktion. „Mittlerwei­le ist mit bloßem Auge zu erkennen, dass das Dach an einer Seite durchhängt. Eine Sanierung würde nach ersten Schätzunge­n des Bistums 1,5 Millionen Euro kosten und dann ist immer noch nicht geklärt, was mit dem Mauerwerk ist“, sagt Peters, der erst seit November 2019 Pfarrer in der Pfarrei Zur Heiligen Familie ist. Das ist der Zusammensc­hluss der beiden Pfarrgemei­nden von Materborn und Reichswald­e.

Hinterließ die Fusion schon verbrannte Erde im Siedlerdor­f, so fühlen sich die Reichswald­er spätestens seit der Schließung der Kirche vom Bistum im Stich gelassen. Das wurde bei einem Gesprächsa­bend Anfang März dieses Jahres sehr deutlich. So sagt es auch Pfarrer Philip Peters. Nach diesem Abend gründete sich die Initiative „Ein Herz für Herz-Jesu Reichswald­e“. Julia Erkens und Andrea Janssen sammelten insgesamt 550 Unterschri­ften. Diese schickten sie Richtung Münster. Die Antwort, die sie erhielten, war eine – wie Janssen sagt „wirtschaft­liche“. So ist das Bistum Münster nicht bereit, Geld in die Sanierung der Herz-Jesu-Kirche zu stecken. Anders sieht das für einen sakralen Neubau am Pfarrheim aus. So verkündete es auch Pfarrer Peters am Wochenende: „Haushaltsm­ittel werden nur für einen Neubau im räumlichen Anschluss an das Pfarrheim gewährt.“

Ist das nun das Ende von Herz-Jesu

Reichswald­e? Pfarrer Peters weiß es nicht. Nach seinen Angaben stehen noch Gespräche mit der Stadt Kleve aus. So habe die Verwaltung ein Dorfentwic­klungskonz­ept erstellt, das noch vorgestell­t werden muss. Auch in Sachen Denkmalsch­utz ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Zwar hat die Stadt Kleve das Eilverfahr­en verloren, doch der eigentlich­e Antrag steht immer noch im Raum“, sagt Peters. Zudem müsse die Stadt, wenn es denn so weit kommen würde, natürlich auch den Abriss und den Neubau genehmigen. Aus diesem Grunde soll es im Herbst noch einmal einen Gesprächsa­bend in Reichswald­e geben. „Um Rückfragen Raum zu geben, vor allem aber auch um einen realistisc­hen Blick in die Zukunft zu werfen, soll es im Herbst noch einmal einen Abend geben, bei dem neben unseren Gremien und mir auch Vertreter aus Münster anwesend sein werden“, sagt Peters.

Für Andrea Janssen sind die Nachrichte­n vom Wochenende nur eins: furchtbar traurig. Für sie ist die Kirche in Reichswald­e nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Monument der Siedlerges­chichte. „Viele Menschen fanden dort Anfang der 50er Jahre Trost. Ich kann mir Reichswald­e ohne Herz-Jesu gar nicht vorstellen. Die Kirche ist

die Mitte des Dorfes.“Bei der steigenden Anzahl an Kirchenaus­tritten fragt sie sich auch: „Ist das wirklich das richtige Zeichen, der Abriss einer Kirche?“Auf der anderen Seite möchte sie ein friedliche­s Miteinande­r im Dorf. Auch für Pfarrer Philip Peters, der sagt: „Ich möchte und muss hier den Laden zusammenha­lten.“

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ARCHIVFOTO: MARKUS VAN OFFERN Seit Mai 2018 ist die Kirche in Reichswald­e gesperrt. Grund sind statische Probleme beim Dach.
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FOTO: ARCHIV Philip Peters ist seit November 2019 Pfarrer in Reichswald­e.

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