Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Lust am Auto ist kreisweit ungebrochen
Die viel diskutierte Mobilitätswende ist im Kreis Kleve offenbar noch kein Thema. Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes zufolge wächst die Zahl der angemeldeten Kfz nämlich weiter. Für die Politik liegen die Gründe auf der Hand.
KREIS KLEVE Während die Politik in Bund und Land versucht, Lösungen für die umweltfreundliche Mobilität von morgen zu finden, setzen die Einwohner des Kreises Kleve offenbar immer stärker auf das Fortbewegungsmittel Auto. Denn laut einer Bestandserhebung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA, Stichtag 1. Januar) ist der Bestand an Kraftfahrzeugen im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal gestiegen. (inklusive Hybride). Unangefochten an der Spitze stehen die Verbrenner, Elektroautos führen noch ein Nischendasein und auch Lastenräder oder E-Bikes können dem Auto den Platz als Mobilitätsmittel Nummer eins nicht streitig machen. So ist im Vergleich zum Vorjahr nicht nur die kreisweite Zahl der Diesel-Fahrzeuge, sondern auch der Benziner gestiegen – von 112.021 auf 114.663 Pkw (+2642). Das entspricht einer Zunahme von 2,36 Prozent. Den größten Zuwachs gibt es in der Kategorie der Elektroautos. Zu den 336 E-Fahrzeugen (Vorjahr: 184, Zuwachs von 82,6 Prozent) kamen noch 1550 Hybride (2019: 1000, + 55 Prozent).
Damit sind im Kreis Kleve 59,14 Prozent der Pkw Benziner, 36,70 Prozent haben einen Dieselmotor und nur der Rest von rund 4,16 Prozent ist mit anderen Motorarten oder Treibstoffen unterwegs. Gasautos, die vor allem in der Erdgas-Variante mit im Vergleich geringerem Schadstoffausstoß punkten können, sind immer noch nur ein Nischenprodukt – ihr Bestand ist sogar gesunken (6150, Vorjahr: 6.590).
Rolf Janssen, Bürgermeister-Kandidat für die Klever Grünen, hat für die steigenden Pkw-Zahlen derweil eine simple Erklärung: „Den Menschen geht primär darum, schnell, verlässlich und bezahlbar von A nach B zu gelangen. Dabei wird man auf das Verkehrsmittel zurückgreifen, dass diesen Anforderungen entgegenkommt. Und das scheint derzeit noch für viele der Pkw zu sein.“Das sieht Stephan Haupt, FDP-Landtagsabgeordneter für den Kreis Kleve, ähnlich: „Das Angebot des ÖPNV im Kreis Kleve stellt aufgrund seines nur eingeschränkten und schlecht abgestimmten Angebotes keine Alternative zum Auto dar. Hinzu kommt, dass die vorhandenen Bahnverbindungen sehr unzuverlässig sind. So kommt es, dass viele ein Auto zur Absicherung brauchen.“Daher sei es angezeigt, dringend geeignete Alternativen zu schaffen, sagt derweil Rolf Janssen. „Insbesondere ein auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ausgerichtetes ÖPNV-Angebot als auch eine entsprechende Radverkehrsinfrastruktur.“
Mit Blick auf den steigenden Diesel-Bestand bemerkt Haupt, dass es „in unserer Region keine ausreichende flächendeckende Infrastruktur für alternative Antriebe gibt. So gibt es im Kreis Kleve lediglich drei Erdgastankstellen und das Angebot an Elektroladesäulen schwankt von Kommune zu Kommune sehr stark.“Dieses Problem hat auch Rolf Janssen registriert: „Insgesamt müssen umweltfreundlichere Antriebe deutlich zunehmen. Das bedingt aber auch die Bereitstellung entsprechender Infrastruktur.“
Zudem sollten laut beiden Politikern Sharing-Angebote sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung besser genutzt werden. So sei es letztlich unumgänglich, in naher Zukunft ein Gesamtkonzept für die regionale Mobilität zu erarbeiten wird – es bedürfe zwingend der ganzheitlichen Abstimmung. Man müsse die Möglichkeiten auf die Bedürfnisse der Nutzer anpassen und dürfe nicht in kommunalen Grenzen denken.