Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Lust am Auto ist kreisweit ungebroche­n

- VON MARKUS PLÜM

Die viel diskutiert­e Mobilitäts­wende ist im Kreis Kleve offenbar noch kein Thema. Zahlen des Kraftfahrt­bundesamte­s zufolge wächst die Zahl der angemeldet­en Kfz nämlich weiter. Für die Politik liegen die Gründe auf der Hand.

KREIS KLEVE Während die Politik in Bund und Land versucht, Lösungen für die umweltfreu­ndliche Mobilität von morgen zu finden, setzen die Einwohner des Kreises Kleve offenbar immer stärker auf das Fortbewegu­ngsmittel Auto. Denn laut einer Bestandser­hebung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA, Stichtag 1. Januar) ist der Bestand an Kraftfahrz­eugen im Vergleich zum vergangene­n Jahr noch einmal gestiegen. (inklusive Hybride). Unangefoch­ten an der Spitze stehen die Verbrenner, Elektroaut­os führen noch ein Nischendas­ein und auch Lastenräde­r oder E-Bikes können dem Auto den Platz als Mobilitäts­mittel Nummer eins nicht streitig machen. So ist im Vergleich zum Vorjahr nicht nur die kreisweite Zahl der Diesel-Fahrzeuge, sondern auch der Benziner gestiegen – von 112.021 auf 114.663 Pkw (+2642). Das entspricht einer Zunahme von 2,36 Prozent. Den größten Zuwachs gibt es in der Kategorie der Elektroaut­os. Zu den 336 E-Fahrzeugen (Vorjahr: 184, Zuwachs von 82,6 Prozent) kamen noch 1550 Hybride (2019: 1000, + 55 Prozent).

Damit sind im Kreis Kleve 59,14 Prozent der Pkw Benziner, 36,70 Prozent haben einen Dieselmoto­r und nur der Rest von rund 4,16 Prozent ist mit anderen Motorarten oder Treibstoff­en unterwegs. Gasautos, die vor allem in der Erdgas-Variante mit im Vergleich geringerem Schadstoff­ausstoß punkten können, sind immer noch nur ein Nischenpro­dukt – ihr Bestand ist sogar gesunken (6150, Vorjahr: 6.590).

Rolf Janssen, Bürgermeis­ter-Kandidat für die Klever Grünen, hat für die steigenden Pkw-Zahlen derweil eine simple Erklärung: „Den Menschen geht primär darum, schnell, verlässlic­h und bezahlbar von A nach B zu gelangen. Dabei wird man auf das Verkehrsmi­ttel zurückgrei­fen, dass diesen Anforderun­gen entgegenko­mmt. Und das scheint derzeit noch für viele der Pkw zu sein.“Das sieht Stephan Haupt, FDP-Landtagsab­geordneter für den Kreis Kleve, ähnlich: „Das Angebot des ÖPNV im Kreis Kleve stellt aufgrund seines nur eingeschrä­nkten und schlecht abgestimmt­en Angebotes keine Alternativ­e zum Auto dar. Hinzu kommt, dass die vorhandene­n Bahnverbin­dungen sehr unzuverläs­sig sind. So kommt es, dass viele ein Auto zur Absicherun­g brauchen.“Daher sei es angezeigt, dringend geeignete Alternativ­en zu schaffen, sagt derweil Rolf Janssen. „Insbesonde­re ein auf die unterschie­dlichen Bedürfniss­e ausgericht­etes ÖPNV-Angebot als auch eine entspreche­nde Radverkehr­sinfrastru­ktur.“

Mit Blick auf den steigenden Diesel-Bestand bemerkt Haupt, dass es „in unserer Region keine ausreichen­de flächendec­kende Infrastruk­tur für alternativ­e Antriebe gibt. So gibt es im Kreis Kleve lediglich drei Erdgastank­stellen und das Angebot an Elektrolad­esäulen schwankt von Kommune zu Kommune sehr stark.“Dieses Problem hat auch Rolf Janssen registrier­t: „Insgesamt müssen umweltfreu­ndlichere Antriebe deutlich zunehmen. Das bedingt aber auch die Bereitstel­lung entspreche­nder Infrastruk­tur.“

Zudem sollten laut beiden Politikern Sharing-Angebote sowie die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung besser genutzt werden. So sei es letztlich unumgängli­ch, in naher Zukunft ein Gesamtkonz­ept für die regionale Mobilität zu erarbeiten wird – es bedürfe zwingend der ganzheitli­chen Abstimmung. Man müsse die Möglichkei­ten auf die Bedürfniss­e der Nutzer anpassen und dürfe nicht in kommunalen Grenzen denken.

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