Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Stadt zufrieden mit Spinner-Bilanz
Die Maßnahmen, die von der Stadt Emmerich gegen den Eichenprozessionsspinner ergriffen wurden, scheinen sich ausgezahlt zu haben: Es gibt weniger Meldungen und Beschwerden von Bürgern als in den Vorjahren.
EMMERICH (tt) Seit dem Jahr 2004 muss sich die Stadt Emmerich jedes Jahr aufs Neue mit dem Eichenprozessionsspinner beschäftigen. Im vergangenen Jahr gab es dann so etwas wie einen negativen Höhepunkt: Die Population nahm eine bis dahin nicht gekannte Größe ein. Etliche Bürger meldeten sich bei der Stadt beziehungsweise bei den Kommunalbetrieben Emmerich (KBE).
„Im Vergleich zum vergangenen Jahr gibt es weniger Meldungen und Beschwerden“, nennt Georg Holtkamp den aktuellen Sachstand. Nichtsdestotrotz hat der Experte für Grünflächenpflege und Bäume bei den Kommunalbetrieben bei eigenen Kontrollgängen Befall ausgemacht. Etwa im Wald, der Hetter oder an den Moiedtjes in Hüthum.
Das liegt auch daran, dass die KBE dort aus ökologischen Gründen keine Präventivmaßnahmen vorgenommen haben. Sprich: Dort wurden die Bäume nicht mit einem Biozid, einem so genannten Fraßgift, besprüht. Denn aufgrund des starken Befalls im Jahr 2019 verfolgt die Stadt Emmerich in diesem Jahr verschiedene Bekämpfungsmethoden.
Ab Mitte April wurden die ersten von insgesamt 600 Eichen im gesamten Stadtgebiet mit Hilfe eines Hubwagens besprüht. Die Maßnahmen wurden ausschließlich in öffentlichen Bereichen durchgeführt. Dazu zählen Parks, Friedhöfe, Spielplätze, Schulen, aber auch stark frequentierte Fahrradwege. Premiere feierte dann ein Hubschrauber-Einsatz. Der Hubschrauber überflog dabei die städtischen Waldränder. „Dort, wo wir gespritzt haben und aktiv geworden sind, ist auch kein weiterer Befall. Das ist in Ordnung“, berichtet Holtkamp.
Das Zeitfenster für die Maßnahmen ist knapp bemessen und von der Natur vorgegeben. Die Raupen durchlaufen von April bis August sechs Larvenstadien – sie häuten sich sechsmal. Nur bis zum zweiten Larvenstadium macht es Sinn, mit dem Spritzen gegen den Eichenprozessionsspinner vorzugehen. Denn ab dem dritten Stadium bilden sich die Brennhaare aus, die bei manchen Menschen durch das Nesselgift eine Reaktion auslösen. Bei Hautkontakt können Ausschlag und Rötungen entstehen. Manche Menschen reagieren mit Atemwegserkrankungen, asthmatischen Anfällen. „Natürlich könnte man dann auch noch spritzen und die Raupen würden tot vom Baum fallen, aber dann würde man ja erst recht mit den Brennhaaren in Kontakt kommen“, erklärt Holtkamp. Deshalb würde nun nur ein Absaugen der Nester Sinn machen.
Da aktuell die lebenden Raupen noch am Stamm unterwegs sind, ist im Moment die Gefahr groß, dass der Wind die Brennhaare durch die Luft weht. Nach und nach kommen die Raupen aber nun ins letzte Larvenstadium und werden sich dann bis Ende Juli in die Nester zurückziehen. „Im August schlüpfen sie dann als Falter – als Motte – aus und dann geht der Zyklus wieder von neuem los“, so der KBE-Baumfachmann. „Ab diesem Zeitpunkt sind dann auch die Brennhaare an den Tieren weg.“
Doch das ist keine Entwarnung. Denn die Brennhaare, etwa die in den Nestern sind, bleiben gefährlich. „Das ist aber auch eine Problematik für Wiesen, denn die Nester können auch vom Baum fallen. Mäht der Bauer dann das betroffene Gras, können die Brennhaare ins Heu kommen. Es kann dann vorkommen, dass die Kühe und Pferde im Winter mit dicken Gesichtern und Mäulern da stehen“, erläutert Georg Holtkamp weitere
Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner.
Um die Bevölkerung auf die Gefahr aufmerksam zu machen, sind insgesamt 20 Warnschilder an neuralgischen Stellen im Stadtgebiet aufgestellt worden. Die Schilder sind im Übrigen nur in der Saison installiert. Im Herbst wird der Bauhof sie wieder abmontieren. „Es geht darum, dass der Bürger sich nicht an das Schild gewöhnen soll. Wenn ein Schild dauerhaft irgendwo steht, verselbstständigt sich das“, nennt Georg Holtkamp den Hintergrund dieser Maßnahme.
Dass die Aktivitäten gegen den Eichenprozessionsspinner zum Schutz der Bevölkerung nicht zum Nulltarif zu haben sind, versteht sich von selbst. Deswegen wurde auch in den städtischen Haushalt 2020 eine zusätzliche Summe von 20.000 Euro eingestellt.