Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Berufs-Chancen in der Fahrradbranche
Die Zeiten, als es reichte, zu wissen, wie ein Reifen geflickt wird, sind vorbei. E-Bikes sind technisch anspruchsvolle Zweiräder. Bei Zweirad Peters arbeitet Fabian Grager als Zweiradmechatroniker.
E-Bikes sind technisch anspruchsvolle Zweiräder. Bei Zweirad Peters arbeitet Fabian Grager als Zweiradmechatroniker.
KEVELAER Das passende E-Bike, das gebe es für alle. Die Vorstellung, dass nur „ältere Leute“sich gerne auf Fahrräder mit Tretkraftunterstützung setzen, sei längst überholt, sagt Gregor Peters vom gleichnamigen Zweiradhandel in Kevelaer.
Mittlerweile machen E-Bikes zwei Drittel der verkauften Fahrräder im Kevelaerer Fachgeschäft aus, nur noch ein Drittel der Kunden nimmt ein Rad ohne motorisierte Unterstützung. Peters hat noch Zweiradmechaniker gelernt und dann seinen Meister gemacht. Er habe noch die Anfänge der E-Bikes miterlebt.
Mittlerweile gibt es den Beruf des Zweiradmechatronikers. Immer wieder bieten außerdem die Hersteller Schulungen an und stellen die neuesten Entwicklungen vor. In Peters’ Werkstatt arbeitet Fabian Grager als Zweiradmechatroniker. Gesucht wird noch ein Auszubildender. Der sollte einen guten Hauptschulabschluss haben, technisches Verständnis und Kenntnisse von Computer und Elektrotechnik.
Ein Ende des Siegeszugs des E-Bikes ist nicht abzusehen. Die Zukunftsaussichten beschreibt Gregor Peters als rosig. „Fachkräfte werden händeringend gesucht“, sagt Peters. Denn beim E-Bike geht es um wesentlich mehr als die Fähigkeit, einen Reifen wechseln zu können. Wie bei Autos werden auch E-Bikes auf ihre Fehler ausgelesen. Dafür ist Fachwissen gefragt.
Und die Fans, die E-Bike fahren und ab und zu auch einmal in die Werkstatt kommen, werden immer zahlreicher. Rennräder, die gerade junge Leute nutzen, um damit schnell zur Arbeit zu kommen, sind genauso beliebt wie Stadträder für junge Mütter, die im Anhänger zwei Kinder haben und froh sind, beim täglichen Weg zum Kindergarten ein bisschen motorisierte Unterstützung zu haben.
Peters nutzt die Gelegenheit, um mit einem weiteren Vorurteil aufzuräumen. Wer E-Bike fährt, kann sich nicht einfach zurücklehnen und „lässt fahren“. „Bei 20 Prozent Unterstützung bringe ich immer noch 80 Prozent selber auf, die ich selber in die Pedale trete“, erklärt Peters. Sportlich unterwegs ist man also auch mit dem E-Bike. Der Mountainbike-Fahrer freue sich über die Alternative mit Tretkraftunterstützung, denn bis er einen Berg hinabfahren kann, müsse er ja erst einmal hinauf. Der große Vorteil: Die Leute fahren weiter und generell mehr mit dem Rad.
Meistens zieht ein E-Bike-Besitz Kreise. Denn wenn Bekannte gemeinsam auf Fahrradtour gehen, merke man gerade bei längeren Touren den Unterschied, ob man noch ohne oder schon mit Unterstützung fährt. Für die richtige Wahl empfehlen Vater und Sohn von Zweirad Peters
aber dringend eine eingehende Beratung.
Der Seniorchef, Hubert Peters, vergleicht das ganz praktisch mit dem Kauf eines Paars Schuhe. Das muss passen. Das sei eine ziemlich individuelle Geschichte. Deswegen wird bei den Probefahrten einiges ausprobiert: Soll es etwa mit oder ohne Rücktrittbremse sein? Später geht es um die Feinheiten, wie den passenden Sattel. Dass die Anschaffung eines E-Bikes teuer sei, kann Hubert Peters so nicht stehen lassen. Zum Vergleich müsse man überlegen, was die Menschen bereit sind, für einen Urlaub auszugeben. Und an einem E-Bike habe man viele Jahre Spaß.
Los gehe es bei 2300 Euro, erklärt Gregor Peters. Für den Preis gebe es gute Standardräder mit einer Reichweite von rund 60 Kilometern, dazu robuste Technik und einen zuverlässigen Akku. Die meisten geben in diesem Jahr etwas mehr aus, zwischen 2800 und 3300 Euro. Dafür gebe es dann mehr Reichweite, bis zu 120 Kilometer, und einige Feinheiten mehr. Natürlich gibt es jede Menge Zugaben: Wer will, kriegt eine Alarmanlage fürs Fahrrad. Wichtiger ist aber, dass es passt, damit es möglich oft heißt: Rauf aufs Rad.