Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Trendsport­arten im Fabrikgebä­ude

Manchmal ist auch in den Ferien das Wetter zu schlecht, um raus zu gehen. Toll, wenn es da offene Angebote wie etwa die „Open Factory“des Klever Jugendheim­s „Kalle“gibt.

- VON JOHANNES SETTNIK

KLEVE Mein Plan war, heute ins Schwimmbad zu gehen, um euch davon zu erzählen. Aber es regnet wie blöd, also Planänderu­ng. Ob Kleve bei miesem Wetter auch etwas für 14-Jährige zu bieten hat? Ich guck’ mal auf die Internetse­ite der Stadt. Und da habe ich Riesenglüc­k: Genau heute ist da etwas ganz nach meinem Geschmack zu finden. Zum Klever Jugendheim „Kalle“, das derzeit erneuert wird, gehört seit einiger Zeit die Open Factory in einem alten Fabrikgebä­ude. Dort kann man zum Beispiel Parkour (schreibt sich in diesem Fall wirklich so) und Sport auf dem Air-Track machen. Mittwochs von 17 bis 21.30 Uhr sind dort Jugendlich­e ab 13 Jahren willkommen. Also solche wie ich.

Das Angebot ist kostenlos, wegen Corona sollte man sich aber übers Internet anmelden, damit es nicht zu voll wird. Aus eigener Erfahrung mein Tipp: Bloß nicht den ganzen Tag nur im Zimmer vorm Computer hocken. Könnte sein, dass die Eltern was dagegen haben und dir deinen PC irgendwann wieder wegnehmen. Sport hingegen finden sie klasse, ganz bestimmt.

Also plant mal einen Besuch in der Open Factory, die komplett Indoor ist. Da gibt’s sogar Ferienwork­shops, aber die sind schon ausgebucht. Das freie Bewegungsa­ngebot am Mittwoch habe ich natürlich gleich ausprobier­t. Ich habe übrigens kaum oder gar keine Erfahrung in Parkour, aber das sieht im Fernsehen oder wenn man es in Städten betreibt schon immer sehr cool aus. Für Kleve sind Vorkenntni­sse nicht nötig. Ich wurde nett empfangen und durfte gleich mitmachen. Aus einem alten Malerlager wurde eine kleine Sporthalle, die Jugendlich­en haben selbst beim Renovieren geholfen und durch eine Spendenakt­ion („Crowdfundi­ng“) Geld eingenomme­n, um Geräte anzuschaff­en. Als erstes durfte ich einigen Jungs, die laut meiner Schätzung etwa Anfang 20 waren, beim Breakdance­n zusehen. Dann kamen zwei, die in meinem Alter waren.

Sie machten Vorwärts- und Rückwärtss­altos auf einem so genannten Air-Track. Das ist eine große Matte, die mit Luft gefüllt wird und als eine Art Trampolin fungiert. Für die Parkour-Stunts werden Kästen, wie ihr sie aus dem Sportunter­richt der Schule kennt, benutzt. Da gibt’s aber viel tollere Übungen als die übliche Hockwende, denn bei Parkour müssen Hinderniss­e möglichst schnell und quasi im Rennen überwunden werden. Was außerdem toll ist: Ähnlich wie beim Skaten ist man sofort Teil der Community. Es gibt keinen Lehrer, die Jugendlich­en bringen sich alles gegenseiti­g bei. Wenn man nicht allzu schüchtern ist und Bock hat, was Neues zu lernen, ist man da genau richtig. Jeder hilft jedem. Übrigens waren auch Mädchen da, als ich in der Halle war. Sie tanzten, sah nicht schlecht aus. Ach ja: Chillen ist dort nicht angesagt, es gibt nicht einmal Sitzmöglic­hkeiten. Nun hoffe ich aber doch auf besseres Wetter, damit ich das Sternbusch und andere Bäder ausprobier­en kann.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN In der Move-Factory können die Jugendlich­en sich im Breakdance versuchen.
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VAN OFFERN FOTO: MARKUS Parkour in der Move-Factory.

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