Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Getreide-Ernte startet früher
Es hat an den regenreichen Tagen Anfang Juli deutlich höhere Niederschlagsmengen gegeben.
NIEDERRHEIN (RP) Auf den Isselburger Feldern geht es nun los: Die Getreideernte startet. Das berichtet der Kreisverband Borken des Westfälisch-Lippischen-Landwirtschaftsverbandes (WLV). Die erste und anteilsmäßig wichtigste Ackerkultur, die gedroschen wird, ist die Wintergerste. Die im Herbst gesäte Frucht wächst im Westmünsterland auf 7,7 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Gerstenernte startet etwas früher als in normalen Jahren und zuerst an den Standorten mit leichteren Böden und den geringeren Niederschlagsmengen, weiß Martin Finke von der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW.
Das schöne Wetter der letzten Tage habe die Abreife der Gerste nochmal beschleunigt, erklärt der Pflanzenbauberater. Die Schere bei den zu erwartenden Erträgen gehe wieder mal weit auseinander. Im Nordkreis rund um Ahaus habe es vor allem an den regenreichen Tagen Anfang Juni deutlich höhere Niederschlagsmengen gegeben als im Südkreis rund um Isselburg.
Der Regen der vergangenen Wochen sei für die Gerste nach dem trockenen Frühling in der Regel zu spät gekommen, erzählt Kreisverbandsvorsitzender Ludger Schulze Beiering: „Vor allem dem am Anfang der Kornfüllungsphase stehenden Weizen, aber auch Triticale und Roggen hat es nochmal richtig genutzt.“
Um den Mais macht sich der Landwirt aktuell am wenigsten Sorgen: „Dem konnte man nach dem jüngsten Regen förmlich beim Wachsen zusehen.“
Insgesamt beobachten die Pflanzenbauexperten der Kammer bei den Landwirten ein Umdenken unter dem Eindruck der zurückliegenden Dürrejahre: Zunehmend hätten diese einen Augenmerk aufs Wassersparen gelegt, so Finke: „Viele haben auf Mulchsaatverfahren gesetzt und auf das Pflügenverzichtet.“Außerdem
hat sich nach Auswertungen der Landwirtschaftskammer der Anteil des Roggens als trockentolerantere Getreideart in den letzten drei Jahren nahezu verdreifacht.
Am meisten Sorgen mit der Ernte haben aktuell die Milchviehbetriebe. Der erste Grasschnitt sei vielfach noch einigermaßen okay gewesen, der zweite habe schon deutlich weniger gebracht, so Finke: „Die geringeren Erträge kommen zur Unzeit. Die Betriebe konnten in den beiden Vorjahren nur unzureichend Futtervorräte aufbauen.“Ironie des Schicksals: Die Not mancher Milchviehhalter
wird durch die „Not“der Gerstenanbauer etwas gelindert: „Einige verkümmerte Bestände sind
schon Mitte Juni als sogenannte Ganzpflanzensilage (GPS) geerntet worden.“Beim GPS erfolgt die Ernte zwei bis drei Wochen vor der eigentlichen Druschreife des Korns, um die klein gehäckselte ganze Pflanze mit einem vergleichsweise hohen Feuchtigkeitsgehalt einlagern zu können. So wird die für die Silage notwendige Gärung ermöglicht, erklärt Finke. Genutzt werde GPS in der Regel als Beifutter zu Grassilage. Eine Lösung des Grundproblems bringe die GPS aktuell für die Milchbauern aber nicht: „Die GPS aus schlecht entwickelten Beständen weist auch geringere Energiegehalte auf als solche ausgut entwickelten.“