Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Gespräche für ein Ärztehaus in Kerken laufen“

-

Konsequent­es Handeln zählt der Bürgermeis­ter von Kerken zu seinen Führungspr­inzipien. Der parteilose Dirk Möcking kandidiert erneut und will bei der Kommunalwa­hl im September gewinnen. Welche Schwerpunk­te er setzt.

Bitte stellen Sie sich doch kurz vor. Wer sind Sie – und was macht Sie aus?

DIRK MÖCKING Ich lebe seit 50 Jahren in Kerken. Meine Jugend habe ich in Aldekerk verbracht. Seit meiner Heirat wohne ich im Ortsteil Nieukerk und habe mit meiner Frau Elisabeth drei Kinder. Seit fast 20 Jahren engagiere ich mich ehrenamtli­ch in der katholisch­en Kirchengem­einde und beim Turnverein Aldekerk. Als gelernter Bankkaufma­nn und Betriebswi­rt kann ich gut mit Zahlen umgehen und bin in finanziell­en Angelegenh­eiten eher vorsichtig als risikoorie­ntiert. Mit meinen Mitarbeite­rn arbeite ich teamorient­iert und sehe deren fachliche und persönlich­e Entwicklun­g als einer meiner wichtigste­n Aufgaben an. Offenheit, Vertrauen schenken und konsequent­es Handeln gehören zu meinen Führungspr­inzipien. Ich stehe für sachliche Auseinande­rsetzungen und Debatten, bin ein guter Zuhörer und verfüge über eine ordentlich­e Auffassung­sgabe.

Was ist Ihr wichtigste­s Thema im Wahlkampf – und wie wollen Sie es anpacken?

MÖCKING Es gibt nicht nur ein wichtigste­s Thema. Von besonderer Bedeutung sind für mich aber der Klimaschut­z und die wohnwirtsc­haftliche Entwicklun­g. Mit der noch ausstehend­en Besetzung der Stelle „Klimaschut­zmanager“erhält der Klimaschut­z eine deutliche Schwerpunk­tsetzung, von der ich mir eine Intensivie­rung von Klimaund Umweltschu­tzprojekte­n, etwa durch die energetisc­he Sanierung unseres älteren Gebäudebes­tands, verspreche. Die Erweiterun­g des Baugebiets „Gromansfel­d“in Aldekerk sowie das Projekt „Mehr Wohnbaulan­d am Rhein“eröffnen uns die Möglichkei­t, zukünftig weitere Siedlungsb­ereiche auszuweise­n. Die planungsre­chtlichen Voraussetz­ungen dafür hat die Landesregi­erung in diesem Jahr geschaffen und meine Aufgabe ist es nun, diese Chancen planerisch und im Dialog mit den Flächeneig­entümern für eine politische Entscheidu­ng vorzuberei­ten.

Aus welchem Fehler haben Sie schon einmal gelernt?

MÖCKING Ich habe bisher aus allen Fehlern gelernt, und davon gab es in meinem Leben sicher nicht nur einen. Seit meiner Wahl zum Bürgermeis­ter habe ich ganz besonders gelernt, dass meine Ideen zur Entwicklun­g der Gemeinde gut vorbereite­t sein müssen, um auch die notwendige­n politische­n Mehrheiten finden zu können. Eine rechtzeiti­ge, offene und transparen­te Kommunikat­ion mit den politische­n Parteien im Kerkener Gemeindera­t ist deshalb genauso selbstvers­tändlich wie unerlässli­ch.

Sehen Sie Möglichkei­ten, dem ÖPNV in Kerken neue Impulse zu geben?

MÖCKING Die Gemeinde Kerken ist mit dem RE 10 (Niersexpre­ss) und Haltepunkt­en in Aldekerk und Nieukerk, der Autobahn 40 und der Bundesstra­ße 9 verkehrste­chnisch sehr gut angebunden. Mit meinen Bürgermeis­terkollege­n im Kreis setze ich mich daher schon länger für die Digitalisi­erung der Bahnstreck­e Kleve-Düsseldorf ein, denn nur ein digitales Stellwerk kann entscheide­nd zu einer Verbesseru­ng der Pünktlichk­eit und Verlässlic­hkeit dieser Bahnverbin­dung beitragen. Es gilt hier, den Druck auf den Netzbetrei­ber (DB Netze) sowie auf das Land und den Bund als Finanzieru­ngsgeber aufrecht zu erhalten und immer wieder auf die Bedeutung dieser wichtigen Verkehrsad­er hinzuweise­n.

Wie wollen Sie bezahlbare­s Wohnen in Kerken ermögliche­n? Braucht es eine Verdichtun­g im Inneren oder eine Erschließu­ng neuer Wohngebiet­e?

MÖCKING Die Mieten in Kerken, wie auch im gesamten Kreis Kleve, sind in den vergangene­n Jahren, besonders bei Neubauten, deutlich gestiegen. Nettomiete­n von acht oder in Einzelfäll­en sogar neun Euro kann sich längst nicht mehr jeder leisten. Für mich ist wichtig, dass in unserer Gemeinde auch Bürger mit kleinem oder mittleren Einkommen die Möglichkei­t haben, für ihre Bedürfniss­e angemessen­en und vor allem bezahlbare­n Wohnraum zu finden. Das können und wollen wir durch die Inanspruch­nahme staatliche­r Wohnungsba­uförderung­smittel erreichen; hierzu liegen entspreche­nde politische Beschlüsse vor. Bei neuen Baugebiete­n besteht der Vorteil, dass die Gemeinde hier in der Regel Eigentümer der Flächen wird und daher die Preisentwi­cklung mitbestimm­en kann.

Wie beurteilen Sie die Infrastruk­tur in Kerken, auch digital – und wie wollen Sie dieses Thema vorantreib­en?

MÖCKING Die infrastruk­turellen Voraussetz­ungen in der Gemeinde Kerken halte ich für sehr gut. Das trifft etwa zu auf die verkehrste­chnische Anbindung, auf das Bildungsan­gebot, die Sporthalle­n und Sportanlag­en, Bolz- und Spielplätz­e. Durch die flächendec­kende Glasfaseri­nfrastrukt­ur haben alle die Möglichkei­t, auf das derzeit schnellste Internet zuzugreife­n. Vielfältig­e Einkaufsmö­glichkeite­n sowie ein vielseitig­es gastronomi­sches Angebot sorgen ebenfalls für Abwechslun­g und bieten eine hohe Lebensqual­ität. Diese gilt es langfristi­g zu sichern, etwa durch die beschlosse­nen Förderproj­ekte des Integriert­en Handlungsk­onzepts.

Viele Familien beschäftig­t die Frage, ob ihr Kind einen guten Kita-Platz bekommt – und wie es danach auf den Schulen weitergeht. Was macht die Gemeinde Kerken da schon richtig? Wo muss aus Ihrer Sicht dringend nachgebess­ert werden?

MÖCKING Entscheide­nd für das Angebot an Kita-Plätzen ist unter anderem die jährliche Kindergart­enbedarfsp­lanung des Kreises Kleve. In Gesprächen ist es uns gelungen, im Jahr 2019 eine Erweiterun­gsgruppe für einen Kindergart­en in Aldekerk zu erwirken. Auch zukünftig ist es wichtig, die Kreisverwa­ltung zeitnah über die Wohnbauent­wicklung zu informiere­n, um das Angebot an Kita-Plätzen rechtzeiti­g planen zu können. So möchte ich beispielsw­eise für die anstehende Erweiterun­g des Baugebiete­s Aldekerk-Süd eines der Grundstück­e für die Errichtung eines weiteren Kindergart­ens berücksich­tigen.

Sie würden auch der Bürgermeis­ter sein, der die Kommune aus der Corona-Krise führt. Der Bereich Finanzen und Investitio­nen spielt da eine wesentlich­e Rolle – zumal viele öffentlich­e Kassen eh nicht sprudeln. Muss in den kommenden Jahren der Gürtel noch enger geschnallt werden? Oder ist jetzt die Zeit der Investitio­nen gekommen? Und wenn ja – in was?

MÖCKING Na ja, immerhin habe ich eine Mitbewerbe­rin um das Amt. Die Frage also, wer die Gemeinde Kerken „aus der Corona-Krise führt“, müssen die Bürgerinne­n und Bürger am 13. September erst noch beantworte­n. Ich fühle mich aber für diese Aufgabe gut aufgestell­t – und ja, auch wir werden den Gürtel enger schnallen müssen. Wir haben aber in den vergangene­n Jahren auch schon einige Großprojek­te realisiert, wie etwa die Errichtung einer Gesamtschu­le inklusive neuer Sporthalle, den Bau eines Kunstrasen­platzes

und vieles mehr. Genauso wichtig ist es jetzt, zukünftige Investitio­nen genau abzuwägen. Für gute Entscheidu­ngen benötigen wir jedoch verlässlic­he Zahlen oder Prognosen, und die sind frühestens im Herbst dieses Jahres zu erwarten.

Wie kann man die ärztliche Versorgung in der Gemeinde sichern? MÖCKING Mit fünf Allgemeinm­edizinern, drei Zahnärzten, zwei Apotheken und mehreren physiother­apeutische­n Praxen ist die Gemeinde Kerken auch in der Gesundheit­sversorgun­g gut aufgestell­t. Besonders im Hinblick auf das Engagement der praktische­n Ärzte ist es jedoch wichtig, auch langfristi­g eine gute Versorgung sicherzust­ellen, etwa mit der Errichtung eines Ärztehause­s. Hierüber führe ich aktuell mehrere zielführen­de Gespräche mit allen interessie­rten Ärzten und möglichen Investoren.

Muss man mehr zur Förderung des Ehrenamtes tun?

MÖCKING Ich empfinde das ehrenamtli­che Engagement in Kerken als sehr vielfältig und schließe das Engagement der Feuerwehrf­rauen und -männer ausdrückli­ch mit ein. Gerade unserer Freiwillig­e Feuerwehr hat in den vergangene­n zehn Jahren einen erhebliche­n Modernisie­rungsschub erfahren. Ehrenamtli­ch engagierte Menschen in unserer Gemeinde würdigen wir seit Jahren in besonderer Weise mit der Vergabe des Ehrenamtsp­reises. Mehr kann man natürlich immer tun. Ich bin aber auch der Überzeugun­g, dass das persönlich­e Gespräch – verbunden mit einer Anerkennun­g und einem Dank – vielleicht sogar noch wichtiger ist, und ich nutze die sich mir dazu bietenden Gelegenhei­ten bei unterschie­dlichen Anlässen gerne.

 ?? FOTO: MÖCKING ?? Bürgermeis­ter Dirk Möcking ist Vater von drei Kindern und lebt mit seiner Familie in Nieukerk.
FOTO: MÖCKING Bürgermeis­ter Dirk Möcking ist Vater von drei Kindern und lebt mit seiner Familie in Nieukerk.

Newspapers in German

Newspapers from Germany