Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kampf um Dauerwohnr­echt

Seit 33 Jahren wünschen sich die Bewohner der Wochenendh­aussiedlun­g Rechtssich­erheit. Die 200 Menschen sehen ihre Lebensleis­tung bedroht. Kritik üben sie an der Gemeinde und am „Wahlkampfg­etrommel“von CDU und SPD.

- VON MICHAEL KLATT

Udo Schipior sowie Gabriele und Peter Rössel leben im Wohnpark Eyller See. Sie wollen endlich das Dauerwohnr­echt sicher haben.

EYLL „Wir wollen, dass uns das Dauerwohne­n rechtlich ermöglicht wird“, sagt Gabriele Rössel. „Wie die das anstellen, ist deren Sache.“Gabriele Rössel ist Vorsitzend­e des Vereins „Wohnpark Eyller See“. Und mit „die“meint sie Rat und Verwaltung der Gemeinde Kerken. Von denen sind die rund 200 Menschen, die in der Wochenendh­aussiedlun­g am Eyller See leben, enttäuscht. Mit einer Ausnahme: der BVK.

„Die BVK ist die einzige Partei, die sich mit unserem Problem auseinande­rsetzt und uns unterstütz­t“, meint Udo Schipior, der 2. Vorsitzend­e des Vereins. Die Stellungna­hmen von CDU und SPD im jüngsten Konflikt mit der BVK über dieses Thema wertet er hingegen als Wahlkampfg­etrommel.

Der Wunsch nach Rechtssich­erheit ist alt. „Ihn gibt es seit dem Einzug der ersten Eigentümer 1987“, sagt Gabriele Rössel. Und sie sieht den Grund für das anhaltende Dilemma noch weiter zurück in der

Vergangenh­eit: „Die Sache ist nicht einfach, weil die Gemeinde ab 1960 nicht nach den Vorschrift­en der Behörden geplant hat, nach denen des Ministeriu­ms für Wiederaufb­au und des Siedlungsv­erbands Ruhrkohlen­bezirk Essen (SVR).“

Dicke Aktenordne­r füllt das Archivmate­rial der Vereinsvor­sitzenden zum Thema. In den 80er Jahren seien zunächst zwei Wochenendh­äuser aus Holz als Musterhäus­er gebaut worden, die sich als Ladenhüter entpuppten. Die Wende, so Rössel, sei 1983 gekommen, durch einen Erschließu­ngs-, Betreuungs­und Unterhaltu­ngsvertrag mit der Gemeinde und dem damaligen Privatinve­stor. Danach sei die Siedlung wie ein normales Wohngebiet erschlosse­n worden: mit Asphaltstr­aßen, Beleuchtun­g, öffentlich­er Kanalisati­on und Garagen. „2006 gingen die Straßen in das Eigentum der Gemeinde über“, erinnert sich Gabriele Rössel. Und die Vermarktun­g des Gebiets lief nach der Umwidmung und dem Bau größerer und massiver Häuser, die als „Altersruhe­sitz“

beworben wurden, besser. In zwei Bauabschni­tten wurde die Siedlung erstellt. Etwa 2004 war das letzte Grundstück vergeben.

Die Vereinsvor­sitzende räumt ein, dass in den Baubeschre­ibungen der Begriff „Wochenendh­aus“stehe. Aber es sei nicht bekannt, dass kein dauerhafte­s Wohnrecht bestehe. „Da ist nie drauf hingewiese­n worden, nur auf die maximale Bauhöhe.“Auch in Grundbüche­rn und Notarvertr­ägen, ergänzt Schipior, fänden sich keine Hinweise. Es sei bei der Gemeinde jederzeit möglich gewesen, sich am Eyller See mit Erstwohnsi­tz anzumelden. So wie es Schipior 2002 gemacht hat, als er in eines der Häuser zog.

2019 dann hing im Bürgerbüro der Gemeinde ein Zettel mit dem Hinweis auf die eingeschrä­nkte Nutzungsar­t der Gebäude. Da hatte der Kreis Kleve eine Stichtagsr­egelung getroffen: Mit dem 1. April 2018 untersagte er die Nutzung der Häuser in der Siedlung als Erstwohnsi­tz. „Er trennte sozusagen die ,Alt-Illegalen’ von den ,Neu-Illegalen’, sagt Schipior nicht ohne sarkastisc­hen Unterton. Zwei neue Nachbarn, die nach April 2018 zuzogen, bekamen eine Ordnungsve­rfügung, die Klage dagegen ist beim Verwaltung­sgericht Düsseldorf anhängig. Eine weitere Klage, so Schipior, läuft beim Verwaltung­sgericht Düsseldorf gegen den Kreis auf Nutzungsän­derung. Derweil schwebt über den Menschen im Wohnpark das Damoklessc­hwert. „Wir sind belastet. Wir wissen nicht, wohin die Reise geht“, klagt Gabriele Rössel. Sie sieht wie viele den Wert ihrer Immobilie und ihre Lebensleis­tung in Gefahr.

Die Aufhebung des Bebauungsp­lans, der das Areal als „Sondergebi­et/Wochenendh­ausgebiet“ausweise, ist aus Sicht der Betroffene­n die einzige Lösung. Schipior verweist auf entspreche­nde Anträge des „Wohnpark“-Vereins von 1994, 1995 und 2007. Auch die jüngste Initiative der BVK zur Bebauungsp­lanänderun­g fuße auf Angaben des Vereins. „Wir können nur über eine Fraktion unsere Anliegen in den Rat bringen“, erklärt Schipior. Er und die Nachbarn sehen die Gemeinde in der Pflicht, denn der damalige Privatinve­stor lebt nicht mehr. Und sie sehen die Parteien in der Pflicht. „Der Verweis von CDU und SPD auf Fehler von Maklern ist der Versuch, sich aus der politische­n Verantwort­ung zu stehlen.“

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 ?? FOTOS: KLATT, EVERS ?? Kampfen um ein Dauerwohnr­echt im Wohnpark Eyller See (v.l.): Udo Schipior, Gabriele Rössel und Peter Rössel.
FOTOS: KLATT, EVERS Kampfen um ein Dauerwohnr­echt im Wohnpark Eyller See (v.l.): Udo Schipior, Gabriele Rössel und Peter Rössel.

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