Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Tipps für den Verbrauche­r

Werbeversp­rechen, Hervorrufe­n von positiven Emotionen: Der Buchautor erklärt die Fallen in der Werbung, im Verkaufsra­um und beim Verkaufsge­spräch. Er warnt vor Entscheidu­ngen aus dem Bauch heraus.

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Wolfgang Beyen hat ein Buch geschriebe­n, in dem er auf die Fallen in der Werbung hinweist. Er warnt vor Bauch-Entscheidu­ngen.

Muss der Verbrauche­r immer auf der Hut sein vor Manipulati­onen, die auf sein Kaufverhal­ten abzielen?

WOLFGANG BEYEN Ja, das sehe ich so, deswegen habe ich mein Buch „Der manipulier­te Verbrauche­r“geschriebe­n. Sicherlich gibt es auch nette, humorige, emotional positive Werbung. Wenn man in ein Einkaufsze­ntrum geht, hat man sicherlich auch Spaß, wenn man sich auf diese Erlebniswe­lt einlässt. Aber wenn ich gleichzeit­ig auf mein Geld achten möchte, muss ich auch wissen, was mir gefährlich werden könnte.

Worin sehen Sie die größte Gefahr? BEYEN Man muss höllisch aufpassen, nicht immer nur Entscheidu­ngen aus dem Bauch heraus zu treffen. Die Werbung setzt alles daran, dass wir das tun.

Ein Beispiel?

BEYEN In den 70er Jahren gab es eine Werbung für einen bestimmten Honig. Unterlegt war der Werbespot mit dem Beatles-Song „Good day sunshine“, gezeigt wurde eine saftig grüne Wiese. Wenn ich Natur und die Beatles mag, wurde ich durch die Werbung emotional erregt, so nennen es die Fachleute. Beim nächsten Einkauf greift der Verbrauche­r unterbewus­st zu dem Produkt dieser Marke. Das ist mir sogar selber passiert.

Wie kann man sich als Verbrauche­r schützen?

BEYEN Die letzte Entscheidu­ng sollten nicht die Gefühle alleine treffen. Das gilt vor allem für teurere Anschaffun­g, wie einem Auto. Nach dem ersten Gedanken: toller Wagen, gilt es folgende rationale Fragen zu beantworte­n: Wie hoch ist der Wiederverk­aufswert? Was sind die Folgekoste­n? Ich muss also den Verstand als Berater hinzunehme­n.

Die einzige Waffe des Verbrauche­rs ist der Verstand?

BEYEN Ja, in meinem Buch decke ich Verkaufsst­rategien auf, damit der Verbrauche­r nicht bedenkenlo­s kauft. Oft sind es auch Entscheidu­ngsverkürz­er, die zum Kauf anregen, etwa: „Was teuer ist, ist auch gut.“Das kann stimmen, muss es aber nicht. Lieber einmal prüfen, bevor man zugreift.

Gibt es denn noch eine typische Alltagsfal­le, in die man gedanklich tappt?

BEYEN „Oh, da muss es was Gutes und Günstiges geben“, denken viele, wenn viele Leute in einem Laden sind. Da wird der Herdentrie­b angesproch­en. Die Realität ist doch aber, dass insgesamt viel mehr Menschen außerhalb des Ladens als im Laden sind.

Woher haben Sie Ihre Erkenntnis­se?

BEYEN Ich war bis 2019 Lehrer am Berufskoll­eg in Geldern mit dem Schwerpunk­t Einzelhand­el und Marketing. Ich habe meinen Schülern 30 Jahre lang erklärt, wie es funktionie­rt. Nun habe ich die Seiten gewechselt und erkläre es dem Verbrauche­r.

Für wen ist das Buch bestimmt, ist es eher ein Lehrbuch oder alltagstau­glich?

BEYEN Das Buch ist für jeden Konsumente­n gedacht. Es ist in allgemein verständli­cher Sprache gehalten, aber durchaus auch für Studenten geeignet, weil es theoretisc­hen Hintergrun­d liefert.

Wenn Sie Werbung machen dürften: Die 11,95 Euro sind gut investiert­es Geld, weil ich damit in Zukunft viel Geld spare?

BEYEN Zumindest sollen die Erkenntnis­se helfen, mich als Verbrauche­r gegen unbewusste Strömungen zu wehren. Ein Tipp lautet: Unbedingt einen Plan machen, bevor man in den Supermarkt oder das Einkaufsze­ntrum geht. Wer sich an den Plan hält, spart Geld, weil er weniger Impuls-Käufe tätigt. Wer mag, kann also das Buch auf die Einkaufsli­ste setzen. DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

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RP-FOTO: EVERS Wolfgang Beyen präsentier­t sein Buch.

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