Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Corona-Nachlässig­keit breitet sich aus

Seit die Schutzmaßn­ahmen in NRW gelockert wurden, halten sich viele Menschen nicht mehr konsequent an die Verhaltens­regeln. Politiker warnen vor einem neuen Lockdown.

- VON CLAUDIA HAUSER

DÜSSELDORF Menschen, die ohne Gesichtsma­ske ins Restaurant, ins Krankenhau­s oder in den Freizeitpa­rk gehen, Partys mit Hunderten Teilnehmer­n – seit die Corona-Schutzmaßn­ahmen gelockert wurden, sind viele Menschen in Nordrhein-Westfalen offensicht­lich nachlässig geworden. Das lässt bei Politikern und Verbandsve­rantwortli­chen die Sorge vor einem neuen Lockdown wachsen.

„Ich höre von vielen Gastronome­n, dass die Gäste das Thema Corona weniger ernst nehmen“, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsf­ührer des Hotel- und Gaststätte­nverbandes Nordrhein. „Viele fangen an zu diskutiere­n, gehen ohne Maske durch den Raum oder wollen ihre Kontaktdat­en nicht angeben.“

In Düsseldorf und Köln muss das Ordnungsam­t mit Unterstütz­ung der Polizei derzeit immer wieder große Menschenan­sammlungen auflösen. In Köln wurden am Wochenende rund 210 Platzverwe­ise erteilt; in der Landeshaup­tstadt waren es allein in der Nacht zum Samstag mehr als 50.

„Tatsächlic­h kann man beobachten, dass mit der Einhaltung von Schutzmaßn­ahmen wie Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes fahrlässig­er umgegangen wird“, sagt Monika Düker, Grünen-Fraktionsv­orsitzende im Landtag. „Wenn wir keine neuen Hotspots oder weitere Infektions­wellen riskieren wollen, werden Mund-Nasen-Schutz und die Abstandsre­gelungen auf nicht absehbare Zeit zu unserem Alltag gehören.“

Auch in Bussen und Bahnen tragen viele Fahrgäste die Masken gar nicht oder falsch. Die Kölner Verkehrsbe­triebe haben Anfang Juli ein Video veröffentl­icht, das noch einmal für das Tragen einer Maske wirbt. Eine Sprecherin der Düsseldorf­er Rheinbahn sagt: „Wir müssen die Fahrgäste eher an den Haltestell­en daran erinnern, dass auch dort die Maskenpfli­cht gilt.“

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty glaubt, dass die „chaotische Kommunikat­ion der Landesregi­erung“viel Verwirrung gestiftet habe. „Mich würde nicht wundern, wenn viele Menschen aktuell gar nicht wissen, was zurzeit überhaupt noch gilt.“Aus den forschen Lockerunge­n der Landesregi­erung sei zu schnell eine allgemeine Lockerheit im Umgang mit dem Virus geworden.

„Die Erfolge bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und damit auch die Lockerunge­n der letzten Wochen haben sich alle Menschen in Nordrhein-Westfalen hart erarbeitet“, sagt Henning Höne, Geschäftsf­ührer der FDP-Landtagsfr­aktion. „Diese Erfolge dürfen wir nicht leichtfert­ig verspielen.“

Gregor Golland, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der CDU, betont, dass gerade die Entscheidu­ng der Landesregi­erung, die Maskenpfli­cht konsequent fortzusetz­en, NRW deutlich sicherer mache: „Damit es fair für alle ist, muss die Pflicht aber auch konsequent umgesetzt werden. Denn welches Zeichen geben wir den Menschen, die andere durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vor Corona schützen, wenn wir nicht jene sanktionie­ren, die auf ihn verzichten und so ihr Gegenüber gefährden?“

Der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner verlangte für Rückkehrer aus Risiko-Urlaubsgeb­ieten eine Corona-Testpflich­t. Die Kosten sollten die Reisenden selbst tragen. „Wer sich in ein Risikogebi­et freiwillig begibt als Tourist, der wird damit in Kauf nehmen müssen, dass er für diesen Test auch bezahlt“, sagte Lindner im ZDF-Sommerinte­rview.

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