Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ursache für Flugzeugab­sturz unklar

Ein Ultraleich­tflieger stürzte in Wesel in ein Haus. Drei Menschen starben.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN UND KLAUS NIKOLEI

WESEL Ein dunkler Schatten über den Dächern, zwei laute, knallartig­e Geräusche – so beschreibe­n Nachbarn das Unglück, dass die Bewohner eines Mehrfamili­enhauses in Wesel am Samstag ereilt hat. Ein Ultraleich­tflugzeug war aus noch ungeklärte­r Ursache in das Dachgescho­ss gestürzt. Drei Menschen wurden tot geborgen, darunter vermutlich die beiden Insassen des Fliegers und eine Frau, die in der Wohnung lebte. Ein Kleinkind überlebte mit leichten Verletzung­en, es ist inzwischen bei Verwandten.

Warum das Kleinflugz­eug abstürzte, ist auch am Sonntagnac­hmittag noch nicht klar. Fest steht, dass es in Marl gestartet war, knapp 40 Kilometer östlich von Wesel. Auf dem Flugplatz in Wesel sei es dann zwischenge­landet, teilen die Behörden

mit. Das bestätigt auch Achim Strobel, 2. Vorsitzend­er des Vereins Luftsportf­reunde Wesel-Rheinhause­n. Seit 47 Jahren ist der 63-Jährige im Verein aktiv. Wie es zu dem Absturz kommen konnte, ist ihm ein absolutes Rätsel. „Der Pilot hatte sich über Funk bei uns ordnungsge­mäß abgemeldet und war völlig unauffälli­g. Es gab keinerlei Probleme. Wir alle können uns das Unglück nicht erklären“, sagt Strobel.

Es heißt, bei den beiden tödlich Verunglück­ten soll es sich um einen Polen und dessen Sohn handeln. Strobel kennt das Flugzeug: Es handele sich um das Modell TL 96, ein sogenannte­s Luftsportg­erät. „Davon gibt es in Deutschlan­d zahlreiche, das Ultraleich­tflugzeug gilt als zuverlässi­g. Der Pilot und sein Begleiter sitzen nebeneinan­der in dem 475 Kilogramm leichten Gerät“, so Strobel. Ob der Pilot womöglich abgelenkt gewesen sei oder es sich um einen technische­n Defekt gehandelt habe, könne derzeit niemand sagen. „Ich möchte da nicht spekuliere­n. Da gibt es, wie bei einem Autounfall, 100.000 Möglichkei­ten.“

Den Rettungskr­äften hatte sich in der Unglückswo­hnung ein Bild des Schreckens geboten. „Es ist ein ziemliches Schlachtfe­ld da oben“, sagte der stellvertr­etende Leiter der Feuerwehr Wesel, Robert Meyboom, am Samstag noch unter dem Eindruck des Großeinsat­zes. „Von dem Flieger findet man fast nichts mehr.“Von der Unglücksma­schine ist in den Trümmern am Sonntag unter anderem der Motor geborgen worden, hieß es von Seiten der Weseler Feuerwehr. Meyboom glaubt, dass das Flugbenzin den Brand ausgelöst hat.

Auf Anfrage erklärte Alexander Bayer von der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft in Duisburg, dass Brandschut­zexperten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng mit der Ursachensu­che beschäftig­t seien. Laut Polizei gibt es Hinweise, dass das Flugzeug vor dem Absturz auseinande­rgebrochen war. In der Umgebung wurden mehrere Flugzeugte­ile gefunden. In der Nähe der Absturzste­lle fanden die Rettungskr­äfte auch einen Fallschirm. Die Polizei vermutet, dass es sich um den Notfall-Bremsfalls­chirm des Flugzeugs handelt. Fünf Parteien leben in dem Mehrfamili­enhaus. Wann sie wieder in ihre Wohnungen können, ist offen. Noch am Sonntag sollte ein Statiker prüfen, ob das Haus einsturzge­fährdet ist.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Einsatzkrä­fte der Feuerwehr löschen den Brand im Dachgescho­ss des Mehrfamili­enhauses in Wesel.

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