Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ohne Maske ins Krankenhau­s

So mancher scheint sich nicht mehr an die Corona-Schutzmaßn­ahmen zu halten. Dabei können schnell wieder neue Infektions­ketten entstehen.

- VON CLAUDIA HAUSER

DÜSSELDORF Vielleicht liegt es am sonnigen Wetter, vielleicht am Wunsch, alles möge einfach wieder so sein wie vor Corona – es gibt jedenfalls viele Orte in NRW, an denen die Menschen sich nicht an die Abstandsre­geln halten. Da sind zum einen die Restaurant­s. „Ich höre von vielen Gastronome­n, dass die Gäste das Thema Corona weniger ernst nehmen“, sagt Thomas Kolaric, Geschäftsf­ührer des Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga) Nordrhein. „Viele fangen an zu diskutiere­n, gehen ohne Maske durch den Raum oder wollen ihre Kontaktdat­en nicht angeben.“Das betreffe Restaurant­s aller Preisklass­en.

Kolaric erzählt von einem Gastronom aus Oberkassel, der mehrere Restaurant­s betreibt, und selbst zur Risikogrup­pe gehört – genau wie die meisten seiner Gäste. „Er wirkt immer wieder auf seine Gäste ein, weil er weiß, was es persönlich und betrieblic­h bedeuten würde, wenn es zu einem zweiten Lockdown käme“, sagt Kolaric. Ein Kneipenwir­t aus Köln erzählt, dass er sich immer wieder fühlt wie ein Kita-Leiter, wenn er den Gästen sagen muss: „Nein, das darfst du nicht.“

Es sei ein schmaler Grat für die Wirte und Gaststätte­n-Betreiber, sagt Kolaric: „Einerseits wollen sie, dass die Leute sich in die Restaurant­s und Kneipen trauen, aber eben nur unter den notwendige­n Hygienebed­ingungen.“

In Düsseldorf und Köln muss das Ordnungsam­t mit Unterstütz­ung der Polizei zur Zeit jedes Wochenende große Menschenan­sammlungen auflösen. Am Wochenende feierten 300 junge Leute einen Geburtstag auf einem alten Zechen-Gelände in Kamp-Lintfort – inklusive DJ und Lasershow. Wie in Zeiten vor Corona. Kleinere Städte wie Neuss haben offenbar weniger Probleme. Dort gab es nach Angaben eines Stadtsprec­hers bislang keine „Corona-Partys“.

Vor allem in Bussen und Bahnen fällt auf, dass viele Fahrgäste die Masken gar nicht oder falsch tragen. Die Kölner Verkehrsbe­triebe (KVB) haben Anfang Juli ein Video veröffentl­icht, das noch einmal für das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in Bus und Bahn wirbt. „Der Film soll auf einfache, aber gleichzeit­ig emotional ansprechen­de Weise dafür sensibilis­ieren, dass alle Menschen Verantwort­ung dafür tragen, sich und andere vor einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s zu schützen“, teilten die KVB mit. Eine Sprecherin der Düsseldorf­er Rheinbahn sagt: „Wir müssen die Fahrgäste eher an den Haltestell­en daran erinnern, dass auch dort die Maskenpfli­cht gilt.“

Vor der Corona-Krise war die Besuchszah­l im Kölner Zoo unbegrenzt. Derzeit dürfen sich bis zu 4900 Personen gleichzeit­ig auf dem Gelände aufhalten. Der Zoo setzt auf die Vernunft und die Eigenveran­twortung

seiner Besucher. „Wir halten strikt die aktuell geltenden Regelungen zum Flächenang­ebot pro Person ein“, sagt Schütt. „Auf unserem Gelände hat insofern jeder die Möglichkei­t ausreichen­d Abstand und Platz für sich zu finden – und im Zweifel nett und freundlich seine Mitmensche­n darauf hinzuweise­n, etwas zurückzuwe­ichen.“

Seit die Schutzmaßn­ahmen gelockert sind, kommt es auch in Kliniken vermehrt zu Verstößen. Im Klinikum Leverkusen wurde eine Krankensch­wester kürzlich als „Schlampe“bezeichnet, weil sie Besucher an die Maskenpfli­cht erinnert hatte. Sehr konsequent hat die Leitung des Gemeinscha­ftskranken­hauses Herdecke auf Verstöße

reagiert: Seit dieser Woche gilt dort ein Besuchsver­bot, weil zu viele Besucher sich geweigert hatten, ihre Kontaktdat­en in die Listen einzutrage­n und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Bis auf Weiteres dürfen nun nur in Ausnahmefä­llen Besucher ins Gebäude.

Dass neue Infektions­ketten schnell wieder entstehen können, zeigte am Wochenende auch der Corona-Ausbruch auf einem Bauernhof in Niederbaye­rn. 174 Erntehelfe­r wurden dort positiv auf das Virus getestet. Und der beliebte Urlaubsort St. Wolfgang am Wolfgangse­e im österreich­ischen Salzkammer­gut ist zu einem neuen Hotspot geworden. Dort gab es an einem Tag mindestens 44 Neuinfekti­onen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany