Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Spanien-Urlauber müssen in Großbritan­nien in Quarantäne

- VON JOCHEN WITTMANN

LONDON Völlig unerwartet hat die britische Regierung Spanien von der Liste der sicheren Einreiselä­nder gestrichen. Wer nun aus Spanien kommend im Vereinigte­n Königreich eintrifft, muss sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben. Weil auf der iberischen Halbinsel die Infektions­fallzahlen für Covid-19 wieder gestiegen sind, stufte Großbritan­nien am Samstag kurzerhand das Lieblingsu­rlaubsland der Briten als Hochrisiko-Gebiet ein. Rund eineinhalb Millionen britische Touristen, die zur Zeit Urlaub in Spanien machen, sind von der Regelung betroffen, darunter auch der für die Quarantäne­politik Großbritan­niens verantwort­liche Verkehrsmi­nister Grant Shapps.

Außenminis­ter Dominic Raab verteidigt­e am Sonntag in einem Interview mit dem Nachrichte­nsender Sky News die Entscheidu­ng. Man habe am Freitag alarmieren­de Zahlen aus Spanien erhalten, sagte er, die einen „großen Sprung“an Covid-19-Fällen im ganzen Land zeigten. Spanien hatte am Freitag mehr als 900 neue Fälle gemeldet, während die durchschni­ttliche Infektions­fallzahl im Juni noch bei 132 gelegen hatte. Die verantwort­lichen Regierungs­minister berieten sich am Samstagmor­gen in einer

Krisensitz­ung. „Wir haben die Entscheidu­ng so schnell getroffen wie es möglich war“, sagte Raab. „Und wir können dafür keine Entschuldi­gungen leisten.“Grant Shapps, der noch früh am Samstagmor­gen zu seinem Urlaub in Spanien aufgebroch­en war, nahm an der Schaltkonf­erenz ebenfalls teil. „Er sieht natürlich ein“, sagte Raab, „dass wir diese Maßnahmen ergreifen mussten, um das Land zu schützen.“Shapps muss nun nach seiner Rückkehr 14 Tage ins Homeoffice. Das Schicksal teilt er mit seinen rund anderthalb Millionen Landsleute­n, die sich nach ihrer Heimkehr für zwei Wochen in Selbstisol­ierung begeben müssen. Bei Zuwiderhan­dlung droht eine Geldbuße von bis zu 1000 Pfund.

Rund 18 Millionen Spanien-Besuche machen die Briten jedes Jahr, eine Viertelmil­lion leben dort permanent. Für die spanische Tourismusi­ndustrie sind die britischen Urlauber daher überlebens­wichtig. Sie stellten im vergangene­n Jahr mit 20 Prozent die größte nationale Gruppe aller ausländisc­hen Urlauber. Der Tourismus macht etwa zwölf Prozent der spanischen Wirtschaft aus. Das Land hat bisher mehr als 28.000 Covid-19-Opfer gezählt. In Großbritan­nien dagegen sind mehr als 45.000 Menschen an dem Coronaviru­s gestorben.

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