Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kluger Essay-Band: „Baden in Schönheit“
Sachbuch Wir sind, wie wir sind – und damit leider nicht immer zufrieden. Die Optimierung des Leibes ist ein altes Thema, an dem schon die Griechen ihren Anteil hatten. So richtig los mit dem Körperkult ging es aber erst im
19. Jahrhundert – und zwar mit der damals einsetzenden Badekultur. Diesem Thema widmet sich derzeit eine Ausstellung in Baden-Baden, zu der ein prächtiges Buch erschienen ist: „Baden in Schönheit – die Optimierung des Körpers im 19. Jahrhundert“(herausgegeben von Matthias Winzen). Das ist mehr als nur ein Bilderbuch von Stränden, an denen sich Menschen räkeln. Es beschreibt durchaus essayistisch die beginnende Durchformung des Menschen ins Ästhetische, Athletische, Selbstbewusste – und wie alles etwa zu damaligen Zeiten in Badekuren begann. Die Essays streifen etliche Bereiche, auch die am Rande: Pornografie, Chirurgie, Prothetik, Fitness. Sehr erhellend! w.g.
„Baden in Schönheit mehrere Schatten, und unzweifelhaft haben sie ihren Niederschlag in seiner Musik gefunden. Nun, Hough bietet ausnahmslos Werke ab Opus 57, was bei Frédéric Chopin bedeutet: Mitte der 1840er Jahre. Dazu zählen Berceuse und Barcarolle, die Polonaise-Fantaisie, einige Mazurken und Nocturnes sowie, als Hauptwerk, die h-Moll-Sonate.
Diese Werke spielt Hough hinreißend, mit vorbildlich wenig Pedal, mit Schärfe, Delikatesse und Geschmack – und vor allem mit großer Gabe zur Disposition. Sein Piano leuchtet, sein Forte hat Pranke, ohne zu ballern. Es stimmt einfach alles.
Die Platte ist keine Neuheit, sondern stammt aus dem Jahr 2010. An Aktualität und Gewicht hat sie jedoch zumal in Zeiten, da es an guten Chopin-Interpreten leider mangelt, nur gewonnen. Vor allem ist sie noch lieferbar.
Wolfram Goertz