Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ellie Gouldings elektronische Anleihen
Pop Nach im Pop-Betrieb schier unglaublichen fünf Jahren beglückt die britische Singer-Songwriterin Ellie Goulding ihre Fans wieder mit einem Album. „Brightest Blue“ist sommerlich-leicht, taucht aber mit vielen Anleihen aus dem Trap auch in elektronisch-bassige Bereiche ab. Die vierte Platte der 33-Jährigen enthält neben nach Strand klingenden Wohlfühl-Stücken auch musikalische Experimente wie „Wine Drunk“, das mehr eine Spielerei mit Stimmeffekten als ein Song ist, oder „Cyan“, in dem man einem außerirdisch klingenden Monolog lauscht. Sphärisch mutet der Refrain des Titeltracks an, in dem ein elektrisch-entrückter Chor das Wort „Blue“der organischen Stimme Gouldings mitsingt („Brightest Blue“; Ellie Goulding, Polydor/Universal Music). bur
Klassik Giganten, die im Abseits musizieren, sind in unserem Musikbetrieb keine Seltenheit. Sie machen nicht viel Bohei, sie haben vielleicht weniger Ausstrahlung als die Lang Langs der Zunft. Trotzdem sind sie nicht selten ebenso gut oder sogar besser.
Ein solcher Fall ist der 1961 in England geborene Pianist Stephen Hough. Ich halte ihn für einen der bedeutendsten Pianisten der Gegenwart, ähnlich dem ebenso ein wenig im Windschatten der Öffentlichkeit segelnden kanadischen Pianisten Marc-André Hamelin. Hough hat den großen Parcours der Klavierliteratur schon oft mit grandiosen Pirouetten und Piaffen durchmessen. Sein Debussy ist kristallklar, frei von Parfüm, und bietet trotzdem unendlich Raum für Ahnungen. Sein Rachmaninow tönt virtuos, schneidig und sehr ritterlich, er wurde nicht in der Kitschenette angerührt. Dieser Tage fiel mir daheim eine weitere furiose Platte aus Houghs Werkstatt in die Hand: „Late Masterpieces“von Frédéric Chopin. Ob ein Komponist, der nur 39 Jahre alt wurde, „späte“Werke geschrieben haben kann? Bei Chopin ist diese Einteilung sinnvoll; über seinen letzten Jahren lagen ja
Stephen Houghs großartiger Chopin