Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
60 Punkte sind Borussias Saisonziel
Der Schnitt der vergangenen beiden Saisons sollte die Vorgabe sein und zeigt, wo Gladbach aktuell steht. Auch andere Statistiken belegen, warum das Team von Marco Rose ein ChampionsLeague-Kandidat geworden ist.
Denis Zakaria ist schon da. Der Mittelfeldspieler aus der Schweiz, der im Mai am Knie operiert wurde, trainiert schon wieder individuell. Der 23-Jährige will bereit sein, wenn Borussia Mönchengladbach Mitte September in die neue Saison startet. Zakarias Kollegen kehren am 4. August in den Arbeitsmodus zurück. Dann bittet Trainer Marco Rose die Seinen zur ersten Trainingseinheit der Vorbereitung.
Der 43-Jährige wird mit seinem Team dann auch die Zielvorgaben für die neue Saison besprechen. Nach außen wird es, das ist üblich, keine konkreten Angaben zu Tabellenplätzen und Punkt-Bilanzen geben, doch klar ist: Borussia ist ambitioniert und will sich möglichst nicht verschlechtern im Vergleich zur vergangenen Spielzeit.
Rose weiß, dass er und ein Team die Messlatte hoch gelegt haben. Er empfindet das aber nicht als Last, sondern als Lust: „Dass man uns in Zukunft daran messen wird, daran ist für mich nichts Beängstigendes. Im Gegenteil, ich finde es spannend“, sagte Rose. Er will den Weg nach oben fortsetzen, den Borussia in den vergangenen beiden Spielzeiten beschritten hat.
Schaut man auf die Bilanzen der Saisons 2018/19 und 2019/20 ist der Trend eindeutig: An 50 der letzten 68 Spieltage logierten die Gladbacher auf Platz vier aufwärts, also auf einem Rang, der in die Königsklasse führt. Das ist eine Quote von 74 Prozent. 35-mal, etwas mehr als die Hälfte der Spieltage also, waren sie sogar Dritter oder besser.
Es gibt weitere statistische Belege für die These, dass die Gladbacher den nächsten Schritt gemacht haben: In der Saison 2018/19 waren die Borussen immer mindestens Sechster, aber auch in der vergangenen Saison waren sie konstant im oberen Tabellendrittel, nur sechsmal stand Roses Team schlechter als Platz sechs.
Daraus ergibt sich der gegenwärtige Anspruch: Borussia ist nicht mehr einfach nur Europa-Kandidat, sondern ist in den Kreis der Champions-League-Anwärter aufgestiegen. Immerhin spielt Gladbach seit 2015 nun zum dritten Mal in Europas erster Spielklasse mit.
Dabei kann die Tendenz der vergangenen beiden Jahre stilbildend werden: Borussia rangelte jeweils mit Bayer Leverkusen um den vierten Platz. 2018/19 lag die Werkself vorn, am Ende der Saison 2019/20 waren es die Gladbacher. Auch wenn der Konkurrent deutlich mehr monetäre Möglichkeiten hat, hat Borussia die Lücke schrumpfen lassen.
Damit haben die Gladbacher in der letzten Dekade ihre realistischen Ziele deutlich nach oben verschoben: Vor der Saison 2010/11 waren noch 40 Punkte plus das Ziel: Borussia wollte sich stabilisieren und nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Dann, das rechnete der damalige Kapitän Martin Stranzl mal vor, gab es den Zweimal-25-Punkte-Plan – das bedeutet Einstelligkeit bei der Tabellenposition inklusive einer leichten Europa-Ambition. „Wir haben immer wieder davon gesprochen, dass wir die 25 Punkte in jeder Halbserie bestätigen wollen. Wenn man über diese 25 Punkte drüber kommt, hat man immer eine gute Möglichkeit, international dabei zu sein. Mit 50 Punkten plus ist man immer auf einem guten Weg, das ist ein Richtwert“, sagte der Österreicher Ende 2013 unserer Redaktion.
Für die neue Saison hat Max Eberl es so formuliert: „Ich kann nach dem zurückliegenden Jahr eindeutig sagen: Wir haben eine spitzen Mannschaft. Und in der Bundesliga-Saison 2019/20 waren wir auch eine Spitzenmannschaft“, sagte er im Klubmagazin „Fohlenecho“. Die wollen die Borussen nachhaltig bleiben. 60 Punkte sind dabei die Leitzahl. Das ist der Schnitt der vergangenen beiden Saisons: Erst gab es
55 Punkte, dann 65. 60 Punkte beinhalten eine mehr als 50-prozentige Königsklassen-Wahrscheinlichkeit, wenn man sich die Abschlusstabellen der vergangenen zehn Jahre anschaut. Die Zahl ist für Gladbach definitiv eine Herausforderung. Doch Rose nimmt sie an. „Es wird darum gehen, nicht stehen zu bleiben, sondern sich weiterzuentwickeln“, sagte er.