Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Mehr blühende Landschaften
Bei einer Begehung mit dem Diplom-Biologen Walter Ahrendt wurden die Ergebnisse der Aktion „Hommersum blüht auf“erklärt. Neben Insekten profitieren auch Fasane, Hasen und Zugvögel von den eingesäten Flächen.
GOCH-HOMMERSUM Schon bei der Planung war klar: „Information ist uns wichtig. Die Menschen sollen an den Blühflächen nicht nur vorbeiradeln und fotografieren.“Das erklärten die Initiatoren der Aktion „Hommersum blüht auf“, sprich der Hommersumer Heimat- und Verschönerungsverein und der Trägerverein „Alte Schule Hommersum“, die in Zusammenarbeit mit den Landwirten Blühflächen eingesät hatten. Deshalb fand eine fachkundige Begehung der großflächigen Bienenweide an den Straßen Viller und Möhlenbruch in Hommersum statt. „Das ist kein Insektensterben. Was wir heute erleben ist eine Insekten-Ausrottung“, beginnt der Diplom-Biologe Walter Ahrendt vom Naturschutzzentrum Kleve seine Ausführungen; denn die Situation der geflügelten Tiere ist tatsächlich beklemmend. Der Verlust von Nahrungsquellen und Rückzugsgebieten hat den Bestand der Insekten extrem reduziert. Die Gründe sind vielfältig: blütenlose Rasen- oder Schotterflächen im privaten Bereich, das Abmähen blühender Seitenstreifen an den Straßen, die falsche Pflege von Brachflächen und eine intensive Landwirtschaft.
Doch es kommt immer mehr Bewegung in diese Problematik. Vielerorts sieht man an Ackerrändern blühende Streifen, die diesem Trend entgegenwirken. So auch in Hommersum. Dort sind gleich mehrere Flächen eingesät worden. Die angesprochenen Landwirte haben ohne zu zögern kostenlos Ackerland zur Verfügung gestellt, wofür Blüh-Patenschaften übernommen werden konnten. Wie Klemens Spronk vom Trägerverein „Alte Schule Hommersum“mitteilte, sind mittlerweile 9100 Quadratmeter auf diese Weise an Paten vermittelt worden.
35 Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr, sich fachkundig die Bedeutung solch einer Fläche erläutern zu lassen. „Am lebenden Objekt“
konnte Walter Ahrendt zeigen, dass sich Hummeln, Schmetterlinge, Honig- und Wildbienen auf dieser in vielen Farben blühenden Fläche eingefunden hatten. Doch wie er ausführte, ist das nur der offensichtliche Teil. Natur heißt nämlich immer auch Zusammenwirken. So leben gut getarnt auch diverse Spinnen, Heuschrecken, Ohrenkneifer und Schnecken dort. Diese wiederum werden von Fasanen, Rebhühnern und anderen Vögeln gefressen. Nach Walter Ahrendt wäre es zudem sinnvoll, die Fläche länger stehen zu lassen, da Zugvögel die Samen später
des Eichenprozessionsspinners, der bei starkem Auftreten Bäume direkt oder durch Folgeerscheinungen schädigt. Auch sind Gelder für das Anlegen von Streuobstwiesen und Hecken, um Insekten langfristig zu helfen, vorgesehen. Einige Flächen stehen bereits fest. Es werden aber weitere gesucht, die genutzt werden könnten
Informationen Klemens.Spronk@ online.de als Kraftnahrung für ihren langen Flug nutzen könnten. Die momentane Blühwiese ist zwar einjährig geplant, jedoch stehen im nächsten Jahr auch Flächen in der Nähe zur Verfügung, auf denen mehrjährige Blühkulturen angebaut werden können. Dadurch haben Insekten, die im ersten Jahr in der Nähe einen Unterschlupf gefunden haben, auch in den nächsten Jahren eine zuverlässige Nahrungsquelle. Außerdem stellte die Initiative Samen zur Verfügung, um den Insekten in vielen privaten Gärten zusätzliche Anflugmöglichkeiten zu bieten.