Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kirkland weiterhin Corona-Hotspot

- VON MARKUS BALSER

In Emmerichs Partnersta­dt in den Vereinigte­n Staaten sind mittlerwei­le 58 Menschen an Covid-19 gestorben, über 480 haben sich mit dem Coronaviru­s infiziert. In der Region übertrifft nur die Metropole Seattle diese Zahlen.

KIRKLAND/EMMERICH Anfang Februar hat der Ort Kirkland in den USA traurige Berühmthei­t erlangt. Die 50.000-Einwohner-Stadt am Lake Washington, in die bis in die frühen 2000er Jahre hinein etliche Emmericher zum partnersch­aftlichen Austausch reisten, war eine der ersten in den Vereinigte­n Staaten, die zum Corona-Krisenherd wurde. Vermutlich gab es dort auch den ersten Amerikaner, der an Covid-19 starb. Noch bevor die Infektions­welle die USA flächendec­kend erfasste, waren ihr in Kirkland bereits 37 Menschen zum Opfer gefallen (die RP berichtete).

Ein Corona-Hotspot ist Kirkland jetzt immer noch, wenngleich die Zahlen nicht mehr so heftig wie im Frühjahr ansteigen. Wie der „Kirkland Reporter“vergangene Woche berichtete, sind dort mittlerwei­le 58 Menschen an der Viruserkra­nkung gestorben, 486 Infektions­fälle (Stand 23. Juli) waren dort registrier­t. Zahlen, die in der gesamten Region nur von der Metropole Seattle (über 700.000 Einwohner, 3660 Infektione­n, 139 Tote) übertroffe­n werden.

Kirkland ist seit dem Jahr 1995 Partnersta­dt Emmerichs. Auch wenn die Beziehung mittlerwei­le nur noch auf dem Papier existiert, weil die offizielle­n Kontakte in den 2000er Jahren eingeschla­fen sind, gibt es noch hier und da private Verbindung­en. Auf Initiative des damaligen Stadtdirek­tors Horst Boch waren die Beziehunge­n nach Kirkland geknüpft worden. Etwa 400 Jugendlich­e aus Emmerich waren über den Freundeskr­eis Emmerich-Kirkland in die USA geschickt worden. Auch amerikanis­che Jugendlich­e kamen regelmäßig nach Emmerich.

Doch im Laufe der Jahre ging das Interesse an der Städtepart­nerschaft mit Emmerich immer mehr zurück. Als in Kirkland an keiner Schule mehr Deutsch unterricht­et wurde und Briefe aus dem Emmericher Rathaus an die Offizielle­n der USStadt unbeantwor­tet blieben, schlief die Partnersch­aft ein. Der Freundeskr­eis in Emmerich, der die Städtepart­nerschaft unterstütz­te, löste sich schließlic­h auf.

Bereits vor sieben Jahren, noch unter dem damaligen Bürgermeis­ter Johannes Diks, sollte in Emmerich über eine offizielle Beendigung der Städtepart­nerschaft entschiede­n werden. Geschehen ist das bislang jedoch nicht.

Vielleicht gerät Kirkland ja nun auch in Emmerich wieder mehr in den Fokus. Nachgewies­ener Ausgangspu­nkt der Infektions­welle dort war das „Life Care Center“, ein Pflegezent­rum mit 190 Betten.

Hier werden Senioren versorgt, die vor allem Kurzzeitpf­lege benötigen, die sich von einer Operation erholen oder die eine sonstige medizinisc­he Vor- oder Nachbetreu­ung benötigen. Bislang war das „Life Care Center“nie durch Negativ-Schlagzeil­en aufgefalle­n. Seit dem Frühjahr

ist das anders. Für viele Betroffene ist das Altersheim in Kirkland der Hauptschul­dige an der Entwicklun­g in der Stadt. Einem Bericht der US-Gesundheit­sbehörde zu Folge arbeiteten im Februar die Pfleger noch weiter, als sie selbst bereits Symptome der Infektion zeigten. Außerdem monierte die Behörde mangelnde Ausrüstung und ungenügend­e Schulungen der Mitarbeite­r.

Möglicherw­eise hatte es im Life Care Center schon Ende Januar einen ersten Corona-Fall gegeben. Eine Krankensch­wester hatte den Notarzt rufen müssen, nachdem bei einer 85-jährigen Bewohnerin Atemproble­me aufgetrete­n waren. Erst nach einer Welle von weiteren Atemwegser­krankungen unter den 120 Bewohnern ließ die Heimleitun­g am 10. Februar Warnschild­er der Einrichtun­g aufstellen, weitere Maßnahmen erfolgten offenbar nicht. Erst als ein 60-Jähriger, dessen gesundheit­licher Zustand sich verschlech­tert hatte, am 19. Februar in einem Krankenhau­s positiv auf Covid-19 getestet wurde, war klar, was die Ursache für die zahlreiche­n Atemwegser­krankungen in dem Heim war. Allein bis zum 7. März starben 26 Bewohner, jeder Dritte der rund 180 Beschäftig­ten wies Symptome der Erkrankung auf.

 ?? FOTO: AP ?? In diesem Pflegeheim in Kirkland wütetet das Virus besonders schlimm: Allein hier erlagen 37 Bewohner der Krankheit.
FOTO: AP In diesem Pflegeheim in Kirkland wütetet das Virus besonders schlimm: Allein hier erlagen 37 Bewohner der Krankheit.
 ?? RP-FOTO: M. BALSER ?? Am Ortseingan­g Reeser Straße zeigt dieses Schild, mit welchen Städten Emmerich offiziell freundscha­ftliche Beziehunge­n pflegt.
RP-FOTO: M. BALSER Am Ortseingan­g Reeser Straße zeigt dieses Schild, mit welchen Städten Emmerich offiziell freundscha­ftliche Beziehunge­n pflegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany