Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Tödliche Gefahr in offenen Gewässern

-

Auch wenn sie in Zeiten von Corona und deswegen geschlosse­nen Schwimmbäd­ern in diesem Jahr besonders verlockend erscheinen: Unbewachte Baggerseen bergen ein großes Gefahrenpo­tential, warnt die DLRG.

EMMERICH (schur) Zwischen den Bäumen blitzt bereits das Blau des Baggersees hervor. Schnell ist ein Trampelpfa­d gefunden, der zum seichten Ufer führt. Richtig schön ist es hier! Und beim Anblick einer solchen Idylle sind auch die Schilder mit den Schriftzüg­en „Lebensgefa­hr“und „Baden verboten“nur wenige Meter entfernt schnell vergessen. Ein echter Fehler, wie Ansgar Billen, Vorsitzend­er der DLRG Ortsgruppe Emmerich, betont: „Hier muss man höllisch aufpassen!“

Noch ist es zwar am Baggersee ruhig, nur ein paar Angler haben sich hierhin verirrt. Doch sobald die Temperatur­en weiter ansteigen und es über einen längeren Zeitraum hinweg richtig heiß ist, wächst der Wunsch nach einer Abkühlung. Und der führt in Zeiten von Corona und geschlosse­nen Freibädern häufig zu ungesicher­ten Gewässern. Damit rechnet auch die DLRG, die aus diesem Grund in diesem Jahr noch mal verstärkt auf die Gefahren aufmerksam macht.

Winfried Schöttle ist Ausbildung­sleiter bei der DLRG und weiß: „Nicht das Wasser, sondern die Personen selbst sind die Gefahr.“Viele würden sich völlig überschätz­en und sich so in eine Situation begeben, die nicht selten mit dem Tod endet. Allein im vergangene­n Jahr sind nach Angaben der DLRG in Deutschlan­d knapp 420 Menschen beim Baden ertrunken, die meisten davon in Binnengewä­ssern. Auch in Emmerich starb im Jahr 2015 ein junger Mann im Baggersee.

Doch was macht das Baden im Baggersee so gefährlich? „Das Wasser hat in der oberen Schicht vielleicht eine Temperatur von 18 Grad“, erklärt Schöttle. Nur wenige Meter tiefer ist es plötzlich schon wesentlich kälter, da im stehenden Gewässer die einzelnen Schichten kaum durchmisch­t werden. Wer aufgeheizt von der prallen Sonne ins kalte Wasser springt, stellt aber nicht nur seinen Kreislauf auf eine harte Probe. Auch die Beinmuskel­n können sich leicht verkrampfe­n. Wichtig ist dann: Ruhe bewahren, Beine überstreck­en und sich flach aufs Wasser legen.

Dass sich aber auch erfahrene Schwimmer leicht überschätz­en können, weiß Billen aus eigener Erfahrung: „In jungen Jahren ist mir das selbst an einem See passiert.“Nur mal eben kurz rüber zur anderen Seite wollte er schwimmen. Die erste Strecke ging erstaunlic­h leicht, der Weg zurück dafür umso schwerer. Zum Glück schaffte er es damals gerade noch so zurück zum Ufer. Und kann heute folgenden Tipp geben: „Nicht panisch werden!“Und niemals alleine in unbewachte­n Gewässern schwimmen gehen, warnen die Experten. Damit im Notfall jemand helfen kann.

Doch auch für helfende Personen gibt Billen einen wichtigen Rat mit auf den Weg: „Man sollte nur hinterhers­pringen, wenn man selbst ein geübter Schwimmer ist. Denn auch

bei Rettungssc­hwimmern hat die eigene Sicherheit immer oberste Priorität.“Wer jetzt auf die Rettung im Notfall durch DLRG oder die Feuerwehr hofft, den muss Billen enttäusche­n: „Wir haben kein eigenes Boot, die nächsten Rettungsgr­uppen kommen aus Goch oder Kleve.“Und auch die Feuerwehr komme in den meisten Fällen zu spät. „Deshalb können wir nur dringend dazu raten, nur an Stellen zu schwimmen, wo es auch erlaubt ist.“

 ?? FOTO: THORSTEN LINDEKAMP ?? Winfried Schöttle und Ansgar Billen (von links) von der DLRG warnen vor dem Schwimmen in Baggerseen.
FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Winfried Schöttle und Ansgar Billen (von links) von der DLRG warnen vor dem Schwimmen in Baggerseen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany