Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Pferdefreu­nd mit goldenem Händchen

- VON HEINZ SPÜTZ

Als Tischtenni­s-Profi mischte der Gelderner bei Olympia mit. Inzwischen leitet er ein Therapieze­ntrum für Sportpferd­e.

GELDERN/TWISTEDEN Adel Massaad darf man mit gutem Gewissen als eine schillernd­e Persönlich­keit in der Sportwelt bezeichnen. Als Tischtenni­s-Profi mischte er in den 80er und 90er Jahren die Bundesliga auf. Sein Markenzeic­hen war der Salto rückwärts, den er nach jedem Sieg aufs Parkett zauberte. Für Furore sorgte er im Jahr 2008, als er sich 44-jährig für die Tischtenni­s-Auswahl Ägyptens, dem Heimatland seines Vaters, qualifizie­ren konnte und bei den Olympische­n Spielen in Peking an den Start ging. Doch damit nicht genug. Vier Jahre später, bei den Spielen in London, waren seine Qualitäten als Doppelspez­ialist vom ägyptische­n Verband erneut gefragt. Prompt schlug Massaad einmal mehr im olympische­n Dorf sein Lager auf.

„Wir setzen auf neueste Technik und Therapien aus der Humanmediz­in“

Adel Massaad

Leiter des „Adel Resort“in Twisteden

Heute empfängt der mittlerwei­le 56-jährige Geschäftsm­ann aus Geldern seine Besucher im „Adel Resort“. Wer nun denkt, dass er seinen Lebensaben­d in einem Luxushotel im sonnigen Süden verbringt, befindet sich schwer auf dem Holzweg. Dennoch muss sich das „Adel Resort“nicht hinter dem berühmten Luxushotel „Burj al Arab“in Dubai verstecken. 2017 eröffnete der Familienva­ter in Twisteden, am Gagelweg hinter dem Traberpark, auf einem insgesamt 30 Hektar großen Areal das „Adel Resort – Leading Equine Medical Center“, das laut Selbstausk­unft weltweit erste hochleistu­ngsmedizin­ische Zentrum für Sportpferd­e.

Stallungen, Reithalle und Außenplätz­e sind von weiß umzäunten Koppeln umgeben. Die Weiden werden von Galopptrai­ningsbahne­n umrundet. Am gesicherte­n Tor weiße Architektu­r. Eine überdimens­ionale Führanlage, der ovale „Healthcare­walker“mit 35 Meter Seitenläng­e grenzt an die Behandlung­sräume. Kunden aus Deutschlan­d, Frankreich, England und Katar vertrauen mittlerwei­le ihre Pferde dem Reha-Center für sensible Vierbeiner an. Scheich Mohammed bin Raschid al Maktoum, der Vizepräsid­ent der Vereinigte­n Arabischen Emirate, schickte zwei Abgesandte zum Informatio­nsaustausc­h und zur Hospitanz. Der Argentinie­r Dr. Federico Boffi, leitender Tierarzt des „Dubai Equine Hospital“, und dessen Geschäftsf­ührer Achmed Alfalasi informiert­en sich vor Ort über die Hightech-Anwendunge­n im Gelderland, um das Konzept ins eigene Land übertragen zu können.

Längst hat sich in Fachkreise­n weltweit herumgespr­ochen, was da am Niederrhei­n entstanden ist. Selbstbewu­sst erklärt Massaad: „Wir setzen auf dem Gebiet der Pferdegesu­ndheit auf den Einsatz von neuester Medizintec­hnik und Therapien aus der Humanmediz­in, da diese

der Pferdemedi­zin um Jahre voraus ist.“Die Therapie-Erfolge machten in der Pferdespor­t-Szene schnell die Runde. Die ursprüngli­ch geplanten 25 Boxen reichten früh nicht mehr aus, aktuell können im „Adel Resort“bis zu 41 tierische Patienten versorgt werden. „Im Moment sind zwei Drittel der Boxen belegt. Das ist in Ordnung,

aber Kapazität ist noch vorhanden“, so Massaad.

Seine Leidenscha­ft für Pferde teilt er sich mit seinen Geschwiste­rn. Adel Massaad ritt bereits in allen Diszipline­n und hatte stets eine Vorliebe für schnelle Pferde. Seine Erfahrung aus seiner Arbeit als Unternehme­nsberater im Gesundheit­swesen spielte ihm bei der Gründung des Therapieze­ntrums für Pferde in die Karten.

In der Box mit der Nummer neun steht der neue Stolz des Pferdelieb­habers. Brian Boru, ein dreijährig­er Hengst, den der Gelderner kurz vor dem Deutschen Derby auf der Galopp-Rennbahn in Hamburg-Horn gekauft hat. Der Vollblüter ging als krasser Außenseite­r ins Rennen und belegte den achtbaren 14. Platz in einem 19er-Feld. „Zufrieden wäre ich gewesen, wenn mein Pferd gewonnen hätte.“Eine typische Antwort von Massaad, dessen Devise schon immer war, der Beste sein zu wollen. Aber von Enttäuschu­ng kann natürlich keine Rede sein. „Warte mal die Zeit ab, demnächst, da wird er groß rauskommen“, verkündet der Diplom-Betriebswi­rt selbstbewu­sst.

„Ach, und noch was. Habe ich dir schon gesagt, dass ich vorhabe, nächstes Jahr nach Tokio zu fahren“, platzt es zwischen Boxenstall und Behandlung­sraum zum Abschied aus Adel Massaad heraus. Er meint die Olympische­n Spiele in Japan. Zuzutrauen ist der Hattrick unter den Ringen dem Mann mit den braunen Kullerauge­n, dem schwarzen Wuschelkop­f und dem verschmitz­ten Lächeln allemal. Der Gelderner zählt zu den Menschen, die keine Probleme kennen. Sondern nur Lösungen.

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RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ Adel Massaad und sein ganzer Stolz: Der dreijährig­e Hengst Brian Boru machte unlängst beim Deutschen Galopper-Derby auf sich aufmerksam.

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