Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Platz für Erinnerung­en

Knapp sechs Jahrzehnte spielten die Fußballer des TuS Kranenburg auf dem Rasenplatz an der Grundschul­e. Jetzt hat er ausgedient. Das Spielfeld wurde verkauft. Die Gemeinde lässt offen, ob sie an dem Grundstück interessie­rt ist.

- VON PETER JANSSEN

Kranenburg Für den Turn- und Sportverei­n Kranenburg ist ein Stück Vereinsges­chichte beendet. 58 Jahre war der Rasenplatz hinter dem Waschwall das zu Hause des Vereins. Die Zeit ist vorbei. Anfang des Monats übertrug der Klub das Spielfeld zurück an die Kranenburg­er Familie Kreusch. 1962 wurde die Sportstätt­e eingeweiht, jetzt hat sie ausgedient. Es ist nur noch ein Platz für Erinnerung­en, die Zeichen der Zeit haben den ehemaligen Stolz des Vereins eingeholt.

Wilhelm Kreusch hatte die damalige Wiese hinter der Grundschul­e Anfang der 60er Jahre verkauft. Für 10.000 Mark erhielt der Klub das Grundstück. Einzige Bedingung war, wenn der Sportplatz nicht mehr gebraucht wird, muss er als erstes der Familie zum Rückkauf angeboten werden. Der Preis, so wurde festgelegt, soll sich am aktuellen Wert für Grünland orientiere­n. Nach unseren Informatio­nen soll der Betrag für die Rückübertr­agung bei etwa 60.000 Euro liegen. Vor dem Umzug des Turn- und Sportverei­ns in den 60er Jahren lag der Platz an der Stelle, wo sich heute die neue Argos-Tankstelle befindet.

Theo Kreusch (84) ist der älteste Sohn der Familie. „Ich war damals froh, als wir das Stück Rasen an den TuS verkauft hatten“, sagt er. Mit dem Stück meint der 84-Jährige eine Fläche von 1200 Quadratmet­ern. Grund für die Freude war, dass sein Elternhaus nur einen Steinwurf von der Spielfläch­e entfernt lag. Im historisch­en Ortskern an der Klever Straße 80 führte die Familie zudem eine Gaststätte am Marktplatz, die damals auch das Vereinslok­al des TuS war. Von den ehemals fünf Kindern leben noch drei. Neben Theo sind es Johannes und Schwester Edith Huven. Nachdem der Besitzer jetzt erneut wechselte, endet auch für den 84-Jährigen eine Zeit, die einen großen Teil seines Lebens prägte und ihn nicht unberührt lässt. So führte er nicht nur das Vereinslok­al. Theo Kreusch war in der Reserve aktiv und in späteren Jahren überall dabei, wo der TuS um Punkte spielte. „Meine Mutter sagte schon damals, sie sei gespannt, ob der Platz irgendwann wieder der Familie gehört. Sie rechnete nicht damit“, blickt er zurück.

Gründe, warum der TuS den Rasen wieder dem ehemaligen Besitzer zum Rückkauf angeboten hat, gibt es mehrere. Einer davon besteht seit 2012. Mit der Eröffnung des Kunstrasen­platzes wurde der Naturrasen immer weniger gebraucht. „Drei Monate im Jahr konnte das Spielfeld genutzt werden. Bei stärkerem Regen wurde es gesperrt. Das fehlende Flutlicht sorgte zudem dafür, dass man auf den Ascheplatz ausweichen musste“, sagt TuS-Vorsitzend­er Bernd Schiwek (68). In den Ferien lag die Fläche ebenso brach. In den 80er und 90er Jahren wurde zudem mehr Wert auf ein schönes Geläuf gelegt als auf gute Spiele. Zeitweise wurde auch vom „heiligen Rasen“gesprochen. Gepflegt wurde er und die Stehtribün­e nahezu das ganze Jahr, um dort wenige Wochen zu spielen. Dass es immer weniger Vereinsmit­glieder gibt, die sich um die Instandhal­tung kümmern, ist ein Problem, das der TuS Kranenburg nicht alleine hat. „Um den Boden wieder in einen ordentlich­en Zustand zu versetzen, hätten wir 30.000 bis 40.000 Euro investiere­n müssen“, erklärt Schiwek. Die Kosten stehen in keiner Relation zu der Nutzung. Maulwürfe leisten hier ganze Arbeit, Stankett und Werbebande­n müssen überholt werden. Hinzu kommt, dass der TuS weniger Nachwuchsm­annschafte­n hat und der Kunstrasen­platz für den Trainings- und Spielbetri­eb ausreicht. Auch besteht im Jugendbere­ich eine Kooperatio­n mit dem SV Nütterden, so dass Teams zusammenge­legt werden.

Ob die Gemeinde jetzt die ehemalige Sportstätt­e erwirbt, lässt Bürgermeis­ter Günter Steins offen: „Wir haben derzeit ohnehin keine Verfügungs­gewalt darüber, weil wir nicht Eigentümer sind.“Ausschließ­en will der Verwaltung­schef den Kauf aber nicht. Es sei nicht klar, wie sich das Thema Feuerwehrw­ache entwickelt, so Steins. In Kranenburg wird derzeit über eine Sanierung oder einen Neubau des Gerätehaus­es diskutiert, das auch einen Platz auf dem Areal finden könnte. Ebenso ist eine Erweiterun­g des stets gut ausgelaste­ten Reisemobil­platzes an der Stelle denkbar. Steins favorisier­t eine große Lösung: „Es bringt nichts, wenn wir hier jedes Teilstück verplanen. Ein Konzept für die gesamte Fläche muss beschlosse­n werden.“Sicher ist jedoch, dass es sich bei der Lage um eine für Kranenburg bedeutende Fläche handelt, die nach dem Verkauf jetzt nicht völlig brachliegt. Die Sportanlag­e wird zunächst weiter von der Christopho­rus Grundschul­e genutzt. Gepflegt wird das Grundstück derzeit von der Gemeinde.

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RP-ARCHIVFOTO: F. GETLINGER Das Bild zeigt die Eröffnung des Rasenplatz­es, der jetzt nicht mehr benötigt wird. Er liegt an einer für die Gemeinde bedeutende­n Stelle und grenzt an den historisch­en Ortskern.
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RP-FOTO:G. EVERS Neuer und alter Besitzer des TuS-Rasenplatz­es ist die Familie Kreusch. TuS-Vorsitzend­er Bernd Schiwek (l.) übergibt den Schlüssel an die Geschwiste­r Theo und Johannes Kreusch mit Schwester Edith Huven.

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