Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Rahmen unserer Möglichkeiten
Obrigkeitshörigkeit
In Ihrem Artikel erwähnen Sie erneut den ausgelutschten Topos vom tumben, obrigkeitshörigen Deutschen (hier gegenüber den freiheitsliebenden Niederländern), zitiert sogar von einem in den Niederlanden
arbeitenden deutschen Virologen: Ein Obrigkeitshöriger gehorcht freiwillig, blind und kritiklos. Das hat es bei uns im Kaiserreich gegeben und wer wissen will, wie das war, soll es bei Heinrich Mann nachlesen; leider auch im Nationalsozialismus, wo sich viel zu viele an Verbrechen beteiligt haben. Spätestens nach den 68ern aber weiß bei uns jedes Schulkind, dass gerade die Beamtenschaft (Staatsanwälte, Richter, Polizei und natürlich auch das Militär) sich damals schwer versündigt hat, weswegen ihr Ansehen, das der Obrigkeit, hier sicher nicht den Stand unserer Nachbarländer hat. Außerdem: Woher soll heute, wo ein Viertel unserer Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat, – was unser Zusammenleben ungeheuer belebt – denn diese Obrigkeitshörigkeit kommen? Wir in Deutschland agieren keinesfalls blind und kritiklos: Kein Tag ohne ausführliche Informationen und Diskussionen zu Corona, auch in Ihrer Zeitung, im TV, im Netz, kein Gespräch unter Freunden ohne Diskussion. Was wir tun, ist uns im Rahmen unserer Möglichkeiten – und die sind vielfältig – ein Bild von den notwendigen Maßnahmen zu machen und sie dann durchzuführen. Das ist unser Weg. Dr. Johannes Nowottnick Kleve