Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Aus Brot von Heicks wird Schnaps
Die Bäckerei Heicks & Teutenberg in Kleve und die Niederrhein Destille aus Emmerich-Dornick kooperieren. Andre de Schrevel destilliert einen Brot-Brand aus einem von Heicks gebackenen Roggenbrot. Recycling auf die andere Art.
KLEVE/EMMERICH Jeder Deutsche isst im Schnitt 60 Kilogramm Brot in einem Jahr. Aber er wirft auch 7,8 Kilogramm Brot weg. Das hat Bäcker Walter Heicks herausgefunden. Und weil der Gedanke an Brot, das im Mülleimer landet, für den 67-Jährigen fast unerträglich ist, hat er sich überlegt, was man damit noch machen könnte, wenn es nicht mehr ofenfrisch und knusprig ist. Das Ergebnis dieses Gedankenprozesses steht ab ab sofort auf allen Theken der sieben Filialen zum Verkauf: Der Brot-Brand, hergestellt in der Niederrhein Destille in Emmerich-Dornick.
Das Grundprodukt für den edlen Schnaps ist das „Altdeutsche Krüstchen“, ein kräftig gebackenes Roggenbrot aus den Öfen der Bäckerei Heicks & Teutenberg. Über einen längeren Zeitraum hat die Bäckerei den Anteil dieser Sorte, der nicht verkauft werden konnte, gesammelt. „Unabhängig davon, wie gut unsere Kalkulation und Planung sind, lassen sich abendliche Retouren leider nicht vermeiden. Wir haben zwar viel Retoure, aber wir bemühen uns, alles zu verwerten“, sagt Walter Heicks. „Sehr viele soziale Einrichtungen holen das Brot am anderen Morgen ab. Was dann noch übrig bleibt, geht an Landwirte, die das Brot an ihre Schweine verfüttern“, erläutert der Bäcker-Meister. Der Brot-Schnaps, das sei jetzt eben mal Recycling auf die andere Art. Dazu wurden die Altdeutschen Krüstchen geschnitten, getrocknet und gemahlen.
Dann kommt Andre de Schrevel, Inhaber der Niederrhein-Destille in Emmerich-Dornick, ins Spiel. In einem aufwändigen Prozess gewinnt er zunächst aus der Stärke des Brots den für den Brand benötigten Zucker. Später kommt Hefe dazu, um den Alkohol für den Schnaps herzustellen. 24 Stunden benötigt die so genannte Maische, um komplett in Gärung zu geraten. Aus der vergorenen Maische wird in der Brennanlage
der Roh- und der Feinbrand, der so genannte Doppelbrand. Nach einem Prozess, bei dem der Alkohol kondensiert, wird der Brand in ein Fass gefüllt. „Ein halbes Jahr muss er dann lagern, bevor ich ihn auf die Trinkstärke von 38 Volumenprozent bringe“, erläutert de Schrevel. Insgesamt muss der Brot-Brand ein Jahr reifen, bevor er in den Verkauf geht.
Am Montag, 30. November, ist es soweit. Dann wird der Brot-Brand in sieben von insgesamt zwölf Filialen von Heicks- und Teutenberg und in der Niederrhein-Destille von Andre de Schevel zu kaufen sein. 19,50 Euro kostet die 0,35-Liter-Flasche. Rund 300 Flaschen hat de Schrevel
für die erste Charge produziert. „Wenn die Nachfrage gut ist, werden wir schauen, wie wir das fortführen können“, sagt de Schrevel.
Ein Nebenprodukt aus dem BrotBrand sind die Pralinen, die Schokoladen-Sommelier
Michael Nieten kreiert hat. „Ich habe dazu französische Schokolade aus Ghana und Kuba gewählt, die eher holzig schmeckt und perfekt zum Brot-Brand passt“, sagt Nieten.
Der Brot-Schnaps und die passenden Pralinen sollen nicht die einzigen Neuerungen bleiben. So planen Walter Heicks und Sohn Christian, demnächst ein „Birnenallee-Brot“zu backen und anzubieten. Die Hefe im Brot stammt aus Birnen, die an der gleichnamigen Allee am Klever Ring gesammelt wurden.
Übrigens: Die Corona-Krise macht der Bäckerei natürlich zu schaffen, weil aktuell nur noch zum Mitnehmen verkauft werden darf. „Allerdings verkaufen wir derzeit mehr Brot als sonst. Die Menschen nehmen sich in der Corona-Krise mehr Zeit zum Essen“, sagt Walter Heicks. Das hat doch auch was Gutes.