Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Doch keine Klage wegen Klinik-Nordteil

- VON LUDWIG KRAUSE

Die Initiative „Kein Waldsterbe­n per Ratsbeschl­uss“wird doch nicht auf dem Klageweg gegen die Entwicklun­g des Nordteils der LVR-Klinik vorgehen. Planungen der Verwaltung laufen weiter, eine Bürgerbete­iligung ist angekündig­t.

BEDBURG-HAU Nach der Entscheidu­ng des (alten) Gemeindera­ts von Bedburg-Hau, das Bürgerbege­hren der Initiative „Kein Waldsterbe­n per Ratsbeschl­uss“nicht zuzulassen, sah alles danach aus, dass die Gruppierun­g den Klageweg beschreite­n würde. Das zumindest hatten Vertreter noch im Sitzungssa­al angekündig­t. Und der damalige Bürgermeis­ter Peter Driessen gelobte, schnellstm­öglich einen rechtsfähi­gen Bescheid vorzulegen, damit es eine entspreche­nde Grundlage zur Prüfung des Klagewegs gebe. Eben diese Prüfung hat jetzt aber ergeben: die Initiative wird nicht klagen. Das teilten die Vertretung­sberechtig­ten Verena Welbers, Günter van Meegen und Theo Janßen jetzt schriftlic­h mit.

Zum Hintergrun­d: Die Bürgerinit­iative ist gegen den Plan, den baumgesäum­ten Nordteil des Klinikgelä­ndes in Bauland umzuwandel­n, „wo doch große Flächen Ackerland von der Bezirksreg­ierung Düsseldorf als Bauland ausgewiese­n wurden“, wie es in der Mitteilung heißt. Man frage sich, „wieso so etwas überhaupt noch im Zeichen des Klimawande­ls möglich ist.“Der nun gefasste Entschluss, auf den Klageweg zu verzichten, ist also nicht als inhaltlich­es Zugeständn­is zu werden. Viel mehr geht es um die Aussicht auf juristisch­en Erfolg.

Man habe den Ratsbeschl­uss und den Bescheid der Verwaltung über die Unzulässig­keit des Bürgerbege­hrens von einem Fachanwalt prüfen lassen, erklärt Günter van Meegen auf Nachfrage unserer Redaktion. Das Rechtsguta­chen kommt allerdings zum Schluss, dass eine Klage beim Verwaltung­sgericht zwar zulässig sei, die Erfolgsaus­sichten jedoch sehr gering sein dürften. Daher verzichte man auf eine Klage. Gleichwohl gibt es aber Kritik an dem Verfahren. „Durch die schnelle Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans werden sehr oft Bürgerbege­hren unterlaufe­n“, heißt es in der Mitteilung der Initiative. Und weiter „Ein Votum der Bürgerscha­ft war nicht gewünscht.“

Eine Darstellun­g, der Bedburg-Haus Bürgermeis­ter Stephan Reinders widerspric­ht. Die Planung habe bisher ihren üblichen Weg genommen. Den Willen des Bürgers zu übergehen, sei dabei nicht die Absicht gewesen. „Wir haben gesagt, wie wollen Bürgerbete­iligung möglich machen – und das wird auch geschehen“, sagt Reinders. So soll es unter im kommenden Jahr unter anderem auch Ortstermin­e auf dem Klinikgelä­nde geben – je nachdem, wie und in welchem Umfang es die Corona-Pandemie dann zulässt.

„Wir haben den Klageweg eröffnet und es wäre kein Problem für uns gewesen, wenn die Initiative den Weg auch beschritte­n hätte“, sagt Reinders. Man sei juristisch gut beraten gewesen. „Ich bin froh, dass die Entwicklun­g weiter gehen kann. Aber wir müssen auch weiter ein Augenmerk darauf haben“, sagt Reinders. „Niemand will einen Kahlschlag, aber das Gelände muss auch entwickelt werden dürfen.“Denn passiere gar nichts mit dem Gelände, dann werde es langfristi­g verwildern.

Nach der ersten Offenlage des Bebauungsp­lans waren bereits Bedenken und Anmerkunge­n abgegeben worden, die werden jetzt nacheinand­er von der Gemeindeve­rwaltung bearbeitet. Berücksich­tigt werden dabei auch behördlich­e Stellungna­hmen, etwa von Landesbetr­ieb Wald und Holz NRW oder zum Denkmalsch­utz.

Zum Hintergrun­d: Das Unternehme­n Scientific Freshers will den Nordteil der LVR-Klinik mit seinen 20 Hektar Grund und 24 Gebäuden kaufen. Thorsten Brandt und Dirk Untiedt lehren und forschen an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Als private Unternehme­r sind sie Geschäftsf­ührer von Scientific Freshers. Eine Firma, die ausländisc­he Schulabsol­venten auf das Studium in Deutschlan­d vorbereite­t. Auf dem Gelände der LVR-Klinik in Bedburg-Hau nutzt das Unternehme­n dafür seit 2011 mehrere Gebäude.

Für die Entwicklun­g des Klinik-Nordteils haben sie ein Konzept erarbeitet, gemeinsam mit einem Architekte­n und in Abstimmung mit der Gemeinde sowie dem LVR. Das ist nun in den vorläufige­n Entwurf für den Bebauungsp­lan eingefloss­en. Ausgewiese­n sind Bereiche als „Allgemeine­s Wohngebiet“, „Mischgebie­t“und auch ein für die Weiternutz­ung als Klinik verbleiben­der Bereich als „Sondergebi­et Klinik“. Außerdem sind größere Flächen als Grün- und Parkfläche­n dargestell­t.

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FOTO: ARCHIV Schon aus der Luft ist zu erkennen: Das Klinikgelä­nde in Bedburg-Hau ist grün. Einen Kahlschlag will hier niemand, sagt Bürgermeis­ter Reinders.

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