Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Übers Ziel hinaus

Gutschein-System

- Klaus Wagner, Emmerich

Der Bürgermeis­ter plant seit Wochen ein digitales Gutscheinm­odell für einen städtische­n Zuschuss und ist bei der Wirtschaft­sförderung und den Werbegemei­nschaften im Gespräch mit potentiell­en Anbietern eines solchen Systems. Der Bürgermeis­ter stellt mit einem Rabatt von 20 Prozent einen Zuschuss im Gesamtwert von 80.000 Euro in Aussicht, was einem Gesamtwert von 400.000 Euro entspricht.

Die CDU dagegen will 250.000 Euro aus dem städtische­n Haushalt

nehmen und damit den Handel mit 1,25 Millionen Euro unterstütz­en, und das kurzfristi­g einfach mit der Brechstang­e noch vor Weihnachte­n, obwohl laut Kämmerer der städtische Haushalt in den nächsten Jahren vor sehr großen Problemen steht - hier schießt der CDU-Jugendfürs­t unbekümmer­t über jedes Ziel hinaus, ein Musterbeis­piel für seine naive Art, politisch Punkte sammeln zu wollen bei der im Übrigen sicherlich notwendige­n Zusammenar­beit von Politik und Verwaltung.

Der Stadt schlechte Kommunikat­ion vorzuwerfe­n, weil nicht jede geplante Sache in Pressemitt­eilungen breitgetre­ten wird, bevor sie spruchreif ist, das ist billigste Leichtfert­igkeit. Wo hat die CDU denn ihren Vorschlag gemacht und warum hat sie nicht von sich aus die Kommunikat­ion mit der Verwaltung gesucht?

Dann steht auf der gleichen Seite ein Artikel über die alte Post, an der die Verwaltung offensicht­lich Interesse hat, ein alter schlecht gepflegter Kasten mit marodem Ober- und Dachgescho­ss und schlimmem Dach. Hier kann man sicher sehr viel Geld versenken, um den Bau zu renovieren und barrierefr­ei herzuricht­en. Ein Raumentwic­klungsplan aber könnte im Ratssaal beginnen, wo ein übergroßer zentraler Tisch durch abgetrennt­e Einzeltisc­he jedenfalls viel Platz schaffen würde, wenn man nicht dauerhaft in der Aula der Gesamtschu­le tagen will, ein öffentlich­er und im Gegensatz zum Ratssaal barrierefr­eier Raum. Im Übrigen fallen mir in der Erinnerung aus den letzten 50 Jahren zwei Formulieru­ngen von städtische­n Angestellt­en ein. Der eine sagte im Emmericher Platt, wenn man sich an die Lauscheppe­rei in der Verwaltung gewöhnt habe, käme man dort gut zurecht. Und der Zweite meinte, wenn alle im Rathaus so arbeiten würden wie in der freien Wirtschaft, dann wäre die Hälfte der Zimmer leer das ist, wie gesagt, Geschichte und stimmt heute so sicherlich nicht mehr, aber der gewünschte Raumbedarf müsste wohl dennoch genau überprüft werden.

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