Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ein Schaufenster für Bilder und Objekte
Schnell hat Nanni Wagner ihre Idee zur Aktion „Adventsfenster“umgesetzt. Bis zum 24. Dezember sind jeden Tag Werke von Kreativen aus der Region zu sehen. Damit soll auch die schwierige Lage von Künstlern thematisiert werden.
GELDERN Hinten im Raum im rechten Schaufenster von Kleinbielen am Markt lärmt die Säge eines Tischlers. Das leere Ladenlokal wird für eine neue Nutzung gerade umgebaut. Ganz leise ist hingegen das entstanden, was vorne im Schaufenster in einem abgeklebten quadratischen Rahmen von 1,50 mal 1,50 Meter zu sehen ist: grüne Läden verschließen ein Fenster in einer Ziegelmauer. Arnhild Koppel hat das Bild mit Acryl auf Leinwand gemalt. Es ist das erste Kunstwerk, das innerhalb der Aktion „Adventsfenster“ausgestellt wird.
„Wir Künstler arbeiten ins Blaue“
Nanni Wagner Initiatorin
Nanni Wagner hatte die Idee dazu. „Die Adventsfenster gibt es schon in vier anderen deutschen Städten. Ich bin nur auf den Zug gesprungen“, sagt die Geldernerin. „Jeden Tag ein Künstler“lautet der Untertitel der Aktion. Am Donnerstag hatte Nanni Wagner die Idee. Bei Kleinbielen erkundigte sie sich, ob das Schaufenster zur Verfügung stehe. Und bei Künstlern warb sie fürs Mitmachen. Alles sei problemlos gelaufen. „Bisher machen 19 Künstler mit, und für die restlichen fünf Tage findet ich auch noch welche“, ist die Initiatorin überzeugt.
Zu manchen der Kreativen war der Weg ganz kurz. Etwa zu Arnhild Koppel und zu Jörg Möller. Sie sind Nanni Wagners Nachbarn im Atelierhof am Brühlschen Weg in der Nähe des Gelderner Bahnhofs. Beiträge kommen darüber hinaus von Künstlern aus Venlo, Straelen, Issum, Wachtendonk, Kevelaer und Kamp-Lintfort. Und auch Peter Bogatka aus Krakau ist mit von der Partie. Er reist aber nicht extra aus Polen an. „Seine Arbeit liegt bei Peter Busch in Geldern“, verrät Nanni Wagner. Bis Heiligabend ist eine Mischung
aus Bildern, Objekten und Fotografien zu sehen. Manche Arbeiten sind mit Maßen von 15 mal 15 Zentimetern eher klein. Das Bild von Arnhild Koppel zählt mit 1,60 mal 1,20 Metern zu den großen Exponaten.
„November 2020“nennt die Straelenerin ihr aktuellstes Bild, das sie für die Aktion zur Verfügung stellt. „In meinen Werken erkenne ich meine eigene Gestimmtheit gerne selbst wieder“, erklärt sie. Es gibt Zusammenhalt, erzählt ihr Bild, aber es zerfällt auch etwas in Corona-Zeiten. Das Fenster, das sonst die Verbindung zur Außenwelt herstellt, ist verschlossen und riegelt ab.
Nanni Wagner möchte mit der Aktion nicht nur ein leeres Schaufenster sinnvoll nutzen. Ihr geht es auch darum, auf die Lage der Künstler während der Corona-Pandemie hinzuweisen. Gerade von bildenden Künstlern, so Arnhild Koppel, werde kaum noch gesprochen. „Wir arbeiten ins Blaue“, betont Nanni Wagner mit Blick auf die Tatsache, dass Ausstellungstermine für 2021 noch völlig in der Schwebe seien. Sie selber arbeite intensiver denn je, da ihre Kurse derzeit alle ausfallen. Der künstlerischen Entwicklung tue das gut. Im November noch wurde kürzlich die zweite Auflage von „Die Kunst zu schenken“abgesagt. Arnhild
Koppel sieht in der Schaufenster-Aktion auch einen Ausdruck der Solidarität. Hier kämen Leute zusammen, die sonst nicht miteinander zu tun haben.
Jeder teilnehmende Künstler gestaltet ein Kalenderblatt mit Informationen über sein Exponat. Nanni Wagner dokumentiert die Ausstellung auf Instagram. Und die Aktion soll noch über den 24. Dezember 2020 hinaus wirken. Die Initiatorin ist auf der Suche nach einem Sponsor. „Ich möchte gerne, dass aus diesen 24 Kunstwerken im Schaufenster ein Adventskalender für 2021 entsteht“, blickt Nanni Wagner schon auf das kommende Jahr.