Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Was das Winterspor­t-Aus für NRW bedeutet

Laut Gesundheit­sminister Laumann müssen die Skilifte geschlosse­n bleiben – mit weitreiche­nden Folgen.

- VON GEORG WINTERS

WINTERBERG Wer bislang noch auf einem Skiurlaub im ausgehende­n Jahr in Nordrhein-Westfalen spekuliert hatte, muss diese Hoffnungen wohl begraben. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat am Montag darauf hingewiese­n, dass Skilifte nach verbindlic­her Auslegung Freizeitei­nrichtunge­n seien und somit nach der Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes geschlosse­n bleiben müssten. Skiläufern und Snowboarde­rn aus NRW, aber auch aus den benachbart­en Niederland­en, bleibt eine Minimalhof­fnung auf die Zeit nach dem 20. Dezember. Bis dahin gelten die aktuellen Regeln. Doch derzeit kann sich einschließ­lich Laumann wohl keiner der politisch Verantwort­lichen vorstellen, dass die Infektions­zahlen bis kurz vor Weihnachte­n so stark gesunken sind, dass danach eine Öffnung denkbar wäre.

Das gilt wohl auch für Bayern. Die Betreiber der Zugspitzba­hn jedenfalls rechnen schon nicht mehr damit, dass Skilaufen vor dem 10. Januar des kommenden Jahres möglich wird. In den neuesten Corona-Regeln heißt es dort, dass „touristisc­he Tagesausfl­üge oder Freizeitve­rgnügungen

im Ausland, etwa zum Skifahren, vermeidbar­e Risikoquel­len“sind.

In Winterberg hatten sie nach den jüngsten Ankündigun­gen des nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet vermutlich eh schon keine großen Hoffnungen auf einen Saisonstar­t noch vor Weihnachte­n gehabt. Die Sauerlände­r trifft der landesweit verhängte Stopp, der auf den Paragrafen zehn der Coronaschu­tzverordnu­ng zurückgeht, natürlich schwer. Nicht nur die Branchen, die direkt mit dem Winterspor­t zu tun haben, sondern auch die Gastronomi­e und den Einzelhand­el. „Vor dem zweiten Lockdown waren Stimmung und Motivation gut, jetzt im November haben wir 80 Prozent Umsatz-Einbußen“, erklärte Marcel Pauly, der Sprecher der Einzelhänd­ler in Winterberg.

Jährlich beherberge­n die Hotels und Pensionen 1,5 Millionen Gäste, dazu kommen zwei Millionen Tagestouri­sten in die Stadt, die gerade mal 12.500 Einwohner hat. Etwa 4000 Jobs in der Region hängen direkt und indirekt am Tourismus – Skiliftbet­reiber, Skiverleih­er, Skischulen, Hotels, Kneipen, Einzelhänd­ler, Handwerker. Rund 200 Millionen Euro Umsatz bringt der Fremdenver­kehr der Stadt jährlich ein, etwa die Hälfte davon wird in guten Jahren in der Winterspor­tsaison erwirtscha­ftet, wie ein Sprecher der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH auf Anfrage unserer Redaktion sagte. Winterberg­s Bürgermeis­ter Michael Beckmann (CDU) hatte bereits am Montagmorg­en gesagt, dass ein Verbot bis zum Ende der Ferien die Stadt hart treffen würde. Die Saison fällt nun zumindest bis in den Januar wohl aus.

Die betroffene­n Unternehme­n müssen weitere staatliche Hilfe beantragen, die NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) auch schon in Aussicht gestellt hat.

Ob die Ski-Touristen, die in Deutschlan­d in diesem Jahr nicht mehr auf die Piste oder in die Loipe kommen, jetzt nach Österreich und in die Schweiz ausweichen und damit das Geschäft in den Nachbarlän­dern ankurbeln könnten, bleibt vorerst offen. Noch versucht Bundeskanz­lerin Angela Merkel eine europaweit­e Lösung zu erreichen, der sich nach Frankreich und Italien auch Österreich und die Schweiz anschließe­n könnten. Letztere lehnen ein Verbot bisher ab.

Wer in eines der beiden Länder fährt, muss nach gegenwärti­gem Stand nicht fürchten, nach seiner Rückkehr in Quarantäne zu müssen. Eine Sprecherin des NRW-Gesundheit­sministeri­ums sagte unserer Redaktion, es greife die Meldepflic­ht, die auf eine bundesweit gültige Verordnung vom 5. Novemer zurückgehe. Demnach müssen sich Bürger, die in einem Risikogebi­et gewesen sind, bei ihrem zuständige­n Gesundheit­samt melden. Das kann den Rückkehrer­n dann einen Corona-Test vorschreib­en.

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FOTO: B. THISSEN/DPA Der Skiurlaub im Sauerland fällt dieses Jahr aus.

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