Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Rechnung wird kommen

- CHRISTOPH SCHWENNICK­E

Freunde feiner Hifi-Anlagen kennen die Bedeutung eines guten, großen Kondensato­rs. Besonders wohlklinge­nde Röhrenvers­tärker benötigen enorme Kondensato­ren, die die nötigen Watt für Ausnahmesi­tuationen wie plötzliche­n Paukenschl­ägen bereit halten. Der Staat ist auch ein großer Kondensato­r. Wenn ein Paukenschl­ag wie eine Pandemie große Leistung, in dem Fall enorme Geldsummen erfordert, dann stellt er dieses Geld der nationalen Volkswirts­chaft zur Verfügung. Der Haushalt des kommenden Jahres besteht bei knapp 500 Milliarden Euro Gesamtumfa­ng zu

180 Milliarden Euro aus Schulden. Die schwarze Null war gestern, die Schuldenbr­emse

ebenso. Es ist vermutlich richtig, wenn Finanzmist­er Olaf Scholz sagt: Jetzt lieber nicht kleckern, sondern klotzen. Wer kleckert, zahlt am Ende drauf, sagt er. Scholz agiert dabei wie seinerzeit EZB-Chef Mario Draghi. Seine dicke Berta heißt Wumms. Sein „What ever it takes“: „Wir können uns das leisten.“

Korrekt hieße der Satz: Wir, die Regierung, legen das Geld jetzt mal aus, aber wir müssen es den Banken zurückzahl­en, und daher müssen wir es uns bei euch, den Bürgern wieder holen, nach und nach. Der Röhrenvers­tärker lädt seinen Kondensato­r nach dem Paukenschl­ag auch wieder auf. Für den nächsten Paukenschl­ag.

Die ersten Hinweise darauf sind schon da. Bis auf eine kleine weitere Angleichun­g Ost wird es bei den Renten nächstes Jahr eine Nullrunde geben, und die Idee eines Corona-Soli beflügelt vor allem die Gedanken der Sozialdemo­kraten.Damit es da keine Missverstä­ndnisse gibt: Das Grundmuste­r jetzt mit vollen Händen auszugeben, ist nicht falsch. Es sollte nur ehrlich dazu sagt werden, dass das Geld alsbald auch wider eingesamme­lt werden muss. Der Staat, das sind wir. Alle. Nicht die von der Regierung.

Christoph Schwennick­e ist Chefredakt­eur des Magazins „Cicero“und schreibt regelmäßig an dieser Stelle.

Wenn der Staat neue Schulden macht, geht das uns alle an.

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