Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Voller Ratssaal auch in Corona-Zeiten
Bei der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung in Kevelaer wurde es recht eng.
KEVELAER (zel) Über Schulunterricht in Corona-Zeiten wird viel diskutiert. Die Klassenräume sollen nicht zu voll sein, regelmäßig soll gelüftet und auf die nötigen Abstände geachtet werden. Ziel ist: Der Unterricht soll auch in Corona-Zeiten analog weitergehen. Den gleichen Wunsch hat die Verwaltung für die politischen Sitzungen in Kevelaer. Auch hier soll weiter live debattiert werden. Doch das kann dann zu fragwürdigen Situationen führen.
Beim letzten Stadtentwicklungsausschuss etwa war der Ratssaal mehr als gut gefüllt. Für die Fraktionen war es offenbar wichtig, in der ersten Sitzung des Ausschusses nach der Wahl auch Präsenz zu zeigen. Hinzu kamen einige Besucher. Eine Stadtplanerin war schon zuhause geblieben, weil es vorne am Verwaltungstisch sonst zu eng geworden wäre.
Getagt wurde trotzdem. Die Tagesordnung war lang, die Sitzung dauerte rund zwei Stunden. Angebracht
in Zeiten von Corona? „Ja, es stimmt schon, der Ausschuss war sehr groß, das war schon hart an der Grenze“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Mario Maaßen. Bürgermeister Dominik Pichler kann die Bedenken verstehen. Er verweist darauf, dass die Corona-Bestimmungen eingehalten wurden. Es gab Abstände, Desinfektionsmittel am Eingang, jeder Gast musste sich für die Kontaktverfolgung registrieren lassen. Ganz glücklich ist aber offenbar auch die Verwaltung mit der Situation nicht, zumal darauf auch eine Anfrage im Ausschuss abzielte.
Mancher habe bei der Situation wohl ein ungutes Gefühl, sagt Beate Sibben von der Stadtverwaltung. Sicher sei die Situation nicht optimal, man wolle nach Möglichkeit reagieren. Der Haupt- und Finanzausschuss in der kommenden Woche wird daher jetzt auch im Konzertund Bühnenhaus stattfinden. Doch das sei eben nicht immer frei. Die momentane Situation gebe der Stadt theoretisch auch die Möglichkeit, die Gremien zu verkleinern. Dabei müsste dann aber das Kräfteverhältnis gewahrt bleiben.
Aber Reduzierung war für die Fraktionen bei der ersten Sitzung des Ausschusses wohl keine Option. Es sei wichtig, dass zur Premiere alle einmal zusammenkommen. Politische Risiko-Abwägung in Coronazeiten eben.