Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Inselhopping“an der B 9
In der Region gibt es in puncto „Fahrradfreundlichkeit“viel Nachholbedarf, meint Rad-Experte Eckehard Lüdke.
Im Kreis Kleve und in Kevelaer gibt es in puncto „Fahrradfreundlichkeit“noch viel Nachholbedarf, meint der Rad-Experte Eckehard Lüdke.
KEVELAER Eckehard Lüdke ist Vorsitzender des ADFC im Kreis Kleve und „Beratendes Mitglied“im Ausschuss für Stadtentwicklung in Kevelaer. Beim Thema „Fahrradfreundlichkeit“sieht er noch viel Nachholbedarf.
Wie oft fahren Sie Auto?
ECKEHARD LÜDKE Das kommt durchaus öfter vor. Gerade erst habe ich wieder den Wagen vom Car-Sharing der Deutschen Bahn genutzt. Das Fahrzeug steht am Bahnhof in Kevelaer, das ist ein sehr praktisches System. Auch in Geldern gibt es diese Möglichkeit.
Sie selbst haben kein Auto?
LÜDKE Zuletzt habe ich ein Auto mit 20 Jahren besessen, jetzt bin ich 60 Jahre und bin die ganze Zeit gut ohne ausgekommen. Aber das ist auch immer eine Frage der individuellen Bedürfnisse. Ich komme so gut zurecht. Aber wenn jemand beispielsweise täglich nach Kalkar oder Dinslaken müsste, dann würde er mit Bus und Bahn Probleme kriegen und ist vermutlich auf ein Auto angewiesen.
Der Kreis Kleve wirbt damit, ein Eldorado für Radler zu sein.
LÜDKE Was zutrifft, ist, dass viel Rad gefahren wird und sich die Region gerne als Paradies für Radler ausgibt. Aber im Alltag gibt es viele Defizite, gerade für eine Region, die sich als Radfahrgebiet vermarktet.
Welche beispielsweise?
LÜDKE Das fängt schon damit an, dass vernünftige Abstellanlagen für Räder fehlen. Es gibt kaum eine Möglichkeit, die Räder diebstahlsicher unterzustellen. Dabei kosten diese inzwischen schnell schon einmal 2000 bis 3000 Euro. Die Radstation am Bahnhof in Kevelaer ist wirklich gut, aber sie ist eben kostenpflichtig. Es müsste mehr kostenlose Möglichkeiten geben. Ohnehin ist die Situation gerade am Bahnhof problematisch. Mir selbst sind vor einiger Zeit die Satteltaschen samt Gepäckträger gestohlen worden, und von Polizisten in Kevelaer ist mir berichtet worden, dass täglich zwei bis fünf Räder am Bahnhof entwendet werden. Diese Situation müsste man unbedingt angehen. So erreicht man bestimmt nicht, dass Leute auf Rad und öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Sie sind viel mit dem Rad unterwegs, wo drückt in Kevelaer der Schuh?
LÜDKE Problematisch ist beispielsweise der Radweg, der an der Hüls am Gradierwerk vorbeiführt. Da kommen viele Wurzeln durch den Boden, die Strecke ist sehr uneben. Gleiches in der Ortslage von Kervenheim. Da musst du den Lenker schon gut festhalten, damit es nicht zum Sturz kommt. Besonders problematisch ist das Fahren von Kevelaer nach Winnekendonk.
Wieso?
LÜDKE Es gibt da immer diesen schönen Begriff im Amtsdeutsch von der „Leichtigkeit des Verkehrs“. Doch davon ist hier für Radler gar nichts zu spüren. Allein um die B 9 zu überqueren, musst du da „Inselhopping“von einer Verkehrsinsel zur anderen machen. Von der Verkehrsplanung ist die Situation da unterirdisch. Dabei ist der Weg nach Winnenkendonk so eine wichtige Verbindung, die unglaubliches Potenzial hat. Ganz schlecht ist auch der Radweg an der Wember Straße. Da liegen noch alte Betonplatten mit Stoßkanten. Dieser Radweg bedarf dringend einer Modernisierung analog zur Fahrbahn. Gibt es denn auch positive Beispiele?
LÜDKE Die Verbindung vom Hoogeweg nach Wetten ist gut, wenn man am Kreisverkehr vorbei ist. Die Fahrbahn ist in Top-Zustand, es gibt sehr gute Sichtbeziehungen. Auch der Radweg nach Twisteden kann sich sehen lassen.
Was haben Sie für konkrete Wünsche?
LÜDKE Ein ganz konkreter Wunsch ist beispielsweise die Forderung, dass man Räder im Bus mitnehmen kann. Das ist bei uns problematisch. Andere Regionen machen vor, wie so etwas mit Radanhängern an Bussen möglich ist. Da ist das eine Selbstverständlichkeit. Was immer lohnt, ist ein Blick in die Niederlande. Da gibt es Radwege, da schwebt man wie auf einem Teppich. Immerhin haben wir ja von unseren Nachbarn das Knotenpunktsystem übernommen. Das ist ja schon mal ein Anfang.