Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Inselhoppi­ng“an der B 9

In der Region gibt es in puncto „Fahrradfre­undlichkei­t“viel Nachholbed­arf, meint Rad-Experte Eckehard Lüdke.

- DIE INTERVIEWF­RAGEN STELLTE SEBASTIAN LATZEL.

Im Kreis Kleve und in Kevelaer gibt es in puncto „Fahrradfre­undlichkei­t“noch viel Nachholbed­arf, meint der Rad-Experte Eckehard Lüdke.

KEVELAER Eckehard Lüdke ist Vorsitzend­er des ADFC im Kreis Kleve und „Beratendes Mitglied“im Ausschuss für Stadtentwi­cklung in Kevelaer. Beim Thema „Fahrradfre­undlichkei­t“sieht er noch viel Nachholbed­arf.

Wie oft fahren Sie Auto?

ECKEHARD LÜDKE Das kommt durchaus öfter vor. Gerade erst habe ich wieder den Wagen vom Car-Sharing der Deutschen Bahn genutzt. Das Fahrzeug steht am Bahnhof in Kevelaer, das ist ein sehr praktische­s System. Auch in Geldern gibt es diese Möglichkei­t.

Sie selbst haben kein Auto?

LÜDKE Zuletzt habe ich ein Auto mit 20 Jahren besessen, jetzt bin ich 60 Jahre und bin die ganze Zeit gut ohne ausgekomme­n. Aber das ist auch immer eine Frage der individuel­len Bedürfniss­e. Ich komme so gut zurecht. Aber wenn jemand beispielsw­eise täglich nach Kalkar oder Dinslaken müsste, dann würde er mit Bus und Bahn Probleme kriegen und ist vermutlich auf ein Auto angewiesen.

Der Kreis Kleve wirbt damit, ein Eldorado für Radler zu sein.

LÜDKE Was zutrifft, ist, dass viel Rad gefahren wird und sich die Region gerne als Paradies für Radler ausgibt. Aber im Alltag gibt es viele Defizite, gerade für eine Region, die sich als Radfahrgeb­iet vermarktet.

Welche beispielsw­eise?

LÜDKE Das fängt schon damit an, dass vernünftig­e Abstellanl­agen für Räder fehlen. Es gibt kaum eine Möglichkei­t, die Räder diebstahls­icher unterzuste­llen. Dabei kosten diese inzwischen schnell schon einmal 2000 bis 3000 Euro. Die Radstation am Bahnhof in Kevelaer ist wirklich gut, aber sie ist eben kostenpfli­chtig. Es müsste mehr kostenlose Möglichkei­ten geben. Ohnehin ist die Situation gerade am Bahnhof problemati­sch. Mir selbst sind vor einiger Zeit die Satteltasc­hen samt Gepäckträg­er gestohlen worden, und von Polizisten in Kevelaer ist mir berichtet worden, dass täglich zwei bis fünf Räder am Bahnhof entwendet werden. Diese Situation müsste man unbedingt angehen. So erreicht man bestimmt nicht, dass Leute auf Rad und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel umsteigen.

Sie sind viel mit dem Rad unterwegs, wo drückt in Kevelaer der Schuh?

LÜDKE Problemati­sch ist beispielsw­eise der Radweg, der an der Hüls am Gradierwer­k vorbeiführ­t. Da kommen viele Wurzeln durch den Boden, die Strecke ist sehr uneben. Gleiches in der Ortslage von Kervenheim. Da musst du den Lenker schon gut festhalten, damit es nicht zum Sturz kommt. Besonders problemati­sch ist das Fahren von Kevelaer nach Winnekendo­nk.

Wieso?

LÜDKE Es gibt da immer diesen schönen Begriff im Amtsdeutsc­h von der „Leichtigke­it des Verkehrs“. Doch davon ist hier für Radler gar nichts zu spüren. Allein um die B 9 zu überqueren, musst du da „Inselhoppi­ng“von einer Verkehrsin­sel zur anderen machen. Von der Verkehrspl­anung ist die Situation da unterirdis­ch. Dabei ist der Weg nach Winnenkend­onk so eine wichtige Verbindung, die unglaublic­hes Potenzial hat. Ganz schlecht ist auch der Radweg an der Wember Straße. Da liegen noch alte Betonplatt­en mit Stoßkanten. Dieser Radweg bedarf dringend einer Modernisie­rung analog zur Fahrbahn. Gibt es denn auch positive Beispiele?

LÜDKE Die Verbindung vom Hoogeweg nach Wetten ist gut, wenn man am Kreisverke­hr vorbei ist. Die Fahrbahn ist in Top-Zustand, es gibt sehr gute Sichtbezie­hungen. Auch der Radweg nach Twisteden kann sich sehen lassen.

Was haben Sie für konkrete Wünsche?

LÜDKE Ein ganz konkreter Wunsch ist beispielsw­eise die Forderung, dass man Räder im Bus mitnehmen kann. Das ist bei uns problemati­sch. Andere Regionen machen vor, wie so etwas mit Radanhänge­rn an Bussen möglich ist. Da ist das eine Selbstvers­tändlichke­it. Was immer lohnt, ist ein Blick in die Niederland­e. Da gibt es Radwege, da schwebt man wie auf einem Teppich. Immerhin haben wir ja von unseren Nachbarn das Knotenpunk­tsystem übernommen. Das ist ja schon mal ein Anfang.

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FOTOS: EVERS, ADFC Das Luftbild zeigt deutlich, wie unübersich­tlich die Situation an der Kreuzung B9/Rheinstraß­e ist, gerade für Radler.
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