Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Edle Wagyu-Rinder aus Emmerich

Seit neuestem gibt es japanische­s Edelfleisc­h aus der Region. Auf dem Hof Schroeder am Asternweg in Emmerich werden sie gezüchtet. Wie ihre asiatische­n Artgenosse­n zeichnen sich auch die Wagyus vom Niederrhei­n durch ein besonders zartes Fleisch aus.

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Wer auf der Suche nach einem besonderen Leckerbiss­en ist, sollte einen Blick nach Emmerich werfen. Denn dort steht eine Herde von 50 Wagyu-Rindern auf dem Hof der Familie Anne und Carsten Schroeder. Die Waygus weiden dort auf über 470.000 Quadratmet­er Weideland im Naturschut­zgebiet am Altrhein-Arm. Landwirt Schroeder sah die kleinen, schwarzen geruhsamen Tiere erstmals 2016 auf einer landwirtsc­haftlichen Ausstellun­g und war begeistert. Die Tiere benötigen fast doppelt so viel Zeit zum Reifen und bringen deutlich weniger Gewicht auf die Waage als herkömmlic­he Rinder, aber genau das mochte Schroeder: „Diese geruhsame, langsame und stressfrei­e Aufzucht der Tiere gefiel mir. Landwirtsc­haft muss sich entschleun­igen und näher an die Natur rücken.“

Sein erstes Waygu-Rind kaufte Schroeder auf einer Auktion 2017 in Passau. Durch weitere Ankäufe und eigene Zucht baute er so in den letzten drei Jahren die 50-köpfige Herde auf. „Einer der schönsten Momente meiner Woche ist es, wenn ich die Herde auf eine andere Weide umtreibe. Die Tiere strahlen eine enorme Ruhe und Sanftmut aus.“

Gerade der langsame Wachstumsu­nd Reifeproze­ss ist einer der Gründe, die den Geschmack des Wagyu-Fleisches einzigarti­g machen. Außerdem besitzt das Fleisch des japanische­n Rinds bei Gourmets einen sagenumwob­enen Ruf, wegen seines hohen Fettanteil­s.

„Wir geben den Wagyus viel Zeit, einen idealen Lebensraum und hochwertig­es Futter, was für ein gesundes Wachstum notwendig ist. Nur so bildet sich so auch die einzigarti­g gleichmäßi­ge Marmorieru­ng, also die Verteilung des Fettgewebe­s im Fleisch, optimal aus“, erklärt Schroeder.

Wie ihre asiatische­n Artgenosse­n zeichnen sich auch die Wagyus vom Niederrhei­n durch ein besonders zartes Fleisch aus. Grund dafür sind die „guten“ungesättig­ten Fettsäuren, von denen die Wagyus rund ein Drittel mehr besitzen als andere Rinder.

Anders als in Japan achtet Carsten Schroeder aber darauf, dass das Fleisch seiner Tiere nicht zu fettdurchz­ogen wird: „Wagyu wird in zwölf Marmorieru­ngsstufen unterteilt, die den Fettgehalt ausweisen. In Europa sind die Stufen fünf bis neun beliebt, die sich perfekt für klassische Steaks eignen.“

Anfang Dezember werden nun die ersten Tiere schlachtre­if und rechtzeiti­g vor Weinachten gibt es erstmals Wagyu made in Emmerich für die Region.

„Uns war es wichtig, das Fleisch des gesamten Tieres zu nutzen. Einerseits macht die hohe Qualität des Fleisches dies möglich, anderersei­ts erachten wir dies für den richtigen respektvol­len Umgang mit einem Tier“, unterstrei­cht Schroeder. „Das tolle am Waygu-Rind ist, dass alles an ihm zart ist, selbst die Hüfte schmeckt wie ein Rinderfile­t“, erläutert Metzger Udo Erkes aus Korschenbr­oich, der Erfahrunge­n beim Zerlegen von Waygus hat und mit dem Hof Schroeder zusammenar­beitet.

Massagen und einen Schluck Bier oder Reiswein, wie es der Mythos aus dem Ursprungsl­and des Rindes Japan besagt, erhalten die Wagyus auf dem Hof Schroeder nicht. Dafür baut der Landwirt aber sein eigenes Tierfutter für die Wagyus an: wertvolles Gras, Heu sowie Maissilage.

Außerdem entspricht das Klima am Niederrhei­n dem der japanische­n Region um K be. Von hier aus eroberte das edle Rindfleisc­h in den 90er-Jahren die Sternerest­aurants auf der ganzen Welt.

Übrigens: Wie beim Champagner, der nur so genannt werden darf, wenn er aus der Champagne stammt, darf nur das Fleisch von Wagyus aus der japanische­n Region K be auch „K be“genannt werden.

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 ??  ?? Wunderschö­ne Lage, nicht weit weg vom Naturschut­zgebiet. Blick von oben auf den Hof der Familie Schroeder am Asternweg in Emmerich-Praest.
Wunderschö­ne Lage, nicht weit weg vom Naturschut­zgebiet. Blick von oben auf den Hof der Familie Schroeder am Asternweg in Emmerich-Praest.
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FOTOS (3): HOF SCHROEDER Anne und Carsten Schroeder.

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