Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die junge Stimme der Landwirtschaft
Die 31-jährige Anna Kleinheßling aus Wertherbruch ist neue Kreislandwirtin. Sie will sich für die Vielfalt der Landwirtschaft im Kreis Wesel einsetzen. Digitalisierung ist ein wichtiges Thema.
WERTHERBRUCH Jung, Frau und Mutter, bodenständig in Wertherbruch, wo sie mit ihrem Ehemann Torsten einen traditionsreichen Milchkuhbetrieb führt, verwurzelt in Drevenack, wo sie in die Landwirtschaft hineingeboren wurde. Das hört sich wie gemalt an, um ein wichtiges Amt zu übernehmen und die Interessen der Bauern im Kreis Wesel zu vertreten. Anna Kleinheßling ist gerade zur Kreislandwirtin gewählt worden. Die Kreisstelle Wesel der Landwirtschaftskammer NRW hat sie einstimmig dazu bestimmt. Zum Stellvertreter wurde Carsten Schmäh aus Obrighoven gewählt.
Wir treffen beide im offenen, kühlen Stall, in dem 200 Milchkühe untergebracht sind, und mit Blick auf die sattgrüne Weidelandschaft. Hier ist Anna Kleinheßling zu Hause. Sie ist 31 Jahre alt, ihre zwei Kinder tollen um sie herum. Sie wirkt tatkräftig und entschlossen, einen guten Job zu tun für ihre Kollegen. Zahlreiche Themen beschäftigen sie und den Berufsstand. Immer neue Verordnungen von Land, Bund und EU stellen Betriebsleiter vor Herausforderungen. Da hakt es in der Umsetzung allein manchmal schon durch geologische Unterschiede im Kreisgebiet. Tierwohl, Klima- und Insektenschutz, die Auswirkungen des Strukturwandels und auch die persönliche Motivation bei scheinbar sinkender Akzeptanz der Bevölkerung. Die Veränderungen seien alle Angestoßen und im Gange, die Menschen müssten auch wissen, dass es jetzt Zeit braucht, bis die Natur eine aussagekräftige Antwort gibt.
„Aber wir wollen vermitteln, nicht laut werden“, sagt Anna Kleinheßling. Das Landwirte auch politisch mitwirken sollten, findet ihr Vertreter Carsten Schmäh. Das ist ein wiederkehrendes Thema. Problem ist dabei, dass die Zahl der aktiven Landwirte sinkt, und Einfluss hat auch mit Masse zu tun. Dabei gibt es viele Menschen im Kreis Wesel, die von und mit der Landwirtschaft leben. „Wir wollen, dass die Vielfalt der Landwirtschaft im Kreis bleibt. Da ist ,die Basis‘ der veredelten Produkte aus den Grünlandregionen wie Milch, Fleisch, Ei, dem Obst- und Gemüsebau, ebenso die Direktvermarktung und Bildungsund Freizeitangebote auf den Höfen. Das alles darf auch gern weiter von der hiesigen Politik und Verwaltung unterstützt werden“sagt er.
Was muss eine Kreislandwirtin tun? Anna Kleinheßling vertritt die Interessen ihrer Kollegen aus dem Kreis Wesel. Sie gehört jetzt mit Schmäh der Hauptversammlung der Landwirtschaftskammer NRW an und wird am 11. Dezember unter anderem den Haushalt der Kammer mit beschließen und das Präsidium wählen. Es geht auch um Finanz- und Strukturfragen. Die Kammer ist wiederum dem Ministerium unterstellt, gibt Verordnungen an die Landwirte weiter und kontrolliert deren Einhaltung. Die zweite große Aufgabe der Kammer ist die Selbstverwaltung, also fachliche Beratung sowie Aus- und Weiterbildung für Landwirte.
Ein großes Thema ist in der Praxis der fachliche Nachwuchs. Kleinheßlings Hof ist Ausbildungsbetrieb, ein Azubi lernt gerade von der Pike auf. Im Kreis kann der Beruf Landwirt auf 110 Betrieben erlernt werden „Ich will junge Leute für die ,grünen Berufe’ begeistern.“hat sich die Wertherbrucherin vorgenommen. „Ich freue mich auf die Aufgaben in der Kreisstelle und darüber, ein Puzzleteil in der Berufsständigen Vertretung zu sein.“
Durch ihre Kontakte können Kleinheßling und Schmäh die Interessen der Betriebe und ihrer Mitarbeiter in die Arbeit der landwirtschaftlichen Selbstverwaltung einbringen. Offizielle Termine werden auf die Kreislandwirtin auch zukommen.
Die Bauern blicken auf die Zukunft auf dem Land, und da sind Wertherbruch und das benachbarte Loikum gut aufgestellt. Der digitale Bauernhof hat natürlich Glasfaseranschluss. „Digitalisierung spielt eine große Rolle im täglichen Geschäft“, versichert Anna Kleinheßling.