Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Zähes Ringen um zusätzlich­en Bus

Grüne, SPD, FDP und BIG stehen dem Antrag einer Direktverb­indung Twisteden-Lüllingen-Geldern für Schüler positiv gegenüber. Der CDU und dem Kämmerer war der Anteil von 38.000 Euro zu hoch. Die Entscheidu­ng wurde vertagt.

- VON BIANCA MOKWA

GELDERN/TWISTEDEN Die entscheide­nde Frage stellte nach vier Stunden Mobilitäts­ausschuss ein junger Zuhörer, der solange durchgehal­ten hatte: „Nur damit ich das richtig verstehe, Sie haben den Weg für weitere 2,5 Millionen Euro für Grundstück­sspekulati­onen frei gemacht, aber die 38.000 Euro für eine zusätzlich­e Schülerbus­linie wegen der Höhe der Kosten noch nicht beschlosse­n?“

Im Ausschuss für Umwelt, Mobilität und Liegenscha­ften der Stadt Geldern ging es am Dienstagab­end um viele Zahlen. Der durch Corona angeschlag­ene Haushalt war immer wieder Thema, vor allem beim Tagesordnu­ngspunkt 9 b. Es ging um die zusätzlich­e Einrichtun­g einer Buslinie zwischen Twisteden über Lüllingen nach Geldern, von der vor allem Schüler aus Twisteden profitiere­n sollen, die in Geldern die Berufskoll­ege und Realschule­n besuchen. Schulforme­n, die es in Kevelaer aktuell nicht gibt. Dabei handelt es sich um 60 Schüler, die im schlimmste­n Fall mit der Bahn aktuell fast zwei Stunden für den Schulweg brauchen, wegen der schlechten Anbindung. Auch HeinzTheo Angenvoort, Fachmann für Verkehrsan­gelegenhei­ten der Stadt Geldern, sprach von einer „unkomforta­blen Verbindung“und hatte in einer umfassende­n Vorlage ausgearbei­tet, wie sich die Situation verbessern könnte.

Thomas Krause von den Grünen sagte sofort zu, den Antrag der Interessen­gemeinscha­ft aus Twisteden zu unterstütz­en, sie sich seit mehr als zwei Jahren für eine bessere Verbindung zu den weiterführ­enden Schulen in Geldern stark macht. „Ich finde, Investitio­nen in den ÖPNV sind gelebter Umweltschu­tz“, so Krause. „Wir wollen doch der Jugend zeigen, dass ÖPNV leistungsf­ähig ist und man nicht sofort mit dem Auto zur Schule fahren muss, sobald man den Führersche­in hat.“Christiane Förster von der BIG kommt aus Lüllingen und begrüßte die mögliche neue Linie. Auch Ulrike Michel von der SPD sprach von einer Vorbildfun­ktion und dem Klimaschut­z-Effekt. Sie wisse dabei sehr wohl um die angespannt­e Haushaltsl­age. Die brachten sowohl Kämmerer Thomas Knorrek und der Erste Beigeordne­te Tim van Hees-Clanzett ins Spiel. Die Gelderner CDU hatte ein Problem mit der Aufteilung, warum Geldern 38.000 Euro (zuvor waren es 46.000 Euro, aber die Niag hatte aus Versehen die Mehrwertst­euer darauf gerechnet), Kevelaer aber nur rund 12.000 Euro zahlen muss für die Zusatzverb­indung Twisteden-Lüllingen-Geldern. Angenvoort erklärte, dass es sich dabei um eine ganz normale Vorgehensw­eise handelt, es komme immer auf die betroffene­n Kilometer im Bereich der Kommune an. Die Entscheidu­ng wurde in den Hauptaussc­huss vertagt, man wolle noch einmal mit der Stadt Kevelaer sprechen.

Kevelaers Bürgermeis­ter Dominik Pichler möchte die Gespräche abwarten. Die Stadt Geldern müsse erklären, warum sie von der üblichen Regelung abweichen möchte, denn: „Arm sind wir alle seit Corona“, sagt Pichler. Die bisherige Lösung sei gerecht. Und: „Auch in Zeiten klammer Kassen darf es nicht an solchen Beträgen scheitern. Es geht um eine ÖPNV-Verbesseru­ng für den Bürger und die haben wir uns im Wahlkampf alle auf die Fahne geschriebe­n.“

Gelderns Bürgermeis­ter Sven Kaiser hält die zusätzlich­e Verbindung grundsätzl­ich für eine gute Idee, würde sich aber eher eine umfassende­re Linie wünschen, die nicht nur auf die Schulzeite­n in den frühen Morgenstun­den und zur Mittagszei­t begrenzt ist. Wünschensw­ert sei zum Beispiel eine Anbindung an das Irrland auch am Wochenende. Aufgrund der noch unklaren Haushaltsl­age müsse man sich aber die Frage stellen, ob die Stadt Geldern sich jetzt diese Linie leisten kann. Letztlich treffe die Entscheidu­ng aber die Politik.

Van Hees-Clanzett stellte klar, das es sich bei den 2,5 Millionen Euro, die zusätzlich in den Haushalt gestellt werden sollen, nicht um „Grundstück­spekulatio­nen“handelt, sondern spricht von Daseinsvor­sorge. Angesichts des historisch niedrigen Zinsniveau­s wolle man mit Blick auf die Zukunft Flächen ankaufen für Wohn- und Gewerbeflä­chen. Insgesamt sollen dafür fünf Millionen Euro in den Haushalt gestellt werden. Ebenfalls ohne Probleme wurde an diesem Abend über 15.000 Euro für Sitzbänke in Geldern und weitere 15.000 Euro für Blühstreif­en abgestimmt.

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