Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Jessica Rosenthal ist neue Juso-Bundesvorsitzende
BERLIN (jd) Sie tritt in große Fußstapfen. Das Gefühl, im Schatten von Kevin Kühnert zu stehen, hat sie aber nicht. Die Jusos haben am Freitag Jessica Rosenthal per Briefwahl mit 77,8 Prozent der Delegiertenstimmen zur neuen Bundeschefin gewählt. Damit ist die 28-jährige Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen die Nachfolgerin von Kühnert, der den Jusos in den vergangenen drei Jahren zu deutlich mehr Einfluss innerhalb der SPD verholfen hat. Er gab das Amt vorzeitig auf, um sich auf seine Rolle als Parteivize und seine Kandidatur für die Bundestagswahl konzentrieren zu können.
Auch Jessica Rosenthal will im September ins Parlament einziehen – und gibt sich kämpferisch: „Die Jusos werden auf keinen Fall langweilig und brav.“Sie wuchs im niedersächsischen Bad Münder auf, mit 18 Jahren zog sie nach Bonn, arbeitet an einer Realschule im Stadtteil Tannenbusch.
Rosenthal will die SPD mitformen, sich nicht mit der Rolle der Kommentatorin am Spielfeldrand begnügen. Zwar stehe die Jugendorganisation der SPD-Parteiführung inzwischen näher als früher, sagt Rosenthal, die 2019 als NRW-Juso-Chefin gemeinsam mit Kühnert für die Kandidatur der heutigen SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gekämpft hatte. Sie werde aber weiter unbequem sein. Die Jusos hätten „den klaren Anspruch in Richtung Partei“, dass der linkere und zukunftsgerichtete Kurs jetzt weitergehe.
Die große Koalition lehnt Rosenthal strikt ab – wie ihr Vorgänger Kühnert, der kurz nach seiner Wahl zum Bundeschef mit der „NoGroko“-Kampagne eine raketenhafte Karriere hinlegte. Rosenthal will die Bündnisfrage jetzt aber nicht hoch und runter diskutieren. Die begeisterte Karnevalistin, die schon mal ein Robin-Hood-Kostüm anzog, will lieber darüber reden, wie junge Menschen gut aus der Corona-Krise kommen. Rosenthal nutzt etwa die Schlagworte „Jobgarantie“und „Ausbildungsgarantie“. Ob die SPD dabei mitzieht? Noch offen.