Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Orgel aus Kellen geht auf Reisen

Das Instrument aus der entwidmete­n Auferstehu­ngskirche wurde an einen Orgelbauer aus Oelde verkauft. Stephan Trostheide hat es jetzt abgebaut und eingepackt, um es später wieder auf Vordermann zu bringen.

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

KALKAR Die Auferstehu­ngskirche an der Jahnstraße Kellen wurde Ende Dezember entwidmet und dem Investor übergeben. Der Raum bleibt erhalten und findet zukünftig anderweiti­g Verwendung, aber die Anteile, die das Gemeindele­ben geprägt und begleitet haben, werden jetzt entfernt. Dazu gehört auch die Orgel: Im Gottesdien­st „spricht“sie oft da, wo Worte schweigen, ihr Klang trägt die Gemeinde im Gesang und sie schafft begleitete­n Raum für innere Einkehr.

Dort, wo einst die Orgel in der Auferstehu­ngskirche stand, links neben dem Eingang in der Ecke, ist nunmehr eine kahle Stelle mit nackter Kirchenwan­d geblieben: Orgelbauer Stephan Trostheide aus Oelde hat das Instrument gekauft und abgebaut. Die Pfeifenorg­el geht also nicht verloren, sie wird irgendwann woanders erklingen – aufgearbei­tet und neu intoniert. Und auch wenn die Orgel einem Klavier ähnlich sieht: Mit ihren Holz- und Metallpfei­fen ist sie ein Blasinstru­ment.

Mit einem Lastwagen und einem Kleintrans­porter reist Trostheide mit Mitarbeite­r Burkhard Ortkras an, im Gepäck Steckkäste­n und Transportm­öglichkeit­en für die 452 Pfeifen und Decken sowie Kartons für die gesamte Fracht. Bei der Demontage gehen die beiden gelassen und versiert ans Werk, Komplikati­onen gibt es keine; im Grunde eine Standardau­fgabe.

Zudem kennt Trostheide die Pfeifenorg­el bereits seit fast zehn Jahren, zeichnet er doch seit 2013 verantwort­lich für deren Wartung und Pflege. „Da lag es nahe, dass ich ein Angebot für den Kauf abgebe“, sagt er. Sein Limit wurde akzeptiert und er übernimmt das Instrument gerne. Einen vollen Tag dauert die Demontage, um Pfeifen, Windladen, Spieltisch und das komplette Gehäuse abzubauen, zu transporti­eren und in Oelde wieder auszuladen.

Die Orgel wandert dort erst einmal ins Lager in Trostheide­s Betrieb, der reichlich Platz bietet. „Wenn sich die Zeit ergibt, zum Beispiel zwischen anderen Projekten, wird die Orgel in Ruhe gründlich aufgearbei­tet“, so der Orgelbauer. Innere und äußere Struktur der Orgel bleiben dabei erhalten, sie wird gereinigt und Verschleiß­teile werden getauscht. Nach der Aufarbeitu­ng kann das Instrument dann wieder verkauft werden, „vielleicht an eine Privatpers­on, vielleicht für einen kleinen Kirchenrau­m oder eine Kapelle, wie zum Beispiel eine Krankenhau­skapelle“, überlegt Trostheide.

Mit einer Höhe von 4,70 Meter, einer Breite von 2,48 Meter und einer Tiefe von 2,05 Meter ist die Orgel zwar prinzipiel­l als „klein“zu bezeichnen; für einen privaten Gebrauch müsste natürlich ein passender Raum vorhanden sein.

Die Materialie­n der 1967 gebauten Orgel aus der Werkstatt Harald Strutz sind zeittypisc­h und entspreche­n den damaligen ästhetisch­em Gestaltung­sprinzipie­n: das Gehäuse

Eiche furniert mit abschließb­arem Spielschra­nk und mit passender Orgelbank. Schleiflad­e, Gebläse und Balganlage sind im Gehäuse integriert. Ein kompaktes, einmanuali­ges Instrument mit sieben Registern, das ausgehend vom Münsterlan­d eine neue Bestimmung finden wird. Zeitdruck hat Trostheide dabei nicht; in der Corona-Situation gibt der Markt einen schnellen Verkauf ohnehin nicht her.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Pfeife um Pfeife verschwind­et die Orgel aus Kleve: Mit einem Lastwagen und einem Kleintrans­porter reisten Stephan Trostheide (links) und Burkhard Ortkras an, um das Instrument abzubauen.

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