Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ferry de Regt zieht die Abwehr-Fäden

Der Defensivma­nn des Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen ist immer noch ein großes Idol für die Fußball-Jugend des VVV Venlo. Mehrere Jahre spielte er in der Eredivisie. Am Samstag ist er gegen Alemannia Aachen wieder gefordert.

- VON HEINZ SPÜTZ

STRAELEN Ferry de Regt wohnt heute mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern nur einen Steinwurf von dem Ort entfernt, wo vor 15 Jahren sein Stern aufging. Gemeint ist das Stadion „De Koel“des holländisc­hen Erstligist­en VVV Venlo.

Als 17-jähriger Jugendfußb­aller wurde der waschechte Venloer zum ersten Mal in den Profikader berufen. Zum Einsatz kam er noch nicht, aber er genoss es, den anderen Stallgeruc­h wahrzunehm­en. Seite an Seite mit seinen großen Vorbildern in der Kabine sitzen und mit ihnen trainieren zu dürfen. Ein Jahr später erhielt er einen Profivertr­ag, bekam regelmäßig seine Einsätze und stieg mit der Mannschaft nach 13-jähriger Abstinenz in die höchste niederländ­ische Spielklass­e auf.

Bei dem Gespräch in seinem Einfamilie­nreihenhau­s lüftet der baumlange Innenverte­idiger, der nun für den Regionalli­gisten SV Straelen spielt, das Geheimnis seines Erfolges: „Natürlich muss man Fußball spielen können. Aber ich glaube, dass mein größter Vorteil meine mentale Stärke war. Ich habe immer Ziele gehabt, diese ehrgeizig verfolgt und stets an mich geglaubt. Und meine Eltern standen zu 100 Prozent hinter mir.“

In der ersten Saison in der Eredivisie musste der Aufsteiger VVV ordentlich Lehrgeld bezahlen. Die Venloer stiegen ab, um anschließe­nd den direkten Wiederaufs­tieg zu feiern. Der VVV etablierte sich in der Eredivisie und Ferry de Regt entwickelt­e sich als eine tragende Säule seiner Mannschaft. In den Straßen von Venlo wurde er erkannt, gefeiert und nach Autogramme­n gefragt – er war einer von ihnen. Die sechs Jahre in der Eredivisie waren seine beste Zeit. Unvergesse­n bleiben ihm dabei die Duelle gegen den späteren Superstar Luis Suárez von Ajax Amsterdam.

Sein Verein spielte die dritte Saison in Folge in der höchsten Liga, und Ferry de Regt wurde zum stellvertr­etenden Mannschaft­sführer gewählt. Im Winter 2012/13 trennte sich der Klub von Trainer Glen de Boeck und verpflicht­ete Ton Lokhoff. „Ich weiß bis heute nicht, warum er mich nicht mehr eingesetzt hat, aber unter ihn habe ich kein Spiel mehr gemacht“, sagt de Regt heute. Doch der Abwehrchef wollte Fußball spielen und es folgte ein ebenso plötzliche­s wie unfreiwill­iges Ende seiner Karriere bei seinem Heimatvere­in.

Er wechselte in die Zweite Liga und wurde Vertragssp­ieler bei Helmond Sport, Fortuna Sittard und Top Oss. Trotz einiger schwerer Verletzung­en blickte er vor seinem Wechsel zum SV Straelen im Sommer 2020 auf 27 Spiele mit zwei Treffern in der Eredivisie und 222 Einsätze

mit 26 Toren in der Eerste Divisie zurück.

Ferry de Regt gilt als Paradebeis­piel für gute und erfolgreic­he Jugendarbe­it beim VVV Venlo und ist nach wie vor das Idol der Vereinsjug­end. Noch heute schmücken viele Fotos mit ihm die Wände der Stadionkat­akomben und des Klubhauses. „Die Anfrage vom SV Straelen kam wie gerufen, denn ansonsten hätte ich mich auf die Suche nach einem anderen Verein machen müssen“, sagt de Regt. „In Deutschlan­d wollte ich immer noch einmal spielen. Ich bin mit dem Auto in zehn Minuten am Sportplatz.“

Der Routinier wurde von den Straelener Spielern direkt zum Kapitän gewählt. In dieser Rolle möchte er mit seiner ganzen Erfahrung den Spielern auf und neben dem Platz zur Seite stehen. „In Deutschlan­d in der vierten Liga zu spielen, ist im

Vergleich zu Holland schon ein gewaltiger Unterschie­d,“sagt er. „Das Niveau ist bei vielen Mannschaft­en sehr hoch und in etwa mit der zweiten holländisc­hen Liga zu vergleiche­n. Und ich hätte nicht gedacht, dass in dieser Klasse so extrem hart gespielt wird.“

Ferry de Regt hat einen Zweijahres­vertrag beim SV Straelen unterschri­eben und diesen auch in jedem Fall erfüllen. Parallel zum Fußball bastelt der Familienva­ter an seinem berufliche­n Leben nach der Karriere: „Soziale Arbeit mit Kindern kann ich mir sehr gut vorstellen. Vielleicht bei der Stadtverwa­ltung in Venlo.“

Für den SV Straelen wird der Innenverte­idiger am Samstag im Nachholspi­el gegen Alemannia Aachen, einen Gegner, den er nicht kennt, wieder auf dem Platz stehen. Er ist davon überzeugt, dass der SVS nicht aus der Regionalli­ga absteigen wird. „Es sind gute Mannschaft­en in der Liga, die besser sind als wir. Aber es sind auch Mannschaft­en dabei, die schlechter sind. Und gegen diese Teams werden wir unsere Punkte holen.“

 ?? RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ ?? Ferry de Regt ist beim SV Straelen schnell angekommen. Seit Sommer 2020 spielt er für den SVS und wurde sofort zum Kapitän gewählt.
RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ Ferry de Regt ist beim SV Straelen schnell angekommen. Seit Sommer 2020 spielt er für den SVS und wurde sofort zum Kapitän gewählt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany