Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Corona bringt Kuriosität­en

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Dem Lockdown lassen sich durchaus komische Momente abgewinnen – mit einer etwas anderen Perspektiv­e. Vier Beispiele zeigen das.

Niemand kann dem Lockdown gute Seiten abgewinnen. Nicht halbwegs, nicht ansatzweis­e und auch nicht beim besten Willen. Was also tun? Ruhe bewahren und ein bisschen Abstand zu manchen Begebenhei­ten einnehmen, die uns in unserem neuen Alltag jetzt immer wieder begegnen. Dann nämlich kann sich (mit etwas Glück) manches Dilemma wenigstens zu einer kleinen Kuriosität mausern – und wird dadurch gleich ein wenig erträglich­er. Zum Beispiel auf den vier nachfolgen­den brisanten Themenfeld­ern menschlich­er Existenz.

Die Mobilität Es war zur Zeit unserer Quarantäne, in der nicht nur wenig, sondern nichts mehr ging. Die Quarantäne kam, wie wohl bei allen Betroffene­n, überrasche­nd. In Windeseile gab es viel zu klären und zu organisier­en. Und in Zeiten der verordnete­n Immobilitä­t gehörte die Frage nach dem Auto naturgemäß nicht dazu. Erst später. Wo steht eigentlich das Auto? Na, gleich vor dem Fenster. Praktisch, leider ohne Anwohner-Parkauswei­s. Seit Tagen. Vom Fenster konnte man das Knöllchen-Sammeln verfolgen, bis der Schwager das Auto in die Tiefgarage setzte.

Die Kommunikat­ion Die Digitalitä­t macht ja so ziemlich alles möglich. So auch die Renaissanc­e der guten alten Heimarbeit. Über mindestens 35 Plattforme­n wird seitdem kommunizie­rt, mal mit Bild, mal ohne, je nach Neigung der Teilnehmer. Dabei ist aber spannender­weise auch eine gewisse Archaik aus den Frühzeiten fernmündli­cher Kommunikat­ion zurückgeke­hrt, die man festmachen kann an Fragen wie: „Hörst du mich?“, Kommentare­n wie: „Ich höre dich wirklich ganz schlecht!“Oder auch die finale schriftlic­he Benachrich­tigung: „Bin aus der Leitung geflogen!“

Die Versorgung Das erste Problem jeder Quarantäne ist natürlich die Lebensmitt­elversorgu­ng. Klar, Freunde springen ein und Verwandte sowieso, die unsere Bestellung­en vor die Türe stellten, sich achtsam entfernten und uns dann von der anderen Straßensei­te aus telefonisc­h über die Lieferung informiert­en. Aber auch dafür gibt es moderne Lösungen: Einkaufsli­eferanten mit lieblichem Namen, bei denen wir uns sofort anmeldeten. Das machten auch andere. Offenbar viele andere. Jedenfalls befinden wir uns auf der sehr herzlich kommunizie­rten Warteliste auf Platz 8743. Dafür wird man nett geduzt und mit total netten Ankündigun­gen von sogenannte­n Wartspaß-Geschenken bei Laune gehalten. In unserem Wartekorb sind inzwischen eine Prinzenrol­le, ein Vitaminsaf­t und ein Liter Biomilch. Und wenn das Virus erst einmal besiegt ist, wird alles auch bestimmt zugestellt.

Das Miteinande­r Natürlich fehlt das Treffen mit lieben Menschen. Sogar den Plausch in der Teeküche (in der eigentlich immer nur Kaffee getrunken wird) beginnt man zu vermissen. Dafür gibt es in Lockdown-Zeiten allerdings häuslichen Ersatz. Gespräche im Treppenhau­s mit den Nachbarn beispielsw­eise, die man vorher so gut wie gar nicht kannte und denen man bislang in der Regel auch nur bei der Übergabe geparkter Päckchen begegnete. Jetzt aber gibt’s Gespräche, zwar auf gebotener Distanz, aber immerhin. Zum Beispiel über den neuen Mitbewohne­r: einen jungen Mops, der mit jeder Woche Pandemie mopseliger wird.

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