Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Erwartungen an die Kirche
Die Comedy-Queen Carolin Kebekus und den Satiriker Christian Ehring von extra3 muss man nicht mögen. Ich mag ihren Humor, auch wenn mir nicht alles gleich gut gefällt.
Wenn die beiden in den letzten Monaten unabhängig voneinander jeweils zur besten Sendezeit sehr ausführliche und gut informierte Kritik an Kirche üben und dabei sogar (fast) auf platte Kalauer verzichten, dann ist das schon ungewöhnlich.
Jetzt könnte man sich als Katholik natürlich angegriffen fühlen. Andererseits kann man sich auch freuen über so viel Aufmerksamkeit. Und leider ist ihre Kritik an fehlender Gleichberechtigung (Kebekus) und dem Umgang mit dem Thema Missbrauch (extra3) nur allzu berechtigt. Und wenn dann noch deutlich wird, dies ist für Carolin Kebekus „auch ein persönliches Anliegen“und Christian Ehring bekennt: „Ich bin eigentlich ziemlich bibelfest“- dann bewegt mich das sehr, weil es erkennbar ein Herzensanliegen ist: Kirche, bitte ändere dich endlich!
Ganz ähnlich geht es mir auch, wenn Luisa Neubauer von der Bewegung Fridays for Future in Deutschland die Kirchen als natürliche Bündnispartner bei der Schöpfungsverantwortung ansieht und zum Handeln auffordert.
Dabei ahnt sie wahrscheinlich nur ansatzweise, wie sehr sie damit auch theologisch richtig liegt und vielen aus dem Herzen spricht, die sich teils schon seit Jahrzehnten in diesem Bereich engagieren und dafür lange von Kirche und Gesellschaft belächelt wurden.
Wenn solche engagierten jungen Leute und eher „kirchenferne“und kritische Prominente noch so viele Erwartungen an Kirche haben, macht mir das Mut und Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist. Ich wünsche und bitte sehr darum, dass wir als Kirche diese berechtigten Erwartungen nicht enttäuschen!