Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Das goldende Schwimmzei­talter

- VON BIANCA MOKWA

Das Jubiläum der „Nassen Säcke“erinnert an die Wasservoll­eyball-Turniere im ehemaligen Hallenbad. Dieter Berg erinnert sich.

Das Jubiläum der „Nassen Säcke“erinnert an die Wasservoll­eyball-Turniere. Die fanden im ehemaligen Hallenbad statt. Dieter Berg erinnert sich. Als Schwimmmei­ster hat er rund 7500 Kindern (und Erwachsene­n) die Angst genommen.

ISSUM Wenn man nicht selbst dabei gewesen ist, kann man es nur schwer glauben. Issum war mal so etwas wie eine Wasservoll­eyball-Hochburg. Richtig gelesen. Bis zu 16 Mannschaft­en, alle aus Issum, nahmen an Turnieren im Hallenbad teil. Das las sich dann so: „Das Finalturni­er am Freitag, 25. Oktober 1991, hat den zahlreich erschienen Zuschauern alles geboten, was man sich von einem Finale verspricht: gelungene Ballpassag­en, Spannung, Dramatik und freie Getränke. Diese Kompositio­n passte wie ein Puzzle zusammen und brachte die Stimmung in der Schwimmhal­le phasenweis­e zum Kochen.“

Wenn Dieter Berg heute davon erzählt, muss er schmunzeln. Die alten Geschichte­n leben wieder neu auf. Und das hat einen guten Grund. Die Männer der Wasservoll­eyball-Mannschaft „Die Nassen Säcke“blicken auf ihr 50-jähriges Bestehen. Gegründet wurden sie am 29. Oktober 1970 als Schwimmclu­b zur körperlich­en Ertüchtigu­ng. Nachdem ihnen Corona bei den Feierlichk­eiten 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, hoffen sie auf dieses Jahr. Wer auch nach 50 Jahren noch zusammen ist, der muss schon viel richtig gemacht haben“, sagt Dieter Berg, Mann der ersten Stunde.

Die Initialzün­dung für den Wasservoll­eyball war 1970 die Inbetriebn­ahme der Schwimmhal­le am Tapp, die es leider heute nicht mehr gibt. Damals wurde für Issum auch ein Schwimmmei­ster gesucht. Dieter Berg bewarb sich auf die Stelle und wurde genommen. Direkt 1970 ging es los, seine Aufgabe war es unter anderem, Kindern, aber auch Erwachsene­n, Schwimmen beizubring­en. Der ein oder andere Schützling ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben. Sein Ansatz war immer: viel Verständni­s, auch für die Angst vor dem Nass, und dann die Steigerung vom flachen in das tiefere Wasser.

Und dann gab es da noch die Freitagabe­nde. „Das waren reine Männerstun­den“, sagt er. Einer hatte einen Ball mitgebrach­t, es wurde hin- und hergeworfe­n, irgendwann kamen provisoris­che Tore dazu. Ab und zu gab es auch mal eine Dose Bier. Dose wohlgemerk­t, denn Glas war im Wasser nicht erlaubt. Aus dem Spaß wurde „Ernst“. „Die Nassen Säcke“steckten andere mit ihrer Begeisteru­ng für den Wasserspor­t an. Über Sponsoren musste man sich keine Gedanken machen, blickt Dieter Berg zurück. Die Geschäftsl­eute und auch Issumer Parteien

spendeten Pokale und Gewinne. Die örtliche Brauerei sponsorte Altbier für die Wasservoll­eyball-Turniere. „Es war eine tolle Zeit!“, sagt der Issumer. Dann gab es da noch die Dienstagss­chwimmer. „Alles Erwachsene, die bei mir Schwimmen gelernt haben und die geblieben sind“, sagt Dieter Berg. Zu Nikolaus, St. Martin und anderen Gelegenhei­ten gab es Aktionen. Man ging zusammen auf Bustour und genoss die Gemeinscha­ft. Wasser wurde das verbindend­e Element. Hochgerech­net werden es an die 7500 Kinder und Erwachsene sein, die bei

Dieter Berg das Schwimmen lernten. Also gut die Hälfte der Bevölkerun­g der Gemeinde Issum lernte unter den Fittichen von dem Mann, der im ersten Leben Bergmann bei Friedrich-Heine in Kamp-Lintfort war. Wasser ist sein Element. Mit Schwimmmei­ster Ferdi Selhorst aus Geldern lieferte er sich spannende Wettkämpfe im Brustschwi­mmen. Selhorst besuchte Dieter Berg auch mal in seiner Issumer Wirkungsst­ätte, dem Hallenbad. Leider kam der Tag als das Hallenbad geschlosse­n wurde.

So ging es 1999 weiter: Berg übernahm kurz nach der Schließung des Hallenbads Dienste im Sevelener Freibad. „Die Nassen Säcken“suchten nach einer Alternativ­e. Um die schwimmhal­lenlose Zeit zu überbrücke­n, spielten sie von 1999 bis 2002 bei den Fußballtur­nieren der BSG und des TV Issum mit. „Leider waren wir auf dem Trockenen nicht ganz so gut, wie in unserem „nassen Element“, stellten sie fest. Aber auch wenn das Issumer Hallenbad Geschichte ist, „Die Nassen Säcke“gibt es noch. Aber ihre alte Schwimmhal­le, dort wo alles begann, vermissen sie dennoch.

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ARCHIVBILD: PETER OELKER Dieter Berg war als Schwimmmei­ster in der Gemeinde Issum tätig. Unter anderem auch im Hexenland-Freibad. Er vermisst das Issumer Hallenbad.
 ?? FOTO: ARCHIV ?? Frank Bruns, Wilfried Oymann, Klaus Peters, Georg Cox, Karl-Heinz Oymann, Dieter Tissen, Dieter Berg (o. v. l.), Franz Börder, Heinz-Gerd Jacobs, Thomas Konietzko, Klaus Reich, Rainer Osten (fehlt: Hans-Werner van Dyck).
FOTO: ARCHIV Frank Bruns, Wilfried Oymann, Klaus Peters, Georg Cox, Karl-Heinz Oymann, Dieter Tissen, Dieter Berg (o. v. l.), Franz Börder, Heinz-Gerd Jacobs, Thomas Konietzko, Klaus Reich, Rainer Osten (fehlt: Hans-Werner van Dyck).
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FOTO: ARCHIV Dieter Berg mit der Enkelin einer ehemaligen Babyschwim­merin. Viele Issumer lernten bei ihm.

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